Monat: August 2013

August 2013
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  • Die Königsetappe

    Die Königsetappe

    Heute war also der Tag mit meinem eigentlichen Ferienziel gekommen. Eine Rundfahrt über die drei Pässe Col de la Cayolle, Col des Champs und Col d’Allos. Natürlich ohne Anhänger. DER Ferientag dieser Reise.

    In der Schlucht zum Col da la Cayolle
    In der Schlucht zum Col da la Cayolle

    Nach dem Morgenessen vom Buffet ging es gleich los. Ich wollte die frühen und kühlen Morgenstunden nützen. Nach Barcelonnette hinauf zum Col de la Cayolle. Der erste Teil führt durch eine schmale, jetzt noch sehr kalte Schlucht. Das Gefälle ist jetzt ohne Anhänger überhaupt kein Problem. Unter mir sprudelt ein Bach. Nach ein paar Kilometern macht die Schlucht eine Linksbiegung und ich gelange mit einem mal an die Sonne. Die Strasse führt entlang des Parc National du Mercantour. Die Strasse ist ziemlich holprig. Die vielen Felsabbrüche oder Steinschläge hinterlassen Spuren.

    Doch mit der Zeit komme ich aus der Schlucht. Die Strasse ist zwar immer noch schmal, führt aber teilweise über Weidegelände, durch Lärchenwälder. Der Baumbestand reicht bis fast auf die Passhöhe, nur die letzten paar Kehren sind ausserhalb des Waldes.

    Col de la Cayolle
    Col de la Cayolle

    Nach 29 kM Bergfahrt erreiche ich den Pass. Eine steinere Tafel mit Hinweisen zu den beiden Departements. Unter anderem auch der Hinweis, dass es bis Nizza nur noch 130 KM seien. So nahe am Mittelmeer bin ich also schon.

    Die Abfahrt ist vom Feinsten. Zuerst noch etwas Geholper, doch schon bald wird aus der Strasse ein feiner Belag. Ich lass mal sausen, Spitzkehren hat es nur ganz zuoberst. In Saint Martin D’Etraunes hat die Freude ein jähes Ende. Die Abzweigung zum Col des Champs, fast hätte ich sie übersehen hinter der Hausecke.

    Col des Champs
    Col des Champs

    An einem Brunnen im schattenspendenden Wald steige ich kurz ab, fülle meine Bidons, vertrete die Beine etwas, bevor ich die Auffahrt auf den Col des Champs in Angriff nehme. Wiederum um die 1000 HM, verteilt auf etwa 17 KM, durchschnittlich etwas steiler als am Cayolle.

    Die Ausblicke hinunter ins Tal sind manchmal phänomenal. Steinwüsten wechseln ab mit Föhren- und Lärchenwälder, im unteren Teil manchmal durchsetzt mit Laubbäumen. Die Strasse ist ein Superbelag, kaum ein Schlagloch oder eine Unebenheit, weist viele Spitzkehren auf, führt um Felsnasen herum, wechselt oft die Richtung. Manchmal weiss ich nur noch dank des GPS und der “Nord-Angabe” wie es wohl weitergehen könnte. Etwa auf halber Höhe mache ich Mittagspause.

    Für heute waren ja Gewitter angesagt. Langsam bilden sich die Wolken dazu. Längst nicht mehr überall ist Sonne. Teilweise bläst jetzt auch ein kräftiger Wind vom Pass herunter. Den Pass kann ich aber noch bei Sonnenschein überqueren.

    Ganz anders die Abfahrt vom Col des Champs. Die Strasse ist holperig, Frostbeulen, Schlaglöcher, schmal. Aber auch hier, die Ausblicke, sofern man vor lauter Konzentration auf die Strasse noch dazukommt, sind schön und abwechslungsreich. Unten, wo der Wald etwas dichter wird, ist dann natürlich fertig mit Ausblicken. Dennoch merke ich, dass sich die Bewölkung langsam bedrohlich eingeschwärzt hat. Aus einem Nebental zum Tal Allos kommt gerade ein Regenguss hervor. Es beginnt zu tropfen. Die Einmündung in die Hauptstrasse zum Allos ist etwa so, wie auf der anderen Seite in St. Martin d’Etraunes die Abzweigung. Ich komme mir vor, also würde ich aus einem Gartentor auf die Strasse entlassen. Leider konnte ich von dieser Szene kein Foto mehr machen, da gerade der Regen einsetzte und ich mich nach einem Dach umsah.

