Jahr: 2015

Dezember 2025
M D M D F S S
1234567
891011121314
15161718192021
22232425262728
293031  
  • Bis der Regen kam

    Bis der Regen kam

    Beim betrachten der Wetterkarten war eines klar: Es wird nicht trocken bleiben. Im Nachhinein bin ich etwas verwundert, wie weit ich überhaupt noch im Trockenen fahren konnte.

    Auch heute hatte ich wieder die Möglichkeit bereits ab sieben Uhr zu frühstücken. Kurz nach acht war ich deshalb auch schon auf dem Rad in Richtung Arlbergpass. Die Rampe beginnt sehr bald und sehr steil zu werden. Spätestens in den Gallerien über St. Anton war für mich fertig mit Kurbeln. Der letzte Teil wird dann wieder etwas flacher. Noch schien die Sonne. Auf der Passhöhe aber war es kühl. Die Wolkenbänke hingen weit herunter.

    Arlberg-Passhöhe (St. Christoph)
    Arlberg-Passhöhe (St. Christoph)

    Mangels einer richtigen Passtafel, habe ich halt die Ortstafel auf der Passhöhe fotographiert, etwas übergezogen und bin sofort weiter gefahren. Bis weit hinunter, über Bludenz hinaus, kommt man ohne grossen Aufwand. Das Pedalieren fällt einfach. Der Himmel verdüsterte sich mehr und mehr.

    Schweiz / Liechtenstein
    Schweiz / Liechtenstein

    Irgendwann entlang der Schweizer Grenze fielen die ersten Tropfen. Es war mehr ein nasser Wind als richtiger Regen. Einige Kilometer, immer wieder diese Feuchtigkeit. Erst kurz vor Rorschach habe ich mir die Regenkleider übergezogen. Es war auch dann der Moment, als ich mir eine Übernachtungsmöglichkeit suchte. So habe ich zwar den Regen mit abbekommen, konnte aber dennoch nicht völlig durchnässt ein Zimmer in einem Hotel beziehen.

    St. Anton - Arlbergpass - Bludenz - Feldkirch - Rorschach - Arbon
    St. Anton – Arlbergpass – Bludenz – Feldkirch – Rorschach – Arbon

    Schweiz / Liechtenstein

    Arlberg-Passhöhe (St. Christoph)

  • Auf dem Inntaler Radweg (wieder einmal)

    Auf dem Inntaler Radweg (wieder einmal)

    Im heutigen Hotel war es möglich, bereits ab sieben Uhr das Morgenbuffet zu plündern. Zudem war es für italienische Verhältnisse ein richtig grosses, umfangreiches. Keine Wünsche blieben offen. Die Gelegenheit war günstig, heute eine längere Etappe unter die Räder zu legen.

    Mein Zimmer im Hotel hatte das Fenster nach Süden, ebenso das Restaurant. Schönster Himmel, wie all die letzten Tage auch. Doch als ich das Rennrad aus der Garage holte und nach Westen schaute, sah das gar nicht mehr schön aus am Himmel.

    Während der Auffahrt auf den Brenner fielen sogar einzelne Tropfen. Der Vorteil war allerdings auch, keine Sonne brannte vom Himmel herunter. Die zeigte sich erst bei der Abfahrt vom Brenner ins Inntal nach Innsbruck hinunter. Es war aber trotz allem nicht mehr ganz so heiss, wie gestern.

    Brennerpass
    Brennerpass

    Innsbruck meisterte mein GPS und ich ohne Probleme. Nur verpasste ich irgendwo den Wegweiser auf den Inntaler Radweg. Ich versuchte es eine Weile lange alleine, diesen Weg zu finden. Baustellen und Umleitungen erschwerten das Vorhaben allerdings. So dass ich mich irgendwann einmal in einem “Kleeblatt” von Autobahnauffahrten und Abfahrten gefangen sah. GoogleMaps und der Marsch quer über die Baustelle halfen dann weiter.

