Monat: August 2012

August 2012
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  • 8. Tag: Matrei – Staller Sattel – Bozen

    Wie schon fast gewohnt, war es auch heute morgen wieder recht kühl und der Himmel mit einem Gemisch von Wolken und Nebel verhangen. Nach nur etwa 7 Kilometern Fahrt bergab, musste ich in Huben bereits rechts abbiegen. Direkt neben der Bundesstrasse beginnt die 10%-Steigung. Im ersten Moment fluchte ich zwar, als mir ausgerechnet jetzt die Kette vom kleinsten Blatt auf das Tretleger abrutschte. Im Nachhinein, war es vielleicht nicht schlecht, zur Aufwärmung auf dem grossen Parkplatz des örtlichen Bauamtes noch ein paar Runden zu drehen, um so dann in die Rampe zu steigen.

    Die Anfahrt auf den Staller Sattel verlief des öftern nach dem gleichen Schema. So eine Art Treppensteigen war angesagt. Nach Rampen folgten wieder kurze flache Abschnitte. Wenn gleich die erste Rampe, wohl die heftigste war. Das Defreggen-Tal ist langgezogen, der Wald reicht bis fast auf die 2052 Meter hohe Passhöhe hinauf. Etwa ab Erlsberg trifft man des öftern Hinweistafeln, dass die Strasse beschädigt sei. In der Regel handelt es sich um Längsrillen, mit zunehmender Höhe aber auch echt abgerochene Stücke in der Strasse, wahrscheinlich Frostschäden.

    Während der ganzen Auffahrt konnte ich einem Schauspiel des Wetter zuschauen. Eine Niederschlagswolke trieb weit hinten ihr Unwesen. Manchmal am rechten Talrand, manchmal am linken Talrand. Als ich dann auch hinten eintraf, bekam ich noch die letzten Spritzer des Schauers ab und fuhr den Rest bis zur Passhöhe einmal mehr auf regennasser Strasse. Glück gehabt.

    Kurz vor der Passhöhe Staller SattelDer Staller Sattel ist ein ziemlich langgezogener Pass mit einem kleinen Bergsee und den üblichen Restaurants, Parkplätzen und einem Hospiz. Über ihm verläuft zudem die Landesgrenze von Italien und Österreich, beziehungsweise zwischen dem Tirol und dem Südtirol.Von der westlichen Seite, woher ich kam, ist der Pass trotz der Strassenschäden recht gut ausgebaut, auf der östlichen Seite, hinunter nach Italien, kann der Pass immer nur zur ersten Viertelstunde gefahren werden. Die Strasse ist zwar in einem guten Zustand, aber schmal, hat keine Ausweichstellen, ist steil und sehr viele Spitzkehren.

    Heute ist es wegen der Wolkendecke ziemlich kühl auf dem Pass. Die Wartezeit bis zur erlaubten Abfahrt verbringe ich mit Verpflegungsnachschub, und Kleider für die Abfahrt überziehen.

    Während der Abfahrt muss ich natürlich meist und kräftig an den Bremsen ziehen. Wegen der Kälte werden die Finger ganz kalt und starr auch Beine, Knie und Füsse beginnen die Kälte zu merken. Nach vielleicht einer Viertelstunde gelangt man an einen grossen See. Ich ziehe es vor, weiter zu radeln, für Wärme besorgt zu sein. Das Tal geht weiter und zügig hinunter. Mehr und mehr zeigt sich auch die Sonne. Kurz vor Bruneck finde ich einen Rastplatz für das Mittagessen. Mittlerweile ist mir wieder recht warm, sogar schon fast zu warm geworden.

    Bruneck/Brunico, meine Sorgen mit dieser Stadt und dem richtigen Weg hindurch: ich glaube ich habe ihn heute gefunden. Das GPS wollte mich zwar unter allen Umständen über das Würzjoch locken, aber im zweiten Anlauf habe ich sie dann doch noch gesehen, die Tafel, welche die Radfahrer vor der Tunneldurchfahrt hindert und als Ausweg einen kleinen Weg, hinauf zur Sonnenburg anbietet. Nach dieser kurzen und steilen Rampe steht neben der Sonnenburg wenigstens ein Brunnen mit plätscherndem frischem Wasser bereit.

    Der Rest der Fahrt nach Bruneck über Brixten/Bressanone nach Bozen, war dann schlicht und einfach eine Fräserei auf Bundesstrassen. Ich wollte die etwa 50 Kilometer bergab möglichst rasch hinter mich bringen. Zumal ich die Strecke von anderen Fahrten in früheren Jahr her schon etwas kannte.