    Den Regenschutz kann ich schon bald wieder ausziehen. Die Auffahrt nach Allos ist zuerst praktisch flach. Allos ein grösseres Dorf, vielleicht eine kleine Stadt, gibt sich alle Mühe für die Touristen. Schön zurechtgemachte Anlagen, Häuser mit Blumenschmuck, ein paar alterwürdig aussehende Hotels.

    Die Strasse wechselt bald wieder zu normaler “Passqualität”. Ab und zu ein Schlagloch, Frostbeulen, Einschläge von herabgestürzten Steinen. Den ersten richtigen Gewitterregen überlebe ich unter dem Vordach einer Scheune, Zeit für Bananen- und Biberlipause war ja auch gerade angesagt.

    Etwas oberhalp Allos befindet sich La Foux d’Allos. Ein richtig aus dem Boden gestampfter Winterort. Hotels die nicht in die Bergwelt passen. Siklifte und Sessellifte überall. Die Lärchen hat man einfach geköpft, wenn sie zu nahe an den Sessellift wuchsen. Vermutlich hat man auch Korrekturen an der Passstrasse gemacht. Baustellen überall.

    La Faux d'Allos
    La Faux d’Allos

    Die Strasse schlängelt sich über viele Kurven und Spitzkehren zur Passhöhe hinauf. Mal abgesehen von den negativen Erscheinungen des Wintersports, auch das ein sehr schöner Pass und eine sehr schöne Gegend.

    Das Wetter kann sich nun kaum noch zurückhalten. Es beginnt zu donnern, aus den Tälern kommen auch immer wieder Niederschläge hervor. Seit dem Gewitter nach Allos hatte ich Glück. Ab und zu werde ich von ein paar Regentropfen getroffen. Auf der Passhöhe des Allos ist es aber mindetestens jetzt wieder hell.

    Col d'Allos
    Col d’Allos

    Das Passfoto am Allos ist bald gemacht. Auch ein Ausblick in meine Fahrtrichtung hatte noch Zeit gefunden. Doch dann wird es mir zu heikel unter diesen schwarzen Wolken noch lange rumzustehen. Ich lasse laufen.

    Die Passstrasse ist recht gut, teilweise auch neu gemacht. Sie führt manchmal entlang von steilen Felswänden, um Felsnasen herum, wieder über offenes Weidegelände, recht abwechslungsreich. Doch wegen der drohenden Gewitter und den immer häufigeren Regentropfen, komme ich gar nicht richtig dazu, mir die Sache gebührend anzuschauen. So lange die Strasse noch halbwegs trocken war, war ich glaubs für ein paar Automobilisten zu schnell unterwegs. Die haben mir Platz gemacht, mich vorgelassen, ist mir auch noch nie passiert.

    Aber es nützte alles nichts mehr. Kurz vor Barcelonnette, zeigte das Wetter, wer hier der Herr ist. Ich kam klatschnass im Hotel an.

    Ich finde aber trotzdem, dass meine Königsetappe ein voller Genuss war. Ich verstehe jetzt auch, wenn der Col d’Allos jeden Freitag für die Radfahrer reserviert ist. Es ist wirklich eine schöne Gegend, die Schluchten, die Nähe des Nationalparks, die verwinkelten Täler und kurvigen Passstrassen, kaum Automobilisten, nicht einmal mehr Motorradfahrer. Das ist eine Tour vom Feinsten. Mit etwas Glück kann man sogar eines der scharf pfeiffenden Murmeltiere sehen. Teilweise haben die ihre Löcher direkt neben der Passstrasse. So zum Beispiel am Col des Champs, wo mir eines direkt vor dem Rad über die Strasse in sein Loch verschwand.

    Morgen beginnt nun schon die Heimreise. Bei gutem Wetter werde ich über den Col de Vars, Montgenèvre nach Norditalien fahren. Bei schlechtem Wetter gäbe es auch eine Variante ohne Col de Vars, entlang dem Lac de Serre Poncon nach Briancon und dann weiter über den Montgenèvre. Das morgige Wetter wird mir den Entscheid abnehmen.

