
Ich hatte Glück mit dem Morgenessen. Es erfüllte zwar nicht den hintersten und letzten Wunsch eines Radfahrers vor einer langen Etappe, aber ab 06:30 war bereits aufgetischt. So früh war während der ganzen Rundfahrt das Buffet nie eröffnet. Ich wollte es dennoch nicht übertreiben, noch lag der Nebel auf der Strasse. Als ich dann kurz vor halb neun ausgechecked hatte, hatte sich der Nebel wenigstens so weit in die Höhe angehoben, dass auf der Strasse freie Sicht war. Merkwürdige Windverhältnisse, mal von vorne, mal von hinten, begleiteten mich bis an den Walensee.

Am Walensee war die Situation mit dem Nebel nicht wirklich besser. Ein starker Gegenwind kräuselt das Wasser. Dem Walensee entlang gäbe es mindestens zwei Möglichkeiten für den Radfahrer. Die eine, oben durch über den Kerenzerberg. Nicht besonders hoch, auch das Gefälle dürfte kaum ein Problem sein. Aber man gelangt erst im Glarnerland wieder ins Linthal hinunter. Das wollte ich nicht. Ich suchte die andere Möglichkeit, näher dem See entlang.

Nach Mühlehorn, geht der Radweg plötzlich und unverhofft in die Höhe, nur wenige Meter, hinauf ins Mülital. Danach wird er wieder flach, leicht abfallend. Der Asphalt wechselt zur festgefahrenen Sand- und Kiespiste. So unverhofft wie der Weg hinauf geht, geht er auch auf der Höhe des ehemaligen Autobahn-Restaurants wieder in die Tiefe. Danach führt der Weg noch durch ein Labyrinth von Tunnels und über Brücken, vielleicht entstanden in Zusammenhang mit dem Strassenbau und sogar noch ein paar Meter durch einen ehemaligen Eisenbahntunnel, bevor man knapp vor der Einmündung eines Wasserkanals in den Walensee wieder auf einen “normalen” Radweg entlassen wird. Eine interessante Variante für eine nächste Reise mit dem Rad ins Bündnerland, finde ich.

Ich halte mich anschliessend an die östliche Seite der Linthebene, kassiere ein paar Regentropfen, die Nebeldecke ist dick und grau. Ich gelange an das obere Ende des Zürichsees, wechsle in Rapperswil über den Seedam die Seeseite nach Pfäffikon hinüber. Etwa die Hälfte der heutigen Etappe ist jetzt gefahren. Es ist Mittag. Am Bahnhof von Pfäffikon besorge ich mir Sandwich und Cola.
Die anschliessende Fahrt entlang des westlichen Zürichseeufers verläuft unspektakulär. Die Sonne scheint nie richtig. Der Nebel mal dick und grau, mal weniger. Temperaturmässig herbstlich halt. Ich komme zügig voran und auch die Durchfahrt durch Zürich ist mitten am Nachmittag kein Problem.

Die restliche Strecke ab Zürich nach Hause ist ja mein Arbeitsweg. Also eine reine Routinefahrt. Erstaunlich nur, dass Strava behauptet, ich hätte auf zwei Segmenten heute eine persönliche Bestleistung hingelegt. Also mit dem Anhänger und 120 Km in den Beinen, schneller als nach der Arbeit? Ich vermute, dass das höchstwahrscheinlich mit dem wenigen Autoverkehr von heute Nachmittag, und vielleicht noch einer günstigen Situation mit den Strassenampeln zusammenhängt. Mich freut es trotzdem.

Kommentare
4 Antworten zu „Ein langer und flacher Schluss“
Hallo zusammen,
es ist schön, wenn man mit solcher Begeisterung zu Hause wieder empfangen wird. Es freut mich auch, wenn euch meine täglichen Fahrberichte so gut gefallen haben. So ist es mir vielleicht ein paar Tage lang gelungen, euch die Schönheit der Alpen, Pässe und Täler zu zeigen. Auch wenn das Wetter nicht immer ganz mitspielte. Am Schluss werden doch die schönen Erinnerungen haften bleiben.
Vielen herzlichen Dank,
Urs
Hallo Urs,
schön das du gesund nach Hause angekommen bist. Mit dem Wetter hast du ja im allgemeinem Glück gehabt.
Ich habe mit Interesse (auch wenn ich nicht immer kommentiert habe) deine Tour verfolgt.
Nun hast du dir endlich eines deiner Lebens-Ziele erfüllt.
Grüß aus München
Frank aka radlaufmunich
Hallo Urs,
willkommen zu Hause, wir freuen uns, dass Du Deine Radferien erfolgreich abschliessen kannst und sicher schöne Erlebnisse auf Deiner Tour hattest.
Bis bald Irene und Marcel
Hallo Urs
Gratulation. Habe deine Reise und deine Tagesberichte mit Interesse verfolgt. Nach deiner Überfahrt über den Seedamm gestern konnte ich erahnen, dass du durch meinen Wohnort fahren wirst. Leider war ich in einem Telefonmeeting blockiert, sonst wäre ich an den Strassenrand gestanden, um dich anzufeuern.
Liebe Grüsse
Rolf