Monat: Mai 2004

Mai 2004
M D M D F S S
 12
3456789
10111213141516
17181920212223
24252627282930
31  
  • 10. Etappe: Lautaret – Galibier – Telegraph, die Königsetappe

    Am Vorabend entschied ich mich für eine “Light-Version” der Königsetappe. Daher fuhr ich nicht über den Izoard, sondern weiter der Durance entlang nach Briancon. Dort trafen wir die anderen Gruppenmitglieder, welche den Izoard bezwangen.

    Nach dem gemeinsamen Mittagessen fuhren wir zusammen auf den Col du Lautaret. Eine gut ausgebaute Strasse, mit einer “vernünftigen” Steigung brachte uns auf den Pass. Von da an ging es dann nicht mehr in der Gruppe, sondern “jeder in seinem Tempo” auf den Col du Galibier (2558 mim).

    Wie zu dieser Jahreszeit fast nicht anders zu erwarten, standen teilweise noch meterhohe Schneemauern am Strassenrand und Schmelzwasser überquerte die Strasse. Glücklicherweise machte auch heute das Wetter wieder mit. Anfänglich war es sehr warm und mit zunehmender Nähe der Pässe, verdichteten sich die Wolken. Auf dem Galibier fiel sogar ganz wenig Graupelschauer, der aber nicht weiter störte.

    Für die anschliessende Abfahrt konnten wir uns aus unseren Begleitfahrzeugen warme Kleider und Überzüge anziehen. Bei der Abfahrt in Richtung Saint Jean de Maurienne, durchquerten wir innert etwa einer knappen Stunde klimatisch gesehen den Winter, den Frühling und kehrten wieder in den Sommer zurück. Auf dem Galibier herrschten Temperaturen knapp über null. Weiter unten standen die ganzen Felder voll Löwenzahn. Bei der rasanten Abfahrt fielen sogar ein paar Obstbäume in voller Blüte auf. In Saint Jean de Maurienne, herrscht zur Zeit eine Temperatur von 25 Grad.

    Während der Abfahrt hatten wir noch als kleine Zwischensteigung den Col du Telegraph zu nehmen. Auf dieser Abfahrt ebenfalls sehr schön ausgebaute Strassen, die eine richtige “Fräserei” zuliessen.

    Zum Wetter: Weiterhin sehr sonnig und warm. Über Mittag und in den Bergen eine erhöhte Gewittergefahr, aber sonst immer noch recht ordentlich und sommerlich.

    Zur Landschaft:
    Wunderbare Einblicke in die Seitentäler, mit den riesigen Schneefeldern. Bei der Auf- und anschliessenden Abfahrt kehrten wir zurück bis in den Winter und wieder vorwärts in den Sommer.

    Stichworte zum Tag:

    Strassenverhältnisse:
    Grösstenteils super. Einzelne Längsrillen auf die man halt aufpassen muss. Wenig Verkehr. Ein Genuss der besonderen Klasse ist die Abfahrt vom Col du Telegraph nach Saint Jean de Maurinne.

    Besondere Erlebnisse:
    Ich habe den Galibier, das Dach des Euroride 2004 bezwungen. Da werden schon ein paar Glückshormone zusätzlich ausgestossen, wenn ich plötzlich das Ziel erreicht habe, worauf ich mich nun während etwa einem halber Jahr intensiv vorbereitet habe.

    Fun:
    Die Abfahrt vom Col du Telegraph. Wäre es etwas wärmer gewesen: auch die Abfahrt vom Galibier könnte super sein.

    Statistik:
    Heute sind wir während 6 Stunden und 9 Minuten 120,1 KM gefahren. Entspricht einem Durchschnitt von 19.5 KM/h. Maximale Geschwindigkeit: 61 Km.

  • 9. Etappe; ein Ruhetag mit wenig Kilometern und Höhenmetern?

    Die morgendliche Abfahrt ist schon längst zum Ritual geworden. So auch heute: die letzten ermunternden Worte von Gusti und wir machten uns auf die Fahrt. Von Sisteron schön gemütlich dem Tal der Sasse entlang Richtung Col Sarraut. Nach etwa 20 Kilometern Fahrt kamen uns die ersten Gruppen schon entgegen: es sei kein Durchkommen, wegen einer Felssprengung. Also kehrten wir wieder um und fuhren bis fast nach Sisteron zurück. Thomas, unser Leiter, suchte sich einen anderen Weg. Wir fuhren durch unzählige Dörfer und über fast so viele unzählige Hügel. Vorbei an riesigen Kornfeldern, gepflügten Äckern, Plantagen von Fruchtbäumen (vermutlich Birnen), zwischen riesigen Schafherden auf den Col du Sarraut. Später wieder tief ins Tal der Durance hinunter und dann wieder auf den Staudamm des Lac de Serre Poncon.

    Auf die gemütliche Fahrt entlang des Stausees mussten wir noch etwas warten. Galt es doch zuvor nochmals eine Bergkette von mehreren hundert Höhenmetern zu überwinden.