    Barelonnette - Cayolle - Champs - Allos - Barcelonnette
    Barelonnette – Cayolle – Champs – Allos – Barcelonnette
  • Hinfahrt: Chorges – Barcelonnette (F)

    Hinfahrt: Chorges – Barcelonnette (F)

    Ich habe es gestern schon angetönt. In dieser Gegend ist Radfahren angesagt. Nicht nur wir Touristen und Hobbyfahrer, auch die Tour de France schaut hier regelmässig vorbei. Galibier, Lautaret, Alp d’Huez, nur so als Beispiel. Rund um Barcelonnette gibt es ebenfalls weitere interessante Pässe wie der Col de Vars, Col da la Bonnette mit seiner Cime de la Bonnette, dann auch meine drei Favoriten in diesem Jahr der Col da la Cayolle, Col des Champs und der Col d’Allos. Übrigens ist der Coll d’Allos immer am Freitag für die “Cylistes” reserviert. So hoch ist hier der Stellenwert der Radfahrer.

    Tour de France in Chorges
    Tour de France in Chorges

    Nicht nur viel Pinselfarbe auf der Strasse wird für die Tour de France aufgewendet, auch findet man an diversen Stellen immer wieder riesige Hinweise, meist in Form von Fahrrädern, dass hier die Tour vorbeikommt oder eben schon durchgefahren ist.

    Am Lac de Serre Poncon
    Am Lac de Serre Poncon

    Ich befinde mich bereits zum dritten Mal in dieser Gegend. Die beiden anderen Fahrten waren organisierte Gruppenreisen. Merkwürdigerweise übt der Lac de Serre Poncon eine eigenartige Anziehugskraft auf mich aus. Vielleicht weil er wegen seinen vielen Armen an den heimatlichen Vierwalstättersee erinnert? Bei den organisierten Fahrten fuhren wir jeweils unter dem Col de Pontis durch. Heute entschied ich mich für die Fahrt über den Pass. Dabei kam ich in den Genuss einer wunderbaren Aussicht, fast über den gesamten See.

    Col de Pontis
    Col de Pontis

    Nach dem Pontis geht es dann langgezogen durch das Tal hinauf nach Barcelonnette. Den Felswänden entlang war es wieder kaum zum Aushalten. Weit über 30 Grad zeigte das Garmin-Thermometer an. Ein bisschen entschädigt aber der Blick auf die umliegenden hohen Berge und die vermutete Cime de la Bonnette, ganz weit hinten in der letzten Bergkette.

    Café Gourmand
    Café Gourmand

    In Barcelonnette angekommen, genoss ich mal ein richtiges Mittagessen, nicht aus dem Anhänger, sondern eben warme Pasta aus der Restaurant-Küche. Auch ein Bier durfte nicht fehlen zur Kompensation des Wasserverlustes. Zum Schluss noch einen Café Gourmand. Übrigens der Café Gourmand heute Abend nach dem Nachtessen im Hotel, hatte zwar auch fünf Zutaten, ganz andere und vor allem eine war ein Likör. Keine Ahnung welcher, aber schmeckte noch gut.

    Nun bin ich hier in Barcelonnette, meinem ersten Ziel der Ferienreise, angekommen. Morgen werde ich meine Königsetappe über den Col da la Cayolle, Col de Champs und den Col d’Allos fahren. Ohne Anhänger, da ich ja wieder hierher nach Barcelonnette zurückkehre. Das Wetter soll weiterhin sehr warm bleiben, gegen Abend werden allerdings Gewitter erwartet. Mal sehen.

    Chorges - Barcelonnette
    Chorges – Barcelonnette
  • Hinfahrt: Allemont nach Chorges (F)

    Hinfahrt: Allemont nach Chorges (F)

    Gestern Abend bin ich ja in ein richtiges Radfahrernest gestochen. Strava schien ein grosses Thema zu sein und natürlich Routenideen auf die nächsten Pässe wie eben den Glandon, Croix de la Fer, Huez, Lautaret, Galibier, halt alles was man so kennt aus der Tour de France. Wenigstens in den Stunden bis zur Mittagszeit, traf ich denn auch auf meiner Strecke überall Radfahrer, entweder am Überholen oder im Gegenverkehr. Das Radfahrer-Mekka hier eben.

