Frühling
Frühling
Seit über einem Jahr, trage ich die meisten Daten aus meiner Velofahrerei in diesem Weblog ein. In Expression Engine, der Software für dieses Weblog, können relativ einfach, weitere, eigene Felder definiert werden, worin dann die Daten, wie zum Beispiel gefahrene Kilometer und Höhenmeter, abgelegt werden. Es ist deshalb naheliegend, dass irgendeinmal der Wunsch kommt, diese Daten irgendwie auszuwerten und zu präsentieren.
So habe ich in den letzten Tagen meine PHP-Kenntnisse erweitert und folgende kleine Auswertung meiner Velodaten realisiert:
Vorerst ist dies mal ein Anfang. Weitere Daten sind vorhanden oder können berechnet werden, wie zum Beispiel die Fahrzeit, die Durchschnittsgeschwindigkeit, durchschnittliches Gefälle im Monat usw. Schon möglich, dass ich vielleicht noch weitere Daten auf diese neue Weise dargestellten werde.
Mit knapp 15 Grad, wolkenlosem Himmel und Windstille hatten wir heute super Voraussetzungen für eine etwas längere Fahrt. An den Schuhen waren die Fusssohlen-Heizungen schnell entfernt, auch die etwas weniger warmen Kleider waren schnell angezogen, so dass ich schon bald für die erste Frühlingsfahrt bereit war. So mussten noch viele andere empfunden haben, denn an der Strecke rund um den Hallwilersee hatten sich viele Velofahrer, Renner und MTB’ler eingefunden und spulten da ihre Kilometer einzeln oder in Gruppen ab.
Ich selber fuhr meine Standardstrecke an den Hallwilersee. Birrfeld – Othmarsingen – Hendschiken – Ammerswil – Egliswil – Seengen. Zwei kleinere Hügel waren zu bewältigen bevor sich der Blick auf den Hallwilersee öffnete. Er lag heute ruhig und glatt wie ein Spiegel da. Das gegenüberliegende Ufer spiegelte sich im Wasser und in südlicher Richtung konnte man die Alpenkette erkennen. Undeutlich zwar, aber ich fuhr ja mal schon in diese Richtung.
Dann in Aesch zwischen dem Hallwilersee und dem Baldeggersee hindurch und hinüber nach Mosen, und in Richtung Ermensee der westlichen Seite des Baldeggersees entlang bis etwa auf die Höhe von Hochdorf. Auf dieser Seite hat es deutlich weniger Verkehr als auf der andersufrigen, relativ schmalen Strasse. Zudem schätze ich es nicht so besonders, direkt neben dem Trassee der SBB zu fahren. Auch dieser See lag in aller Ruhe da. Keine Welle, wie ein Spiegel. Der Alpenkamm war jetzt schon deutlich besser sichtbar, auch wenn sich da in der Bodengegend noch etwas Nebel oder Dunst befand.
Am Ende des Sees, ging es dann über den für heute einzigen nennenswerten Hügel nach Hildisrieden hinauf. Dort sah man dann auch endlich bei einigermassen klarer Luft in die Alpen. Von Hildisrieden durch die Gegend der Schlacht bei Sempach an den Sempachersee hinunter.
Auch der Sempachersee hatte heute keine Wellen zu zeigen, auch er wie ein Spiegel. Meine Fahrt führte um Sempach herum, dem See entlang, um Sursee herum nach Geuensee. Im Suhretal mit einem ständigen leichten auf und ab über Triengen, Kirchleerau, Ober Muhen, um Unterentfelden herum nach Aarau. Während der Fahrt im Suhretal sah man in der Ferne immer wieder die Dampffahne von Gösgen. Kerzengerade stand sie da. Die Hügel dazwischen im für diese Jahreszeit üblichen braunen Kleid. Vereinzelt hatten die Bauern ihre Kühe heute auf das Feld gestellt. Gestellt deshalb, denn die Tiere wussten allem Anschein nach nichts gescheites mit dem vielen braunen Gras anzufangen. Scheint nicht zu schmecken. Dass der Frühling dennoch vor der Türe steht, bemerkt man nicht nur an den vielen offenen Cabrios und den vereinzelt anzutreffenden kurzärmligen und kurzbeinigen Velofahrern, sondern vielleicht auch daran, dass hier und dort die Gärtenbepflanzung geschnitten wird.
