Die meisten Arbeiten sind übergeben, umorganisiert, delegiert. Verantwortung und Kompetenzen werden auch kleiner, dafür werden die Kaffeepausen und die Mittagspause länger. Es heisst Abschied nehmen, von Kolleginnen und Kollegen, langjährigen Mitarbeitern, ehemaligen Vorgesetzten.
Erinnerungen an die “gute, alte Zeit” werden nochmals aufgefrischt, Highlights neu beleuchtet, neu bewertet. Es hat sich in den letzten 40 Jahren viel verändert. Unsereins hat noch die Umstellung in der IT von der Lochkarte über den wandkastengrossen Magnetspeicher für ein paar Gigabyte, mit seinen unzähligen, Kontrolllämpchen in allen Farben erlebt. Vom zimmerfüllenden Computer bis zum rasend schnellen Rechner unter dem Tisch. Aber auch der Wandel vom Einzelbüro über das Grossraumbüro bis hin zur Bürolandschaft und dem “smart working” mit der “homebase”.
Es war eine andere Zeit, damals. Besser oder Schlechter? Schwierig zu sagen, einfach ein Schritt in einer langen Kette von Veränderungen, meist Verbesserungen, auf der Suche nach mehr Leistung, weniger Kosten, mehr Effizienz, grösserer Kapazität, kürzeren Durchlaufzeiten.
Eine Zeit von vielen, herausfordernden, aber auch interessanten und lehrreichen Veränderungen.
Ich weiss nicht recht, was schlimmer gewesen ist. Dass die Beine heute Morgen etwas eckig, ungelenker, eben schwerer sein würden als üblich, das hatte ich erwartet. Zusätzlich fuhr ich ausgerechnet heute Morgen wieder einmal mit dem anderen Rennrad zur Arbeit. Es war jetzt längere Zeit in der Reparatur und ich hatte mich während der letzten Wochen und den grösseren Ausfahrten doch immerhin über 1000 KM an meinen “Ausflugs- und Ferienrenner” gewöhnt.
Der Ausflugsrenner besitzt vorne eine Dreifachschaltung und der Arbeitsrenner eine Zweifachschaltung. Oberste und unterste Übersetzung dürften höchstwahrscheinlich etwa das selbe sein, nur die Stufen dazwischen sind anders.
Nach so langen Fahrten wie am Sonntag, versuche ich jeweils zu Beginn mit einer etwas höheren Trittfrequenz zu fahren. Das soll die Beine etwas lockern und die Durchblutung fördern. Ich ertappte mich aber immer wieder dabei, in falschen Gängen zu fahren. Zu niedrige Trittfrequenz führt dann bei mir in solchen Fällen immer wieder zu einer Würgerei, Unwohlsein in den Beinen, eben: schwere Beine. Beim Renner mit der Dreifachübersetzung habe ich das jeweils besser im Griff.
Am Abend, für die Heimfahrt, hatte ich das Problem mit der Übersetzung endlich in den Griff bekommen, dafür blies mir im Surbtal ein richtiger November-Sturm entgegen. Nicht kalt, aber sehr heftig. Da löste sich das Problem mit der Trittfrequenz fast von alleine. Ein Fahren in zu grossen Gängen war fast nicht mehr möglich.
Es sollte ja ein wunderbarer Tag werden, sagten uns die Meteorologen. Warm, richtig warm und nebelfrei. Diese Gelegenheit wollte ich mir nicht entgehen lassen. Ich startete bereits sehr früh am Morgen. Die Bodennebel hatten sich noch nicht überall aufgelöst. Im Reusstal fuhr ich deshalb manchmal über, manchmal unter oder auch mitten in der Nebeldecke.
letzter Nebel über dem Reusstal
Später im Reusstal, wurde dann der Blick frei auf die Alpenwelt. Wolkenloser Himmel über mir und die Temperaturen stiegen jetzt auch tatsächlich in ungewohnt warme Höhen. Es hätte ein Tag im Juni sein können. Am Zugersee wurde es selbst mir jetzt zu warm, und ich entledigte mich des Windstoppers und der langfingrigen Handschuhe.
am Zugersee
Ich war aber dennoch nicht so mutig wie andere Radfahrer(innen). Kurz/kurz war mir eindeutig zu wenig warm, vor allem in den schattigen Ecken, manchmal auch noch feucht vom Nebel der letzten Nacht, sank das Thermometer regelmässig unter die 10 Grad-Grenze.
Nach Schwyz begannen langsam die ersten spürbaren Höhenmeter. Die Einfahrt durch das schmale, schattige Tal nach Muotathal hinauf. Bald darauf die Westrampe auf den Pragelpass. Wohl einer der gefürchtesten Pässe, wenigstens in der Schweiz. 12 Km lang ist die Steigung. Vor allem im unteren Teil, ist er sehr steil. Öfters zeigt das Garmin 15 und mehr % an. Dazu kaum eine auch noch so kleine Erholungsphase. Es ist nur steil. Flach wird es eigentlich erst für die letzten 50 Höhenmeter.
im Muotathal
Ich komme recht gut durch. Die Temperatur ist trotzdem nicht allzu warm, mein Schwitzen hält sich in Grenzen. Auf der Passhöhe gibt es nicht viel zu sehen. Die Berghänge sind kahl und felsig, das Gras braun. Die Passtafel finde ich nicht, vielleicht ist sie abgeräumt worden, oder wird gerade von einer Horde Wanderer belagert. Ich fahre weiter, hinunter ins Klöntal.