    Col d'Ornon
    Col d’Ornon

    Meine Strecke führte mich zuerst auf den Col d’Ornon hinauf. Schön kühl im engen Tal, mit 8% gerade noch machbar mit dem Anhänger, sogar den kurzen 11%ter brachte ich heute Morgen noch hin. Die Passhöhe eigentlich eher eine Fläche, zwischen hohen Bergen, umgeben von etwas Mischwald. Wird angepriesen als Winterort. Die Abfahrt nach Entraigues hinunter war nicht besonders anspruchsvoll. Hangfüllende Spitzkehren zuoberst, anschliessend mehr oder weniger einem Bach entlang, durch tiefe Schluchten, weiterhin noch schön kühl.

    Col de Parquetout
    Col de Parquetout

    Dann der abrupte Szenenwechsel. Aus der Abfahrt gleich zu Anfang in eine 10% Rampe für den Parquetout. Vorübergehend dann etwas weniger steil durch die Ortschaften bis zum Waldrand hinauf. Doch dann war fertig mit Kurbeln für mich. 12 – 15% ist einfach zu steil. Dafür weiterhin das meiste im Schatten von Mischwald. Die Passtafel fand ich etwa zwei Spitzkehren nach der Passhöhe. Freundlicherweise hat einer der anwesenden Radfahrer dass Passfoto geschossen.

    Die Abfahrt gestaltete sich jetzt etwas schwierig. Überall Rollsplit. Mit dem schiebenden Anhänger nicht ganz einfach auf so steilen Rampen heil runter zukommen. Hat aber doch unfallfrei funktioniert. Anschliessend wollte ich noch den Col d’Holme fahren. Aber da muss ich mich irgendwie verplant haben. Während der Abfahrt nach Saint Luce hinunter müsste er auf halben Weg zu finden gewesen sein. Aber da war keine Passtafel, nichts.

    Die weitere Abfahrt bis an den Lac du Sautet konnte ich weiterhin auf fast menschenleeren Strassen fahren. Ein paar Radfahrer, etwas weniges Lokalverkehr, für mehr haben die Strassen auch kaum Platz. Doch dann kurz vor Corps traf ich wieder auf die Route Napoleon. Der Verkehr hielt sich zwar noch einigermassen in Grenzen. Die Automobilisten sind aber recht rücksichtsvoll mit den Radfahrern, selbst Lastwagen machen da manchmal einen grossen Bogen um mein Gefährt.

    Die Fahrerei auf so grossen Strassen ist etwas langweilig. Einigermassen ausgeebnete Strecken, vorbei an Dörfern (und Brunnen), Rastplätze die kaum zum Absitzen einladen. So war ich denn froh, dass mein Weg bald diese RN85 verliess. Doch auf der Abzweigertafel stand Col de Mans. Noch nie davon gehört. Ich war eigentlich schon auf der Suche nach einem Hotel. Ich folgte deshalb entsprechend skeptisch meinem GPS.

    Zu meiner Überraschung waren es aber nur noch wenige Höhenmeter. Ein Kreisel auf einer grösseren Strasse könnte die Passhöhe markiert haben, denn anschliessend ging es steil, manchmal sehr steil, hinunter nach La Rochette. Die Fahrt über diese Art Hochebene gab viele schöne Blicke in die weitere Umgebung frei. Weiterhin fahre ich ja unter einem wolkenlosen Himmel.

    Aussicht in der Nähe des Col de Mans
    Aussicht in der Nähe des Col de Mans

    Das Dorf war zu klein für ein Hotel. Auch das nächste, La Batie-Neuve, schien mir irgendwie künstlich aus dem Boden gestampft zu sein, doch ein Hotel war bei der Durchfahrt nicht auszumachen. So fragte ich halt wieder einmal booking.dotcom um Hilfe und wurde hier in Chorges fündig.

    Wirklich ein schönes Hotel, mit einem feinen Nachtessen heute Abend. (und wie es scheint sogar mit schneller Internetverbindung)

    Für Morgen habe ich somit fast einen Ruhetag. Es sind noch gut 50 Kilometer bis nach Barcelonnette.