    Fahrradweg vor BozenErwähnenswert ist aber trotzdem der Radweg unterhalb Bressanone. In einem ersten Versuch bin ich ihm eine Weile lang gefolgt. Um Kirchenmauern herum, durch Schrebergärten, im rechten Winkel auf Brücken zu, immer wieder Fussgänger drauf. Das war mir viel zu langsam, ich wechselte wieder zurück auf die Bundesstrasse. Später dann, vermutlich nach Klausen, die Bundesstrasse bog in ein Tunnel ein, versuchte ich es nochmals. Da fand ich den Traum von einem Radweg. Vermutlich wurden hier vielleicht 20 Kilometer ehemaliges Bahntrasse zu einem Radweg umgebaut. Das Gefälle meist leicht bergab, Kurven mit einem riesigen Radius, Tunnels und Gallerien weit überdimensioniert, frischer und feiner Teerbelag. Zwar ist alle Bahntechnik abmontiert, doch das Trassee, die Tunnels, an einer Stelle die doppelspurige Eisenbahnbrücke. Es hat zuviele Anzeichen, es muss ein ehemaliges Bahntrasse sein. Nach einem letzten langgezogenen Tunnel endet der Radweg fast mitten in Bozen.

    Übrigens treffe ich in Bozen bei schönstem Wetter und brütender Hitze ein. Nach einem Start heute Morgen in Matrei auf knapp 1000 Metern über Meer, befindet sich Bozen gerade noch knapp 300 Meter über Meer.

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  • 7. Tag: der Tag auf der Grossglockner Hochalpenstrasse

    Der Morgen begann wie hier offensichtlich üblich, mit Nebel an den Berghängen. Bis ich das Morgenessen gegessen hatte, und wieder reisefertig meine Füsse einklickte, war das Wetter auch heute, wieder ganz passable. Vielleicht etwas kühl.

    Ich radelte auf der Bundesstrasse das Tal hinunter nach Lienz, von dort über den Iselsberg-Pass hinüber ins Mölltal und damit auf die Grossglockner Hochalpenstrasse, oder wenigestens die Auffahrtsrampe dazu. Der Iselsberg-Pass ist das Einstiegstor zur Hochalpenstrasse: 10 und 12%-Rampen liegen hier in Reihe hintereinander.

    Dann ein kleines Stück bergab. Bis Heiligenblut dürfte es wahrscheinlich keine 10%-er mehr drin haben. Dafür steigt die Strasse wellenartig in die Höhe. Immerwieder hat man das Gefühl, es müsste doch hinunter gehen. Die flacheren Stücke zwischen den Rampen täuschen aber. Es geht fast immer bergauf. Die letzte grosse Steigung führt dann nach Heiligenblut. Ab dann dürften auch wieder 10%er dabei sein.

    Oberhalb Heiligenblut erreicht man schon bald die Mautstelle. Sogar Fahrräder haben hier eine eigene Barriere. Man muss zwar nichts bezahlen, aber immerhin einen “Push”-Knopf drücken, damit die Barriere aufgeht. Es sei alles videoüberwacht und nebeneinanderfahren sei verboten, steht da noch.

    Ich fahre weiter. Überlege mir immer wieder, wie lange ich mich wohl auf dieser Strasse aufhalten darf, um am Abend doch noch zu einer vernünftigen Zeit im Hotel zu sein.

    Seit der Überquerung des Iselsberg-Passes, hat sich der Himmel deutlich verdunkelt. Noch scheint ab und zu die Sonne durch die Wolken, aber grösstenteils ist es grau. Einzelne Regentropfen sind auch schon gefallen. Ich mache mal eine Foto von dem grossen massigen Berg vor mir. Vielleicht ist es ja der Grossglockner, vielleicht auch nur ein Berg im hier so nahen Tauern Nationalpark.

    Auf etwa 1900 Meter über Meer, wird die Strasse endlich flacher und biegt in das Tal ein. Die kommenden Spitzkehren sind im Gelände, dank der teils hohen Stützmauern gut erkennbar. Ebenfalls gut erkennbar ist, dass da gerade eine Regenwand das Tal herunter kommt. Soll ich bei der Schaukäserei auf dieser Ebene unterstehen? Warten bis der Regen vorbei ist? Ein kühlender Gegenwind bläst ins Gesicht und jagt die Regentropfen vor sich her.

    Ich rechne wieder: eine halbe Stunde warten? Dann vielleicht nochmals eine knappe Stunde in die Höhe fahren? Oben nichts sehen, weil ich mich mitten in den Wolken und dem Nebel befinde? Zwei nasse Autos kommen entgegen. Grossglockner-Hochalpenstrasse einfach abhaken, im Sinne von “ich war auch dort”?

    Ist mir trotz aller Anstrengungen irgendwie zu Schade. Auch dieser Pass hat etwas besseres verdient als nur gerade ein Häckchen hinter dem Namen. Ich versuchs ein anderes Jahr wieder.

    Schnell bin ich wieder in Heiligenblut, fahre einmal durch, an den Souvenirläden und den Restaurans vorbei. Stürze mich anschliessend in die Tiefe, ins Tal hinunter. Schöne Strasse, mit teils langen Geraden, sogar mit dem Rennrad kann mans einfach laufen lassen. Irgendwo unterwegs, auf einem Bänkchen an einem Flüsschen, Mittagessen aus dem Rucksack.

    Passhöhe IselsbergDer Regenguss erwischt mich bei der Auffahrt auf den Iselsberg. Nicht heftig, es geht gerade ohne Regenschutz. Auf der anderen Seite nach Lienz hinunter ist die Strasse noch trocken.

    Ab Lienz finde ich zufällig den Radweg nach Matrei hinauf. So bleibt mir die Auffahrt auf einer der Bundesstrassen erspart. Dafür ein schmales, geteertes Strässchen der Isel entlang. Vor mir der nächste Regenguss. Ich werde es nicht trocken nach Matrei hinauf schaffen.

    Ein paar kräftige Windstösse lösen die ersten dürren Blätter der zahlreichen Birken. Es beginnt bereits zu nieseln. Ich suche Schutz in einem zufällig vorhandenen Lager mit Schneefräsen und Schneepflügen. Der Wind jagt den Regenschauer hinter dem nächsten Hügel durch. Es bleibt bei Nieselregen. Wenige Kilometer weiter vorne ist die Strasse allerdings klatschnass.

    Doch auf den letzten drei Kilometern vor dem Hotel erwischt mich der nächste Regenschauer doch noch.

    Auch wenn ich dieses Mal die Grossglockner Hochalpenstrasse nicht geschafft habe, so habe ich auch gemerkt, dass ich viel Wert darauf lege, auf die höchste Stelle der Hochalpenstrasse zu gelangen, die Edelweissspitze. Dies notabene auch noch bei vernünftigem Wetter und einer Fernsicht, bei der man noch etwas erkennen kann. Grossglockner Hochalpenstrasse, ich komme wieder. Einmal wird es mir sicherlich gelingen.

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  • 6. Tag: Wörgl – Matrei

    Das Hotel Alte Post, meine Herberge der letzten Nacht in Wörgl, befindet sich ziemlich im Zentrum der Stadt. Für das GPS ist es etwas schwierig zwischen den Häusern eine vernünftige Navigation hinzukriegen. So fuhr einfach mal auf den nächstbesten grossen Kreisl zu, in der Hoffnung ich würde vielleicht Kitzbühel auf einem der Wegweiser finden. Es herrschte ziemlich viel Verkehr, der Kreisel war wirklich gross mit vielen Abgängen zu Autobahnen und normalen Strassen. Irgendwie habe ich dann doch den falschen Ausgang erwischt. Das GPS rechnete sofort eine neue Variante und lotste mich durch die Gegend nach Kitzbühel. Während der ganzen Fahrt habe ich mich zwar gewundert, dass entlang der Strassen kein einziges Mal Kitzbühel auf den Wegweisern zu finden war. Tja, ich fuhr in einem Parallell – Tal. War vielleicht nicht schlecht, hatte auf jedenfall weniger Verkehr und Kilometermässig hat es ebenfalls kaum etwas ausgemacht.

    Nach Kitzbühel ging es dann auf den Pass Thurn. Wie erwartet nichts schwieriges, nur ziemlich viel Verkehr. Der Pass Thurn hat so eine unspektakuläre Passhöhe, wie wohl kaum sonst ein Pass. Ein schönes Hotel, ein Restaurant, etwas Vermietung von Skis und Mountainbikes. Die Passtafel steht mitten auf der Strasse auf einer Verkehrsinsel. Schlicht und einfach, Name und Meter über Meer.