    Auf dem Inntaler Radweg
    Auf dem Inntaler Radweg

    Ich bin nun schon ein paar Mal den Inntaler Radweg hinauf und hinunter gefahren. Vieles kommt mir mittlerweile bekannt vor. Doch auch dieser Weg ist nicht von Baustellen verschont. Um den Eingang ins Öztal war diesmal wegen Umleitungen und Baustellen alles anders. Ich fackelte nicht lange und nahm als Ausweg die Tiroler Bundesstrasse, bis ich wieder die grünen Täfelchen des Radweges erspähte.

    Die Durchfahrt durch Landeck, die Abzweigung vom Radweg auf die Hauptstrasse und die Abzweigung ins richtige Tal (zum Arlberg) gelangen diesmal auf Anhieb. Die Hauptstrasse schlängelt sich, leicht steigend um die Felsvorsprünge in die Höhe.

    Plötzlich bläst mir ein kräftiger Gegenwind ins Gesicht. Als ich um die Felswand fahre, steht nur wenige Kilometer vor mir ein Regenschauer. Den nassen Autos im Gegenverkehr nach zu schliessen, machte ich mich nun doch noch auf eine Dusche gefasst. Ich packte meine Sachen wasserdicht in den Anhänger und legte die Regenjacke mal oben drauf.  Offensichtlich reichten diese paar Minuten bereits, um dem Schauer genügend Vorsprung zu geben. Der Wind liess bald nach, zurück blieben nasse Strassen.

    St. Anton
    St. Anton

    St. Anton am Arlberg habe ich so, zwar nicht trockenen Rades, aber wenigstens ohne Dusche erreicht. Später, während dem Nachtessen und jetzt beim Schreiben des Postings, ziehen immer wieder Regengüsse und Gewitter vorbei.

    Sterzing - Brenner - Innsbruck - Landeck - St. Anton
    Sterzing – Brenner – Innsbruck – Landeck – St. Anton

    St. Anton am Arlberg

    Auf dem Inntaler Radweg

    Brennerpass


     

  • Auf ehemaligem Bahndamm unterwegs

    Auf ehemaligem Bahndamm unterwegs

    Heute musste ich Abschied nehmen von den Dolomiten und der verhältnismässigen Kühle in der Höhe. Schon nach wenigen Kilometern Fahrt von Cavalese in Richtung Norden, ging es vom Passo Lugano hinunter in die Ebene bei Ora, südlich von Bozen. Während 15 Kilometern, teils noch durch schattige Schluchten, von gut 1000 Metern hinunter nach noch knapp 300 Meter über Meer.

    Apfelplantagen
    Apfelplantagen

    Danach eine Weile lang bis Bozen fast topfeben, durch Apfelplantagen, auf glühend heissen Strassen. So lange ich in Bewegung blieb, ging das noch einigermassen. Aber als ich kurz für ein Foto anhielt, drückte es den Schweiss sofort aus allen Poren. Vielleicht auch deshalb, bin ich heute die 120 Kilometer bis auf wenige Trink- und Wasserfüllpausen durchgefahren.

    Eisenbahntunnel der ehemaligen Brennerbahn
    Eisenbahntunnel der ehemaligen Brennerbahn

    Nach Bozen traf ich schon bald wieder auf das ehemalige Bahntrasse der Brennerstrecke bis Brixen hinauf. Ich kannte es teilweise von früheren Fahrten her. Habe heute aber absichtlich darauf geachtet, möglichst lange auf dem markierten Radweg hinauf zu fahren. Bis auf wenige Passagen, kam ich recht gut vorwärts. Teilweise konnte ich in dem engen Tal sogar vom Schatten profitieren.

    Doppel-Eisenbahnbrücke der ehemaligen Brennerbahn
    Doppel-Eisenbahnbrücke der ehemaligen Brennerbahn

    Brixen habe ich auf dem markierten Radweg “irgendwie” umfahren. Erst als hinter dem Schwimmbad der Radweg auf Schotterweg wechselte verliess ich ihn und wechselte wieder auf die Hauptstrasse.