    Allemont - Chorges
    Allemont – Chorges

     

  • Hinfahrt: Faverges (F, Haut Savoie) nach Allemont (F, Departement d’Isère)

    Hinfahrt: Faverges (F, Haut Savoie) nach Allemont (F, Departement d’Isère)
    Col du Tamié
    Col du Tamié

    Ein wunderbarer Tag begrüsste mich heute Morgen. Keine einzige Wolke am Himmel, vielleicht noch etwas kühl am frühen Morgen, aber das würde sich sicherlich noch ändern. So konnte ich meinen ersten Pass von heute, den Col du Tamié, über weite Strecken noch in der kühlen Luft erklettern. Entlang eines Bächleins, durch viel Wald, ein Gefälle, da konnte ich sogar noch mit dem Anhänger durchkurbeln. Nach einer guten Stunde stand ich bereits unter der Passtafel. Der Col du Tamié, gut 900 Meter über Meer, ist noch längst unter der Waldgrenze. Aber entlang der Strasse wird auf Plakaten immer wieder für seine Schönheit im Winter und für den Wintersport geschwärmt. Denke, dass sich dieses Winterfeeling doch eher irgendwo über dem Tannwald abspielen wird.

    Anschliessend hinunter ins Tal der Isère und dann rechts in Richtung Saint Jean de Maurienne. Es war eine richtige Transferpassage. Kurbeln was das Zeug hielt, flach. Manchmal etwas gestossen vom Wind. Es wurde immer wärmer. So ging das fast 30 Kilometer lang. Dann endlich die Abzweigung nach Sainte-Marie-de-Cuines. Doch vorerst war mal Mittagessen angesagt. Ich fand zufälligerweise wieder einmal einen schönen, grossen, schattenspendenden Baum, sogar mit einem sprudelnden Brunnen daneben.

    Blick ins Tal des Villards
    Blick ins Tal des Villards

    Dann der Einstieg in das Tal des Villards, mit krönendem Abschluss am Col du Glandon. Es war Mittagszeit und die Sonne stand direkt über der Strasse, praktisch kein Schatten auf der Strasse. Das Passprofil ist so, dass ich damit rechnete im unteren Teil den grössten Teil mit dem Anhänger noch fahren zu können. Selten Gefälle von mehr als 8%. Nach einer flacheren Strecke ungefähr in der Mitte, dürfte es für mich ziemlich schwierig werden die 10 bis 13% – Gefälle durchzukurbeln. So war es denn auch. Die zweite Hälfte musste ich wegen des Anhängers über grössere Teile erwandern.

    Unterwegs zum Col du Glandon
    Unterwegs zum Col du Glandon

    Ausser der Steilheit, hat das Tal aber noch wesentlich mehr zu bieten. Ab und zu fährt auch die Tour de France darüber. Dies lassen jedenfalls die Malereien auf der Strasse vermuten. Kommen dazu noch schöne Ausblicke, vor allem talauswärts und ab und zu auch in das eine oder andere Seitental. Zu einer anderen Tageszeit, wäre genügend Wald für schattenspendende Passagen, ausser zuoberst, wo die Passstrasse mit bis zu 13% über der Waldgrenze wohl am steilsten ist.

    Col du Glandon
    Col du Glandon

    Auch wenn das “selbsernannte Leiden” heute mit dem Anhänger und unter der Hitze relativ gross gewesen ist, so ist das Gefühl des oben ankommens, heute nach 23 KM und über 1500 Höhenmeter ein ganz besonderes Gefühl. Dann ist alles vergessen. Kommen noch die bewundernden Worte anderer Radfahrer dazu, dann ist das Leiden ganz weg. Ich freue mich dann jeweils schon wieder auf den nächsten Pass.

    Die Abfahrt vom Col du Glandon bis später dann ins Tal der Romanche, hat allerdings noch zwei kleine Überraschungen. Nach den ersten Kilometern gehts entlang des Stausees nochmals in die Höhe, nichts besonders, aber halt eine kleine Gegensteigung. Doch dann geht es rasant in die Tiefe. Bis zur Schlucht. Dort wechselt die Strasse brutal von -13% in eine Gegensteigung von 10%. Da steht man dann zuerst einfach mal still. Vielleicht nochmals 100 Meter in die Höhe, dann ein flaches Stück, dann gehts dann wieder hinunter. In meinem Falle mal bis Allemont, wo ich heute in einer Auberge übernachte.

    Die verbleibende Strecke bis Barcelonnette ist noch 158 km. KM währen nicht so das Problem, nur die über 3000 Höhenmeter mit dem Anhänger. Werde wohl besser in zwei Etappen nach Barcelonnette hinauf fahren.