    Nach dem Mittagessen ging es dann endlich wieder an den See, und in rasantem Tempo an sein oberes Ende. Von da an fuhren wir eine zeitlang direkt am Ufer der Durance entlang. Später, erklommen wir nochmals die Höhe und fuhren durch unzählige “bäuerliche” Weiler in einem stetigen Auf und Ab unserem Ziel Guillestre entgegen. Dann in Guillestre der letzte Schock: Unser Hotel liegt über dem Dorf, am Ende einer 18%-Steigung.

    Zum Wetter: Weiterhin sehr sonnig und warm. Morgens um neun ist es zwar noch recht kühl, doch mit den Höhenmetern zusammen reichts. Spätestens nach dem ersten Bidonfüllen (Col de Sarraut), haben wir auch temperaturmässig den schönsten Sommertag.

    Zur Landschaft: Irgendwo las ich das Schild “route des fruites et des vins” und so ist es auch: es scheint eine sehr fruchtbare Gegend zu sein. Vor allem scheint auch wieder genügend Wasser vorhanden zu sein. Überall wird bewässert und gesprüht. Ansonsten befinden wir uns hier mitten in einer Voralpen-Vegetation.

    Die gesamte Strecke bot auch heute wieder sehr abweichslungsreiche Ein- und Ausblicke.

    Stichworte zum Tag:

    Strassenverhältnisse:
    Weiterhin benützen wir recht gut ausgebaute, fast menschenleere Strassen. Allerdings kann bei vielen Abfahrten eben doch nicht mit “Vollgas” gefahren werden, weil immer wieder Flicks, oder feines Gestein rumliegt.

    Besondere Erlebnisse:
    Hier in Guillestre sehen wir schon ab und zu was uns morgen auf der Königsetappe erwartet. Nicht dass ich die Pässe im einzelnen gesehen hätte, aber die Bergriesen sind da und tragen ihre Schneekappe.

    Fun:
    Die sehr abwechslungsreiche Landschaft. Alleine das Tal der Durance, betrachtet von weit oben herab ist schon eine Sehenswürdigkeit.

    Statistik:
    Heute sind wir während 6 Stunden und 26 Minuten 131,7 KM gefahren. Entspricht einem Durchschnitt von 20.4 KM/h. Maximale Geschwindigkeit: 64 Km. Höhenmeter nach innofiziellen Angaben: über 2000

  • 8. Etappe; Mont Ventoux

    Heute morgen wie immer, pünktlich um 9 Uhr Abfahrt in Richtung Mont Ventoux. Vorbei wieder an unzähligen Rebstöcken und “Degustations de Vins” bis an den Fuss des Mont Ventoux. Wir bezwangen ihn von der Seite von Malaucène. Fast durchwegs neue Teerstrasse, aber halt mit den obligaten x-Kilometer langen 10%-Steigungen. Die Abfahrt nach Sault erfolgte auf einer eher ruppigen Strasse. Anschliessend waren noch der Col de Macuaigne (1068 mim) und der Col de la Pigière (968 mim) zu bewältigen. Nach dem zweiten Pass kamen wir in den Genuss einer etwa 30 KM langen Abfahrt nach Sisteron, welche wir in einem flotten 40er-Tempo bewältigen konnten.

    Zum Wetter: Petrus meinte es heute mit uns wieder gut. Während der Anfahrt und des Aufstieges auf den Mont Ventoux immer Sonne, solange der Wald reichte. Später, beim verlassen der Waldpartien, schwebte über dem Mont Ventoux eine dicke Wolke, welche einerseits zwar Schatten spendete, aber andererseits kaum “fotogene” Gelegenheiten bot. Die Abfahrt nach Sault war begleitet von einzelnen Regentropfen und einer “Saukälte”.

    Zur Landschaft: Voralpen-Vegetation, Rebstöcke und “Degustations de Vins”. Der Mont Ventoux in den den obersten Kilometern reine, karge Landschaft. Vermutlich irgendwelche Kalksteine. Wachstum von Pflanzen oder Bäumen absolut null.

    Stichworte zum Tag:

    Strassenverhältnisse:
    Weiterhin benützen wir recht gut ausgebaute Strassen. Die Abfahrt vom Mont Ventoux nach Sault dürfte die Ausnahme sein. Sie liess kaum ein grösseres Tempo zu, weil sie eher einem Flickenteppich gleicht.

    Wetterverhältnisse:
    Über Mittag ein grösseres Problem mit der Regenwolke über dem Mont Ventoux. Glücklicherweise ist das aber alles ohne Regen abgelaufen. Später dann wieder sonnig und heiss.

    Besondere Erlebnisse:
    Das Bezwingen des Mont Ventoux, dem Veloberg schlechthin, soll einem zum gemachten Rennradfahrer stempeln. (Zitat Gusti Zollinger)

    Fun:
    Wenn Du nach 21Km und ca 1800 Höhenmeter Mont Ventoux-Steigung endlich oben angekommen bist, hast Du das Gefühl als ob Dir ganz Frankreich zu Füssen liege. Die Aussicht ist super.