    Nach Brixen, zum Einstieg ins Tal nach Vipiteno/Sterzing hinauf, gilt es zuerst eine kleine Steigung zu nehmen, danach geht es zwar immer noch stetig ein bisschen bergauf. Bis am Ende des heutigen Tages, hatte ich ungefähr wieder die gleiche Höhe, wie am Morgen in Cavalese erreicht. Knapp 1000 Meter über Meer.

    Cavalese - Ora - Bozen - Brixen - Sterzing/Vipiteno
    Cavalese – Ora – Bozen – Brixen – Sterzing/Vipiteno
  • Rundfahrt über Almen

    Rundfahrt über Almen

    Es war schon ein etwas merkwürdiges Gefühl, mit dem Rennrad über Almen zu fahren. Allerdings alles geteerte Strassen, unter einigen Sesselliften und Skiliften hindurch. Vermutlich bin ich da auf Schlittelwegen durchgefahren. Die Route habe ich einmal mehr bei Quäldich zusammengeklickt, ohne diese Vorlage hätte ich mich wahrscheinlich nicht mit dem Rennrad hinaufgewagt.

    Passo Lavaze
    Passo Lavaze

    Es war wieder eine jener Strecken, die praktisch vom Hotel weg in die Höhenmeter ging. Langsam gewöhne ich mich vielleicht daran, dass es in den Dolomiten gegen den Schluss immer steiler wird. So auch heute. Während der Auffahrt auf den Passo Lavaze, sieht man wegen des Waldes eigentlich nichts. Man fährt durch das Tal nach hinten und ist irgendwann mal oben.

    Jochgrimm
    Jochgrimm

    Ich nahm den Abstecher auf das Jochgrimm. Bemerkte aber erst bei der Rückfahrt, dass sich hinter mir nun doch die Säulen der Dolomiten wieder sichtbar über dem Wald auftürmten. Nach der Rückfahrt auf den Passo Lavaze ging es zuerst wieder richtig in die Tiefe nach Rauth / Novale. Dort geht es rechts weg nach Eggen / Obereggen hinauf.

    kommt Dolo-miten von Schmerzen?
    kommt Dolo-miten von Schmerzen?

    Während mehrerer Kilometer waren nun wieder 13% Gefälle und mehr, mit einer kurzen Verschnaufpause in Eggen, angesagt. Einiges verläuft im Wald, man hat trotzdem immer wieder schöne Ausblicke das Tal hinaus. Über einem surren die Kabel der Gondelbahn. Die Strasse ist schmal, Verkehr hat es praktisch keinen.

    Oberegger Alm
    Oberegger Alm

    Als ich auf der Oberregger Alm ankam, wurde mir plötzlich vieles klarer. Meine heutige Strecke führt fast ausschliesslich durch Skigebiete. Bereits auf dem Passo Lavaze, sicher im Jochgrimm und nun auch in Obereggen und der Oberegger Alm, muss im Winter Hochbetrieb herrschen. Beschneiungskanonen an jeder Ecke, Skilifte, Gondelbahnen, Wasserreservoirs, Beleuchtungseinrichtungen für Nachtskifahren, Einrichtungen für Fangnetze, nebst der ganzen Gastronomie. Alles ist da. Meine geteerte Strasse dürfte wohl über weite Strecken der Schlittelweg sein. Die ganzen Kilometer von der Oberegger Alm bis hinüber zum Passo Pampeago dürften ein einziger Tummelplatz für die Freunde des Skisports sein.

    von der Zischg Alm
    von der Zischg Alm

    Während der Abfahrt vom Passo Pampeago hinunter nach Tesero sieht man den Ortschaften den Skitourismus an. Skiverleihe, Skiservice, Haltestellen für den Skibus, und eine gut ausgebaute, breite Strasse, mit Tunnels an den kritischen Stellen, damit der Tourist den Weg sicher findet und weit hinauf fahren kann.

    Ich weiss nicht genau wo, aber im Val di Fiemme und seinen Seitentälern fand 2013 schon eine Ski-Weltmeisterschaft statt. Die nächste ist für das Jahr 2016 geplant.