    Faverges - Allemont
    Faverges – Allemont

     

  • Hinfahrt: Yverdon-les-Bains – Faverges (F, Haut Savoie)

    Hinfahrt: Yverdon-les-Bains – Faverges (F, Haut Savoie)
    ein letzter Blick auf den Jura
    ein letzter Blick auf den Jura

    In der Nacht verzogen sich die sogar noch die letzten Wolken. Ich wurde begrüsst von einem fast wolkenlosen Himmel. Die Fahrt führte zuerst ziemlich flach durch die letzten Winkel des Mittellandes, bis ich dann eben doch einmal auch noch den letzten Hügel zum Genfersee hinunter bewältigen musste. Ein erster kleiner Test für meine Beine, wieder mit dem Gespann über die Berge zu fahren.

    Auf der anderen Seite des Genfersees sind die Savoier-Alpen sichtbar. Teilweise waren sie heute morgen immer noch bedeckt mit einem Wolkenhut. Ich wollte einen günsten Moment für ein Foto abwarten — und verpasste den Zeitpunkt. Denn plötzlich war ich im Verkehrtsgewühl der Genfer Vororte und Genf selber.

    Da kann man nicht mal mehr der Navigation von Garmin einen Vorwurf machen. So ein Verkehrsgewühl wie in Genf habe ich noch selten erlebt. Baustellen, Einbahnstrassen, Umwege, gesperrte Strassen, Velowege in verkehrter Richtung durch die Einbahnstrasse usw. Irgendeinmal entschied ich mich einfach: über die Rhone muss ich kommen, und anschliessend in Richtung Annecy. Irgendwie werde ich dann meine vorgewählte Route schon wieder finden. Kurz nach dem Grenzübergang meldete jedenfalls das GPS: “Strecke gefunden”, geht also.

    Überraschend eine Passhöhe
    Überraschend eine Passhöhe

    Ein zweiter Hügel nahte. Der Aufstieg von Genf-Carouge nach St. Blaise hinauf. Nicht besonders steil, aber voll an der Sonne und am Rande einer dreispurigen Autostrasse. Und die war ja nicht leer. Nach dem Mont Sion zweigte meine geplante Strecke noch zu einer extra Runde in die Höhe ab. Zweiter Test für die Beine. Es hat sich aber gelohnt, so ohne Verkehr konnte ich die Aussicht ja auch viel besser geniessen. Zudem fand sich dort auch wieder die Gelegenheit die Bidons aufzufüllen.

    Lac d'Annecy
    Lac d’Annecy

    Dann eine länger andauernde Abfahrt bis fast an den Lac d’Anncy. Dort verpasste ich dann allerdings die entscheidende Abzweigung und wäre um ein Haar an der falschen Seite des Sees vorbeigefahren. Schade nur, dass “meine” Seite, vermutlich auch die, mit viel mehr Verkehr gewesen ist. Zudem sieht man von dem langgezogenen See ausser am Anfang nicht besonders viel. Die Strasse führt immer wieder in die Höhe. Während der letzten paar Kilometer dem See entlang musste ich mich dann mit dem sterbenden Akku meines Garmin auseinandersetzen.

    Aus frühren Fahrten wusste ich ja, dass es vielleicht knapp werden könnte. Doch wie reagiert das Gerät, wenn es während der Aufzeichnung plötzlich an eine Stromquelle angeschlossen wird? Ich habe deshalb bei der Anzeige von Akku = 1% mal sicherheitshalber die Strecke gespeichert. Anschliessend ein paar Minuten weitergefahren. Obwohl Akku = 0% angezeigt wurde, zeichnete das Geräte immer noch auf. Erst dann habe ich einen externen Akku angeschlossen. Langsam lud sich der Akku tatsächlich wieder auf, sogar ohne dass das Gerät irgendwie absonderlich reagiert hätte.

    Die morgige Etappe wird nun bei weitem nicht mehr so viele KM aufweisen, dafür deutlich mehr Höhenmeter. Ich möchte nach dem Col du Glandon soweit kommen, dass ich übermorgen mein vorerst erstes Ziel in Barcelonnette erreichen kann.

    Yverdon les Bains - Faverges
    Yverdon les Bains – Faverges