    Aussicht, etwas unterhalt des Pass ThurnEs lohnt sich ein paar Meter hinunterzufahren und dort den Aussichtspunkt ins Salzburgerland und die näheren Berge zu konsultieren. (Wissen aus Geocaches). Das Wetter hatte sich aber heute seit der Abfahrt dauernd verschlechtert. Mittlerweile hingen die Wolken und Nebel schon fast bis auf die Waldgrenze hinunter. Mit Aussicht in schöne Berge war somit nichts. Ich konnte mir allerdings anhand der Panoramatafeln ein paar Gedanken zum morgigen Tag am Grossglockner machen.

    Anschliessend noch nach Mittersill hinuntergesaust und auf die Felbertauernstrasse eingebogen. Dazu gibt es eine Geschichte:

    Nach dem zweiten Weltkrieg bauten die Österreicher diverse Alpen- und Gletscherstrassen, nur um der Bevölkerung die Schönheit der Alpenwelt zu zeigen. Viele dieser Strassen sind heute maut-pflichtig, verkehrstechnisch bräuchte man sie eigentlich nicht, weil meist parallell dazu eine andere, oftmals auch schnellere Verbindung besteht. So ein Beispiel ist die Felbertauernstrasse.

    Sie war damals als Teil einer Schnellstrasse zwischen Venedig und dem Inntal gebaut worden. Deshalb ist sie über weite Strecken dreispurig, das Gefälle überschreitet nirgends 10%. Das Scheiteltunnel ist nur zweispurig und heute auch mautpflichtig und von einem “Radfahr-Verbot” belegt. Allerdings gibt es dazu einen “Shuttlebus” den man für den Transport anfordern kann.

    Parallell zur Felbertauernstrasse verläuft ja die Grossglockner-Hochalpenstrasse. Mit vielen Spitzkehren, bis hinauf auf 2470 Meter über Meer, nicht wintertauglich, langsam, aber dafür mit jeder Menge Ausblicke auf die Alpenwelt und natürlich den Grossglockner, Österreichs vielleicht berühmteste Bergspitze.

    Ich selber habe dann pflichtgemäss vor dem Tunnelportal den Shuttel-Service angerufen, wartete etwa 15 Minunten und wurde mit einem anderen zufällig ebenfalls noch dahersprintenden Radfahrer durch das Tunnel transportiert. Das Scheiteltunnel ist übrigens nicht ganz fünf Kilometer lang.

    Anschliessend auf regennassen Fahrbahnen noch bis Matrei im Osttirol hinunter gefahren und ein Hotel gesucht/gebucht (booking.com und unsere Internetwelt lässt grüssen, funktioniert aber bestens.)

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  • 5. Tag: Oeztal – Kühtaisattel – Inntal

    Die morgendlichen Nebel scheinen eine Eigenart des Öztals zu sein. Doch bis ich mein Morgenessen eingenommen hatte, waren auch die Nebel weg. Hotel bezahlen, Anhänger einklinken und abfahren.

    Einklinken? Da fehlt doch etwas! Das metallene Teilchen auf der Hinterradachse, welches dafür sorgt, dass der Anhänger nicht abrutscht sondern schön auf der Achee eben eingeklinkt werden kann. Der Schreck war gross, als ich mich an das metallene Klimpern von gestern erinnerte. Ich wunderte mich noch, was man an einem Renner aus Carbon wohl verlieren kann, was so metallisch klingt. Schaltung, Bremsen alles schien noch zu funktionieren. Ich war schon auf dem Weg, den Hotlier nach Schrauben und Unterlagsscheiben anzubetteln, als mir einfiel, dass ich ja eine zweite Hinterradachse über all die Hügel mitschleppe. Natürlich befindet sich solches Zeugs im Anhänger zuunterst, aber immerhin, die Achse war da. Nachdem ich sie ausgewechselt hatte und der Anhänger nun nicht mehr abrutschen konnte, konnte auch die Fahrt weitergehen.

    Nach wenigen Kilometern bergab nach Oetz, konnte ich die Steigung zum Kühtai in Angriff nehmen. Schon bald musste ich feststellen, dass es heute nicht so richtig rund lief. Ich fand den Rhythmus nicht. Da halfen auch die teils schönen Ausblicke hinunter ins Oetztal und das Inntal nicht wirklich weiter. Gut, die erste Passage ist auch laut dem Profil sehr steil. Dass es in Gallerien oftmals noch steiler ist, als ausserhalb, das weiss ich mittlerweile ja auch. In Ochsengarten dann endlich eine längere Strecke, ohne grossen Höhengewinn. Doch dann die zweite Bergstrecke hinauf zum Stausee. Auch sie wollte kaum enden.