    Nach Tesero geht es dann wieder flach, leicht ansteigend, aber gemütlich zurück ins Hotel nach Cavalese.

    Cavalese - Passo Lavaze - Jochgrimm- Obereggen - Latemar - Passo Pampeago - Tesero - Cavalese
    Cavalese – Passo Lavaze – Jochgrimm- Obereggen – Latemar – Passo Pampeago – Tesero – Cavalese
  • Ein Tag in Cavalese

    Ein Tag in Cavalese

    Mit der gestrigen Fahrt über den Passo Fedaia bin ich meinem Lebensziel, alle rennradtauglichen Pässe zwischen Wien und dem Atlantik mindestens einmal überrollt zu haben, etwas näher gekommen. Im Raum Österreich und Italien habe ich mir diese Aufgabe jetzt erfüllt. Es bleiben nebst den Pyrenäen nur noch wenige Pässe in der Schweiz und Frankreich. Deshalb wollte ich heute meinen Beinen eine kleine Pause gönnen und sah mir ein bisschen die Stadt Cavalese an.

    Nach dem Morgenessen schlenderte ich gemütlich ins Zentrum. Eigentlich planlos, mal da ein Foto, dort ein Foto, da durch eine Strasse, dort über einen Platz. Ich sah mir alte Bauten an, besuchte einige der Kirchen, war immer wieder überrascht, wie viele Brunnen in der Stadt frisches Wasser spenden. Besuchte den Markt, schlenderte durch die Einkaufsstrasse welche jetzt verkehrsfrei ist, bekam immer wieder den Eindruck, dass das ganze Tal, ab Cavalese bis zu den Pässen Fedaia, San Pelegrin und Pordoi wohl sehr wichtig für den Wintersport sei.

    Einer der vielen Brunnen von Cavalese
    Einer der vielen Brunnen von Cavalese

    Mit zunehmender Hitze zog es mich immer mehr in den grossen Park, etwas südlich vom Stadtzentrum gelegen. Er ist riesen gross, inmitten steht auch da eine Kirche, gleich nebenan ein Tennisplatz und Kinderspielplatz mit einem grossen, dreiteiligen Brunnen. Jede Menge Bänke unter den vielen schattenspendenden Bäumen. Eine kleine Bühne ist ebenfalls da.

    Auch in Cavalese fehlt die grosse Gedenkstätte mit all den Gefallenen aus dem 1. und 2. Weltkrieg nicht. Ich habe sie schon bei der Durchfahrt in anderen kleineren Dörfchen gesehen.

    Irgendwann war mir das Herumsitzen unter den Bäumen doch zu langweilig. Es zog mich zum “Camina della storie” (oder so ähnlich), stand dann überraschenderweise plötzlich vor einem grossen Tunnel. Sogar beleuchtet war es. Das kleine Hinweisschild “Passeggiata Vecchia Ferrovia” passte eigentlich zur Form des Tunnels. Doch ich habe seit Tagen keinen Zug mehr sehen, keine Eisenbahnschiene, nichts.

    Eisenbahntunnel? Eisenbahntunnel!
    Eisenbahntunnel? Eisenbahntunnel!

    Das Geocache in der Nähe klärte mich dann auf (soweit ich das mit meinen Italienisch-Kenntnissen verstehen kann): Während des ersten Weltkrieges sollte die Bahnlinie von Ora (Südlich Bozen) ins Tal di Fiemme für Transporte eingesetzt werden. Unter scheinbar sehr schwierigen Umständen, und in Kaufnahme vieler Todesfälle unter den Arbeitern, wurde das Trassee erstellt. Im Februar 1919 fuhr der erste Zug. Im Januar 1963 wurde die Bahnlinie eingestellt und abgeräumt. Das Rollmaterial fährt zum Teil noch bei anderen Bahnlinien und Transportunternehmen oder dient als Ersatzteillager.

    Ein sehr interessanter Tag in einer neuen Gegend.