    Statistik:
    Heute sind wir während 7 Stunden und 57 Minuten 156.6 KM gefahren. Entspricht einem Durchschnitt von 19.7 KM/h. Maximale Geschwindigkeit: 52.5 Km

  • 7. Etappe; Kampf gegen den Mistral gewonnen, 1 : 0 für die Radrennfahrer

    Nach dem gestrigen Nachtessen genossen wir nochmals das Nachtleben von Cap d’Adge. In der nahegelegenen Crêperie genehmigten wir uns vor dem Schlummerbecher noch eine süsse Nachspeise.

    Heute morgen dann wie immer, pünktlich um 9 Uhr Abfahrt in Richtung Orange. Vorerst kilometerlange Uferpromenade entlang dem Meer. So umfuhren wir unter anderem Montpellier. Schon bald allerdings kam ein sehr heftiger Mistral auf. Wir durchfuhren, vielleicht auch deshalb, unzählige kleine Ortschaften. Der Vorteil dabei ist, dass dort der Wind offensichtlich nicht so stark weht wie auf dem Lande (ist ja eigentlich klar).

    Später, so um Mittag und auf der Höhe von Montpellier bogen wir dann ein in Richtung das Landesinnere. Die leise Hoffnung, dass sich der Seitenwind nun in einen Rückenwind verwandeln würde, zerbrach sehr schnell an der Wirklichkeit. Harte Knochenarbeit war angesagt. Dafür erlebten wir ziemlich abwechslungsreiche Naturbilder. Nebst endlosen Reihen von Rebstöcken, manchmal auch Aprikosenbäumen (glaube ich wenigstens) und Kirschenbäume sahen wir auch viele Pferdefarmen und in einem Fall sogar eine Straussenfarm und ein wütend gewordener Esel.

    Zur Landschaft: Nach den langen Uferpromenaden und den Sandstränden sind wir nun mittlerweile in einer Art Voralpen-Vegetation angelagt. Je länger desto mehr durchfahren wir Wälder und überqueren wieder Flüsse in denen auch richtig viel Wasser fliesst. Die Pinien haben den Tannen oder tannenähnlichen Bäumen Platz gemacht. Auch hier und heute sind viele Ortschaften bekannt von der Weinflasche, so zum Beispiel “Chateaux neuf du Pape”

    Stichworte zum Tag:

    Strassenverhältnisse:
    Die Strassen sind in der Zwischenzeit wieder recht gut ausgebaut. Schlaglöcher gibt es noch vorwiegend in den Dörfern und in der Nähe von Baustellen. Entsprechend den Erwartungen waren heute kaum nennenswerte Übergänge zu passieren.

    Wetterverhältnisse:
    Ausser dem Mistral ein weiterer sehr schöner Tag. Keine Wolke, nur Sonne und nochmals Sonne. Dank des Mistrals auch eine einigermassen vernünftige Temperatur (der Vorteil des Mistrals)

    Besondere Erlebnisse:
    Fahren im Windschatten war heute angesagt. Wer es nicht kann, hatte heute Gelegenheit dies ausführlich zu üben.

    Statistik:
    Heute sind wir während 7 Stunden und 39 Minuten 191.5 KM gefahren. Entspricht einem Durchschnitt von 25.0 KM/h.

  • Ruhetag; regenerieren und Kalorien tanken

    Genau genommen fing der Ruhetag schon gestern Nacht an. In einer der fast unzähligen Bars oder Discotheken um das Hotel herum, stillten wir nach dem Nachtessen noch unseren Durst. Lange Velofahrten hinterlassen nicht nur Spuren am Gesäss, sondern halt auch in Form von ausgetrockneten Kehlen. Am heutigen Tag, war dann das Motto: “Nichtstun”. Nach einem späten Morgenessen hier im Hotel, einem ausgedehnten Spaziergang kreuz und quer durch die Hafenanlagen, genossen wir ein vorzügliches Mittagessen in einem der ebenfalls fast unzähligen kleinen Restaurants. Selbstverständlich durfte das Gläschen Rosé “vom Einheimischen” nicht fehlen. Später am Nachmittag dann noch ein abschliessendes Glacé von der ganz grossen Sorte. Wieder im Hotel angelangt, ein kleines Nachmittagsschläfchen.

    Das Wetter den ganzen Tag über sehr heiss, doch in den letzten paar Stunden scheint sich etwas zusammenzubrauen. Die Sonne ist weg und es weht ein kühlender Wind. In der Ferne scheint es auch tatsächlich zu regnen, denn unter den Wolken hängen verhängnisvolle Schleier, die schlechte Ahnungen aufkommen lassen.

    Stichworte zum Tag:

    Fun:
    Ein richtiger Ferientag. Diskussionen um die kommenden Etappen in den Bergen, und die Unsicherheit, ob alle Berge vom Schnee geräumt sein werden. Galibier ist ja immerhin 2645 Meter über Meer, und vor nicht allzu langer Zeit, schneite es mindestens in der Schweiz nochmals tief hinab.

    Statistik:
    Die heutige Statistik müsste wohl eher Auskunft über die Zufuhr von Kalorien geben.