Ab Aarau fuhr ich dann wieder standardmässig über Rohr – Rupperswil – Wildegg nach Hause.
Ausser der Passage zwischen dem Baldeggersee und dem Sempachersee, wo es tatsächlich bis etwa 700 Meter hinauf geht, weist die Strecke keine besonderes anstrengenden Hügel auf. Im Gegenteil, es lässt sich gut “rollen”, viele der Strassen sind kaum befahren und manche Strecken haben Radstreifen. Ausser durch Aarau, aber diese Stadt könnte auch problemlos umfahren werden. Etwas verwundert war ich allerdings dann doch, dass ich meinen ersten Hunderter in diesem Jahr mit einem Durchschnitt von knapp 28 km/h gefahren bin. Ob das ein Erfolg der Fahrerei am Winterpokal ist?
Man sagt ja, dass die Lösung mancher Probleme mit einer positiven Einstellung beginnt. Man kann, will oder muss sich endlich mit irgend einer Problemstellung auseinandersetzen. Bei mir persönlich geht das dann am einfachsten so, wenn ich versuche, das ursprüngliche Problem irgendwie in kleinere Teile zu zerlegen. Meist mach ich das auf grafische Art, oftmals mit Mindmaps, manchmal auch einfach als Problemliste, wie es mir gerade in den Sinn kommt.
Sobald sich der Kopf mit der Problemstellung, positiver formuliert vielleicht auch als Herausforderung oder auf Neudeutsch mit dem Challenge befasst hat, ergibt sich die Lösung und oftmals auch ein möglicher Weg zum Ziel schon fast von alleine.
Das schwierige an der ganzen Übung ist der erste Strich, der Anstoss etwas zu tun.
Gleich verhält es sich mit der Velofahrerei. Stehe ich erst mal nach einem Arbeitstag in der Rennhose vor der Rolle mit dem eingespannten Renner, gibt es kein Zurück mehr. Die Frage ist nur noch: welches Programm wird heute Abend gefahren. 30 Minuten im Minimum müssen es sein, dann kann es vielleicht etwas flacher oder hügeliger sein und so klicke ich dann die Auswahl der vielleicht 30 Möglichkeiten am Computer der Rolle durch, genau einmal vorwärts und im rückwärtsklicken muss dann die Auswahl fallen.
Wenige Sekunden später surrt die Motorenbremse und los gehts. Zuerst gemächlich, dann immer schneller, die ersten Schweisstropfen fallen, die ersten Steigungen kommen. Die Augen haben die Anzeige von Kilometer, Watt, Trittfrequenz und Streckenprofil immer schön im Blickfeld. Wenn ich mir dann vorstelle, ich möchte auf der Anzeige eine Trittfrequenz von 90 sehen, dann steigt die Anzeige wie von Geisterhand gezeichnet langsam zu dieser Zahl. Das geht natürlich nicht grenzenlos immer so weiter, sondern muss in einem vernünftigen Rahmen zu meinem Trainingsstand, zum Streckenprofil, und zu meiner allgemeinen Leistungsbereitschaft stehen. Das funktioniert auch dann, wenn ich mir in einem hügeligen Profil vornehme, die aktuelle Geschwindigkeit möglichst lange zu behalten. Die Beine machen wie von selbst genau das richtige im richtigen Moment.
Ähnliches, nur nicht so gut spürbar, wie eben auf der “Laborbedingung” ohne Verkehr und Lichtsignale, spürt man manchmal auch auf der Strasse. Dann, wenn es scheinbar von alleine rollt, Strasse, Renner und Beine so etwas wie eine Einheit bilden, dann, wenn nur noch der Kopf, und nicht die Umweltfaktoren, sagen, wo und wie schnell es gehen soll.
Oder bin ich diesen Winter nun wirklich zuviel auf der Rolle gesessen?
von heute, passt wohl in die aktuelle Zeit wie kein zweiter: