Monat: August 2007

August 2007
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  • Unterwegs in …

    Von meinem GPS lasse ich mir heute den direkten Weg auf den Glaubenbüelenpass zeigen. Das dürfte so etwa 100 Kilometer weit sein und über ziemlich viele Wellen führen, bevor es dann etwa ab Wolhusen zuerst durch das Emmental und später via Sörenberg nur bergwärts geht. Je nach Zeit, mache ich den Mittagessenshalt in Sörenberg oder dann im Raum Giswil / Sarner See. Zur Belohnung dieser Anstrengung versuche ich das GeoCache auf dem Glaubenbüelen noch auszuheben.

    Die Gestaltung des Nachmittags ist weitgehend offen. Laut der Beschreibung eines weiteren GeoCaches auf dem Ächerli soll es eine landschaftlich schöne Verbindung zwischen Kerns und Dallenwil geben. Diese führt nochmals über einen “Buckel” von 1400 Metern, eben den Ächerlipass.

    Anschliessend Fahrt nach Luzern und eventuell mit dem Zug bis nach Hause.

    Ob ich das tatsächlich alles so mache, oder ob ich nicht plötzlich doch eine andere Idee habe, das lässt sich auf meinem Webtracker in fast Realtime (08.02.2015: Link entfernt) mitverfolgen.

  • Glaubenbielenpass

    Wie von den Meteorologen angekündigt: ein wunderbarer Morgen. Dazu wurden für heute sommerliche Temperaturen und erst noch ohne Regen versprochen. Deshalb konnte ich meine heutige Fahrt bereits schon gestern etwas planen. Sie sollte mich auf den Glaubenbielenpass führen.

    Als Route liess ich mir vom GPS den kürzesten Weg vorschlagen. Dies im Bewusstsein, dass der kürzeste mindestens zeitweise auch der hügeligste sein musste.

    Am Anfang, wie zu erwarten: Schinznach-Bad, Lenzburg, Seon und weiter Richtung Hallwilersee. Doch dann, kurz vor Birrwil, wollte das GPS zwischen zwei Bauernhöfen rechts abbiegen und den Hügel hinauf. Ich folgte dem Wunsch, nahm ein paar Höhenmeter steilste Strasse in Kauf, doch was dann folgte passte irgendwie zu diesem schönen Sommertag. Weit über dem Hallwilersee, zwischen kleinen Dörfchen hindurch, mal steil hinauf, mal wieder steil hinunter, befuhr ich Wege und Strässchen, die ich selbst nie gesucht hätte. Landwirtschaft und Wälder wechselten sich immer wieder ab, die Strecke über weite Strecken beinahe ohne Verkehr. Aber auch so führte der Weg schlussendlich über Reinach/Menziken, Sursee und Wolhusen an den Anfang der Panoramastrasse nach Sörenberg und weiter auf den Glaubenbielenpass.

    Die Panoramastrasse von Schüpfheim über Sörenberg, Glaubenbielenpass und wieder hinunter nach Giswil, am Fusse des Brünigs ist auf der ganze Länge auch als Radweg ausgeschildert. Am Anfang führt sie durch eine schon fast romantisch anmutende Felsschlucht. Die Steigung ist durchaus machbar. Darauf folgt ein ziemlich flaches Stück bis nach Flühli, wo es nun zum ersten Mal richtig zur Sache geht, aber immer noch unter 10% – Gefälle bleibt. Sörenberg und etwas weiter oben der Parkplatz für die Rothornbahn ist bald passiert.

    Dann geht es los. Eine Tafel macht den Velofahrer darauf aufmerksam, dass jetzt 450 Höhenmeter auf 6 Kilometer verteilt folgen. Nur, die sind nicht schön regelmässig. Des Öftern sind Steigungen über 10% zu bewältigen. Die seltenen Spitzkehren erlauben auch mal einen Blick talaufwärts, oder auf die andere Seite des Tales mit dem Rothorn. Wahrlich zeitweise ein wunderbares Panorama. Doch wenn man dann die Passhöhe erreicht hat, ein paar Meter hinunter gefahren ist, so liegt das ganze Tal mit dem Sarnersee regelrecht zu Füssen des Betrachters.

    Das Mittagessen habe ich heute in der Mörlialp eingenommen. Die sind zwar nicht so auf hungrige Velofahrer eingestellt, dafür hat es viel Platz auf der Gartenterrasse.

    Anschliessend ging es dann in rasantem Tempo nach Giswil hinunter und weiter in Richtung Luzern entlang dem Sarnersee und später dem Alpnachersee, einem Ausläufer des Vierwaldstättersees.

    Aus dem Finden des Geocaches am Glaubenbielenpass wurde leider nichts. Denn genau an dieser Stelle stand eine Menge Leute herum, welche Modellsegelflieger fliegen liessen. Da es unter den Geocachern verpönt zu sein scheint, unter den Augen von Beobachtern unter Steinen und Wurzeln zu wühlen, verzichtete ich halt schweren Herzens auf das Finden dieses Verstecks.

  • Eine weitere Routinefahrt

    Am Bruggerberg und der Lägern entlang hängen ein paar Nebelschwaden, der Himmel ist fast wolkenlos, aber noch ziemlich dunkel. Gezählt sind die Tage an denen ich den grösseren Teil des Arbeitsweges ohne Zuhilfenahme einer künstlichen Beleuchtung werde abfahren können. Zwischen Neuenhof und Killwangen färbt sich der Himmel mit einem intensiven Orange, bevor dann irgendwo um Dietikon herum, die ganze Sonne sich über die Hügel erhebt.

    Am Abend fällt auf, dass auf manchen Wiesen nochmals Gras geschnitten, getrocknet und diesmal nun sogar mit dem riesigen Anhänger und dem Heuauflader eingesammelt wird. Für einmal keine Siloballen, die dann auf den Wiesen herumliegen. In der Ferne ein paar Wolkenbänke von aufgetürmten Kumuluswolken.

    Ansonsten eine reine Routinefahrt, Training eben.

  • Sommerferienzeit ist vorbei

    Dies wenigstens mein Eindruck, den ich heute bei der Fahrt zur und von der Arbeit bei diesem regen Autoverkehr auf unseren Strassen bekommen habe. Vor allem im Gebiet um das Lieli haben sich die Verkehrsströme, auch wegen der neuen Autobahnanschlüsse offensichtlich bleibend verändert.

    Die Sonne lässt sich immer später erblicken. Heute traf es sich so, dass sie genau im Einschnitt zwischen der Lägern und dem Hüttikerberg stand. Ein schmales Wolkenband verhinderte allerdings vorerst, dass sie ihren ganzen goldenen Glanz von allem Anfang an über das erwachende Limmattal legen konnte.

    Ansonsten nichts besonderes, ausser vielleicht dass bei dem Apfelbaum auf der langen Geraden zwischen Spreitenbach und Dietikon jede Menge Äpfel am Boden lagen. Glücklicherweise fuhren früher vor mir schon ein paar hier durch, so dass bereits ein schmaler “Matschstreifen” herausgefahren war.

  • Reprise auf la Bonette

    Grosse Ereignisse werfen lange Schatten. So denke ich sehr gerne an unsere Königsetappe der Fernfahrt von Paris nach Rom, zurück.

    Ich stehe in La Jausière, hatte für das Mittagessen ein paar Kilometer vorher in La Barcelonnette noch eine rechte Portion Spaghetti verdrückt, eine Coca-Cola getrunken und für einmal gezuckerten Kaffee zu mir genommen. Denn Stärke brauche ich heute Nachmittag noch in rauhen Mengen. Geht es doch auf der Fahrt von Paris nach Rom, heute an diesem wundervollen sonnigen und angenehm warmen Tag über den höchsten Punkt der Reise. 2802 Meter, La Cime de la Bonette, steht ausgangs La Jausière, auf einer unübersehbar grossen Tafel. Ich rechne nach: es geht ab jetzt also noch 1600 Meter in die Höhe. Allerdings wird dies nicht die letzte Leistung sein, denn nach einer Abfahrt, hinunter auf 1200 Metern in St. Etienne de Tinnée, übernachten wir 400 Meter höher in Auron.

    La Jausière

    Ich kurble los. Gemütlich, spare den kleinsten Gang vorerst noch für steilere Passagen. Nach Profil sollte es einigermassen gleichmässig nach oben steigen, die letzten vielleicht drei Kilometer etwas weniger. Aber das werde ich dann erst in etwa 20 Kilometern erleben. Ich versuche mit möglichst wenig Kraft, dafür etwas höherer Skadenz durchzukommen. Hie und da werde ich von einem Kollegen überholt, überhole selber den einen oder anderen. Etwa ausgeglichene Überholbilanz. Es läuft gut. Die Strasse ist schön regelmässig steil, die wenigen Spitzkehren etwas flacher. Ab und zu, meist nur für kurze Zeit, kann ich die Kette sogar vom zweiten auf das dritte Ritzel legen.

    Die Waldgrenze kommt langsam näher. Das hat aber keinen Einfluss auf irgendwelche schattenspendenden Bäume, denn jetzt, kurz nach dem Mittag, steht die Sonne sowieso ziemlich direkt über uns. Zwischen den Kehren gibt es immer wieder lange, gerade Stücke. Erinnerungen an das Stilfserjoch kommen auf. Soll doch auch diese Strasse von Napoleon gebaut worden sein. Brauchen auch Pferde zwischendurch kleine Verschnaufpausen, wenn sie das schwere Kriegsgerät nach oben schleppen?