Blick in Richtung Klöntal, nach dem Pragelpass
Meine Idee, das Mittagessen irgendwo am Klöntarsee zu verspeisen, erweist sich als Fehlplanung. Denn ganz im Gegensatz zum Aufstieg aus dem Muotathal, grösstenteils an der Sonne, befindet sich das Klöntal auf der Schattenseite. Das enge Tal hat vermutlich seit Wochen keinen Sonnenstrahl mehr erhalten. Das Thermometer sinkt auf 3 Grad. Die Strassen sind nass, wie nach einem Regen. Die Touristen haben sich dicke Windjacken angezogen.
Der Klöntalersee liegt absolut ruhig da. Es ergeben sich ein paar interessante Effekte mit der Spiegelung der steilen Felswände. Doch mir ist viel zu kalt, um auch noch anzuhalten und mit klammen Fingern am Handy rumzufummeln. Ich fahre durch, hinunter ins Glarnerland, nach Netstal. Da, an der warmen Sonne, gibt es Verpflegung.
Weiter geht die Fahrt entlang der Linthebene, später entlang dem Zürichsee. Die Sonne senkt sich schon wieder hinter die Berge. Das linke Seeufer ist bereits grössstenteils am Schatten. Die Temperaturen sind aber immer noch in einem angenehmen Bereich.
am Zürichsee
Zürich ist bald durchfahren und die letzten 30 KM sind mir ja sowieso bestens bekannt aus früheren Heimwegen von der Arbeit.
In Dietikon ein letzter Halt, Montage der Nachtbeleuchtung und des Leuchtbandes. Die Temperatur ist noch angenehm. Doch man merkt sehr gut, wo die Sonne schon längere Zeit weg ist. So ist es zum Beispiel um Killwangen und Neuenhof herum deutlich kühler, als um Birmenstorf herum, welches von einer Hanglage gegen Westen profitiert.
Es hat Freude gemacht, an einem solch sommerlichen Tag im November nochmals eine so lange Strecke fahren zu können. Man merkt allerdings schon, dass die Temperaturdifferenzen viel schneller und heftiger wechseln, als im Sommer. Auch die Schatten scheinen mir viel härter, viel dunkler zu sein als im Sommer.
In den letzten Tagen konnte ich jeweils ein bisschen früher Schluss machen, als sonst üblich. Es reichte, etwa die Hälfte des Heimweges noch bei Tageslicht fahren zu können. Nebst einigen Schülern die um diese Zeit ebenfalls auf den Radwegen unterwegs sind, sind offensichtlich auch einige Biketoworker auf dem Heimweg.
Heute Abend war es extremer als auch schon. Gleich drei E-Bikes jagten über die Feldwege das Surbtal hinunter, mehrere Rennräder im Gegenverkehr und zwei Mountainbiker, sowie ein Crossrad in meiner Richtung.
Frage mich nur, ob alle die wieder zurückgekehrten warmen Tage ausnützen wollen, oder ob sie am Freitag einfach etwas früher in das Wochenende gefahren sind.
Heute Morgen lag der Nebel noch tiefer als Gestern. Direkt auf der Strasse. Kurz nach Baden lichtete er sich. Das Limmattal schien sogar nebelfrei zu sein. Da muss ich aber links abbiegen, über einen kleinen Hügel fahren, damit ich ins Furttal gelange. Dieser kleine Hügel schien für den Bodennebel wie eine Staumauer zu wirken. Die Nebelschwaden flossen über den Hügel, durch den Wald, über die Wiese hinunter ins Limmattal. Das alles bei einer ersten, bläulichen Dämmerung. Irgendwie mystisch.
Weniger zauberhaft war es dann allerdings auf dem Hügel und im untersten Ende des Furttales, dort wo sich der Nebel eben staute, um über diese kleine Erhöhung zu gelangen.
Dickster Nebel auf der Strasse, teilweise auch feuchte Strassen. Sicht in der Nähe von Null. Doch nach wenigen Kilometern begann sich die Sauce aufzulösen, die Helligkeit des beginnenden Tages wurde sichtbar. Nochmals ein paar Kilometer weiter nach dem heutigen Foto, fuhr ich unter einem klaren Himmel nach Zürich. Doch es muss auch dieser Moment gewesen sein, an dem die Temperatur auf dem tiefsten Punkt angekommen war. 0 Grad bei einer so hohen Luftfeuchtigkeit fühlen sich schon noch furchtbar kalt an.