    Bis fast auf die Passhöhe hinauf, fährt man durch viel Wald. Dann, mit einem Mal, beim kleinen Stausee (Wasser für die Beschneiungsanlagen?) öffnet sich das Tal und der Wald ist weg. Fast rundherum stehen die zackigen Berge. Auf dem Kühtaisattel selber trohnt Kühtai, ein Winterort. Skilifte, Bergbahnen, Gondelbahnen, Sessellifte, Hotels, Boutiquen, Restaurants, Souvenirs, Skivermietungen und Bikevermietungen, halt alles so was es braucht.

    Als Passfoto habe ich mir das grosse Schild mit der goldenen Kuh ausgelesen. Übrigens schon möglich, dass es am Kühtaisattel mehr Kuhroste in der Strasse hat als am Glaubenberg in der Schweiz. Dazu laufen auch hier die Kühe und die paar wenigen Pferde, unbeaufsichtigt und nicht eingezäunt über die Passstrasse.

    Nach der Abfahrt hinunter ins Inntal, stiess ich mehr zufällig als absichtlich auf den Inntaler – Radweg. Es war inzwischen deutlich wärmer geworden. Ich kam bis Innsbruck ziemlich zügig voran.

    Mittagessen an einem schattigen Platz in einem Park, dann ging die Fahrt weiter. Die Wegweiser mit “Kufstein/D” waren jetzt die Richtungsweiser. Der Teil des Radweges unterhalb Innsbruck, scheint mir weniger romantisch angelegt zu sein. Kilometerweise schnurgerade Strecken über Landwirtschaftsgebiete, oder entlang der Autobahn. Auch die Abschnitte mit ungeteerten Feldwegen sind hier viel häufiger anzutreffen.

    Dazu kam noch ein heftiger Gegenwind. Es war mir nicht möglich, über längere Zeit ein Tempo von 25 km/h zu halten. Da kam der Traktor (maximal 25 km/h) als Windschattenspender gerade richtig. Auch andere Velofahrer schienen in diesem Gegenwind zu leiden. Oder animiert ein vorbeibrausendes Rennrad mit Anhänger, tatsächlich zu einer Fahrt im Windschatten? Ich kann mir nicht recht vorstellen, dass hinter dem Anhänger noch genügend Windschaten vorhanden ist. Zudem hängt ja die CH- und die AG-Fahne hintenraus. Egal, einige habens versucht.

    Mit anderen Worten, ich kam heute nicht ganz so weit, wie ich mir das vorgestellt habe. Dennoch, der Tag war wunderbar, angefangen beim Wetter, der Landschaft am Kühtai. Selbst die Fräserei, die Jagerei mit den anderen Radfahrern im Inntal und gegen den Wind, hatte ihren Reiz.

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  • 4. Tag: Oeztaler Gletscherstrasse

    Alle haben es gewusst, nur ich zögerte noch, als ich am frühen Morgen die dicken Nebelschwaden vor dem Schlafzimmerfenster sah. Gemütliches Morgenessen, ab und zu ein Blick nach draussen. Langsam hob sich der Nebel.

    Nach neun Uhr, die letzten Nebelschwaden zogen sich ins Tal hinunter, oder lösten sich in den Wäldern irgendwie auf. Es war noch kühl, als ich startete. Ich nahm es gemütlich, denn heute warteten ja wieder viele Höhenmeter auf mich.

    Ein zügiger Rückenwind stiess mich nach Sölden hinauf. Aber nicht nur deswegen fühlten sich meine Beine heute gut. Vielleicht war es auch eine Art freudige Anspannung, was mich dort oben auf knapp 3000 Meter über Meer erwarten würde.

    Eigentlich geht die Steigung schon am Dorfausgang von Sölden los. 14 Kilometer, 1400 Höhenmeter, ein paar Flachetappen bei der Mautstelle und sonst noch zweimal zwischendurch. Das waren 10% garantiert, meist ja mehr, wenns hinauf ging. Sogar die Motorräder waren heute deutlich langsamer unterwegs als auch schon.

    Etwa bis zur Mautstelle, könnte man im Schatten des Waldes fahren, sofern man nicht über die Mittagszeit hinauffährt. Doch dann, ist für alle Schluss mit Schatten. Die Oeztaler Gletscherstrasse führt am Sonnenhang hinauf.

    Die Kehren sind auch hier durchnummeriert, zusätzlich mit der Angabe der Meter über Meer. Allerdings ist die 1. Kehre zu unterst. Aber man kennt ja sein Ziel: 2830 Meter über Meer muss heute einmal auf dem GPS stehen.

    Der unterste Abschnitt, bis zur Mautstelle, schien mir der härteste zu sein. Nach der Mautstelle ist es vielleicht etwas flacher, doch dafür wird dann die Luft immer dünner, so bleibt die Härte auf den ganzen 14 Kilometern erhalten.

    Das schöne an der Strecke ist, dass man ab der Mautstelle fast immer den einen der beiden Gletscher, den Rettenbachferner vor Augen hat. Kehrt die Strasse zwischendurch mal, so gibt es auch talauswärts ganz schöne Ausblicke.

    Eine Besonderheit waren heute vielleicht die Ziegen und zwei Spitzkehren weiter oben die Schafe, die sich wiederkäuend im Schatten der Leitplanke auf der Strasse ausruhten. Wohl die einzige ebene Stelle in dem recht steilen Tal. Die Tiere liessen sich denn auch nicht aus der Ruhe bringen. Weder von den vorbeischiessenden talwärtsfahrenden Rennradfahrern, noch vom Linienbus der gefühlte alle paar Minuten vorbei kam, noch vom übrigen Verkehr. Auf mein Zischen hin gabs aber wenigstens ein desinteressiertes “Määäh” von einer der Ziegen.

    Nach vielen Schweisstropfen und zähen Kurbelumdrehungen kam ich an die Abzweigung. Rechts zum Rettenbachferner, den ich nun schon eine ganze Weile angeschaut habe, links eine kurze Abfahrt, dann das Tunnel hinauf zum Tiefenbachferner. Ich entschied mich für das Tunnel, dort kommt man ein paar Meter höher an, als beim Parkplatz des Rettenbachferners. (Rekordjäger, ja ich gebs zu).

    Es ist ein ganz besonderes Gefühl, durch ein knapp 2 Kilometer langes Tunnel zu fahren, dessen Ausgang man bereits bei der Einfahrt, als kleines helles Loch sehen kann. Die Steigung darin war machbar, es war kühl, ab und zu erwischte ich einen Tropfen Wasser, höchstens zwei Autos kamen entgegen, von hinten kam nichts. Sonst ist man alleine. Spätestens ab dem Zeitpunkt, wenn das GPS mit einem Pieps gemeldet hat: “kein Satellitenempfang”. Die eigenen Geräusche von Kette und überrollten Steinchen, die eigene Atmung, sonst nichts, nur Ruhe.

    Der Tunnelausgang befindet sich auf offiziell 2829 Meter über Meer, immerhin. Anschliessend geht es hinunter zum Parkplatz für den Kommerz. Sessellifte, Skilifte, Restaurants, eine Ausstellung zum Leben auf dem Gletscher (Beschneiungsanlage, Pistenfahrzeug, vielleicht gehört auch das künstliche Wasserbecken dazu.), eine Tafel für einen Panoramaweg.

    Ich genoss den Moment hier oben auf 2800 Metern, in kurz/kurz, kein Wind, nur Sonne pur, kaum eine Wolke. Drehte ein Runde um den riesigen Parkplatz, schaute mir den Tiefenbachferner an und die Berge auf der gegenüberliegenden Talseite. Ein paar Fotos zur Erinnerung.

    Für die Abfahrt zog ich mir dann aber doch das gelbe Jäckchen an, wartete den Moment eines vorbeifahrenden Autos ab und fuhr hinter diesem durch das Tunnel hinunter. Schien mir irgendwie ungefährlicher zu sein, trotz eigener Beleuchtung, alleine runter zu fahren.

    Die Gletscherstrasse fuhr ich noch relativ zügig hinunter, doch in Sölden angekommen, bummelte ich durch das Öztal wieder zum Hotel zurück.

    Ein schöner Tag. Höher hinauf als 2830 Meter über Meer wird es mit dem Rennrad in Europa nicht mehr gehen (wenigstens vorläufig). Dazu noch bei einem Wetter, wie es schöner wirklich nicht hätte sein können.

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