    Die Gedanken schweifen ab, die Beine kurbeln regelmässig, die Augen schauen immer wieder auf die angezeigten Meter über Meer und die aktuelle Uhrzeit. Das Gedächtnis rechnet dann eine Zeit lang an der Steiggeschwindigkeit pro Viertelstunde. Bei 2000 Metern über Meer werde ich eine kurze Pause einlegen. Das ist dann ziemlich genau die Hälfte der Steigung von heute Nachmittag.

    Die Waldgrenze scheint nun definitiv unter mir zu liegen. Die 2000 Meter-Grenze kommt in Griffnähe. Die Beine sind immer noch gut drauf. Es fehlt mir nichts, genug getrunken, gelegentlich vielleicht mal eine Banane, kann nichts schaden. Spüre keine Veranlassung hier einfach so innezuhalten, fahre durch. Überhole ein paar schwer beladene Mountainbiker, durchfahre ein paar Spitzkehren. Es ist schön, so ab und zu wieder talaufwärts zu fahren und die andere Seite der Talschaft mit den darum herum stehenden Bergen anzuschauen. Allerdings fährt man damit heute Nachmittag auch gegen den Wind, oder wenigstens das Lüftchen.

    2200 Meter über Meer: ich schliesse zu einem Kollegen auf, halte an, verdrücke eine Banane, noch etwas von einem Powerriegel, nicht zu viel, die Dinger geben immer Durst. Wasser ist noch genügend da. Auch davon gibt es noch ein paar Schlucke. Der Kollege ist bereits gegangen. Auch ich steige wieder auf, finde sofort den richtigen Rhythmus wieder und weiter gehts. Weitere Spitzkehren. Irgend eine Abzweigung, vielleicht die alte Passstrasse. Ein paar Häuser stehen da, vielleicht alte Bauten in Zusammenhang mit Napoleon? Bin jetzt auf etwa 2500 Meter über Meer.

    Über weite Strecken bin ich über einen ganz neuen Teerbelag gerollt. Die sonst üblichen Sprayereien in Zusammenhang mit der Tour de France über die grossen Grössen des Radsports sind überteert, einfach nicht da. Aber da vorne steht doch etwas. Orange Schrift, eigentlich unüblich, normalerweise wird weiss gesprayt. “Dani K grüsst Urs H” steht da. Es dauert einen Moment bis ich realisiere. “Urs H” würde ja passen, aber wer ist “Dani K”. Schon bei der Rückfahrt von Calpe nach Bern im Jahre 2004 hat mir kein Mensch geglaubt, dass da auf einer Passstrasse “Hopp Urs” gestanden haben soll. Also verzichte ich auf einen Zwischenhalt und auf eine Fotografie. Das stört nur meinen Rhythmus und glauben würde mir das sowieso keiner. (24 Stunden später und auch heute noch, bereue ich diesen Entscheid).

    Die letzten Spitzkehren sind gefahren, in der Ferne steht die Cima de la Bonette. Unverkennbar. Es muss sie sein. Diese Kahlheit, diese Passstrasse die nur in einer Richtung über den höchsten Punkt führt. Da ist kein Irrtum möglich. Die Strasse flacht etwas ab. Ein zufällig anwesender Kollege macht eine Foto von mir, mit der Cime im Hintergrund. Ich von ihm natürlich auch.

    Cime de la Bonette im Hintergrund

    Noch wenige Kilometer, noch wenige Höhenmeter und die Passhöhe, nicht die Cime, ist erreicht. Die Cime will ich aber auch. Die Strasse, der letzte Kilometer, wie eine Wand vor mir. Rhythmuswechsel in den Beinen, aufstehen, durchtreten, am Lenker reissen. Fast unmenschlich wird die Anstrengung. Aber diese letzten Höhenmeter müssen sein.

    Die Kraft reicht nicht, nicht mehr. Fuss ausklicken, abstehen, stehen bleiben, verschnaufen, nur kurz. Schluck Wasser, ein Bissen vom Powerriegel, zur Cime hinaufschauen, ist aber verdeckt wegen der letzten Kurve. Aufsteigen, einklicken, zusammenreissen, Pedale runterwürgen, am Lenker reissen: geschafft. Unser Gruppenleiter ist oben: “Gratuliere Dir zu dieser Leistung, gut, hast Du da unten nicht aufgegeben”. “Danke” kommt es aus mir raus.

    Blick von der Cime herunter

    Es ist ein wunderbarer Augenblick: mit einem Mal steht die ganze Alpenwelt, voller Gipfel und Kuppen vor einem. Vergessen sind alle Schweisstropfen und die ganze Mühe. Jetzt wo die Anstrengung vorbei ist, weht auch ein kühler Wind über die Höhe. Schade, ist hier nicht das Ziel, sondern erst nach der nächsten Steigung. Aber zuerst geht es nun mal weit über 1000 Meter in die Tiefe.