Als ich Anfang des Monats Juni, dem Monat des Biketoworks, anfing, jeden Tag einem anderen, vermuteten Biketoworker oder auch Biketoworkerin für ein Bildchen eine kurze Weile zu folgen, glaubte ich nicht so recht daran, dass ich jeden Tag jemanden finden würde. Ich glaubte, nach einer ersten Begeisterung wäre ich bald wieder alleine unterwegs.
Vielleicht hat das trockene Wetter meinen Versuch auch ein bisschen unterstützt. Am einzigen Regentag während der Woche, bei dem es bereits am Morgen schon regnete, da fand sich niemand vor meiner Kamera für ein Bildchen ein.
Damit hatte ich nicht gerechnet, von 20 möglichen Arbeitstagen an 19 Tagen jemanden zu finden, der offensichtlich mit dem Rad auf dem Weg zur Arbeit unterwegs ist. Vielleicht ist “biketowork” doch populärer, als ich erwartet hatte.
In den letzten Tagen, kreisten meine Gedanken immer wieder um die Sommerferien mit dem Rennrad. Wie der Leser sich ja sicherlich noch erinnert, möchte ich dieses Jahr, nochmals einen Anlauf nehmen, um die Grossglockner-Hochalpenstrasse zu überqueren. Es ist ja eines meiner “Lebensziele”, alle mit dem Rennrad passierbaren Pässe in den Alpen einmal überfahren zu haben.
So habe ich heute an diesem regnerischen Sonntag die Zeit für die Planung der Sommerferien genutzt.
Googelt man nach Grossglockner, erhält man eine riesen Fülle an Berichten, Fotos und Filmen. Teils ganze Fahrten über die ganze Strecke mindestens von Fusch bis nach Heiligenblut, oder von Heiligenblut bis zur Edelweissspitze, dem höchsten Punkt an dieser Hochalpenstrasse.
Panoramakarte Grossglockner-Hochalpenstrasse
Klar ist mir geworden: sofern das Wetter halbwegs vernünftig ist, werde ich weder der einzige Radfahrer noch der einzige Tourist auf dieser Strecke sein. Klar ist mir aber auch, dass die Bergwelt links und rechts der Hochalpenstrasse überwältigend schön sein muss. Klar ist mir auch geworden, dass man den Grossglockner, die Bergspitze, wohl nur auf der Strecke von Heiligenblut bis zur Franz-Joseph-Höhe sehen kann. Klar ist auch, dass die beiden Stichstrassen zur Edelweissspitze und zur Franz-Joseph-Höhe kaum am gleichen Tag, jedenfalls nicht mit dem Anhänger und dem Feriengepäck, gefahren werden können. Zu steil und oder zu lang. Dennoch ist mein Ziel, die Hochalpenstrasse in der ganzen Länge abzufahren.
So habe ich mir folgenden Plan zurecht gelegt:
Ich werde mit dem Rad und dem Feriengepäck durch die Nordostschweiz fahren, Vorarlberg, Arlbergpass, das Inntal hinunter bis nach Wörgl. Dann rechts weg, das Inntal verlassen, über den Griessenpass nach Zell am See. Dafür habe ich mir vier Tage geplant.
Ab Zell am See, dann an einem Tag über die Grossglockner-Hochalpenstrasse bis hinunter nach Heiligenblut. Ob ich auf der Höhe noch den Abstecher zur Edelweissspitze fahren werde, hängt im Wesentlichen vom Wetter, meiner aktuellen Tagesform und vielleicht auch noch von der Anzahl Touristen ab.
Am zweiten Tag am Grossglockner, werde ich von Heiligenblut, diesmal ohne das Feriengepäck, nochmals in die Höhe steigen, diesmal aber die Abzweigung zur Franz-Joseph-Höhe nehmen. Je nach dem, ob ich am Vortag schon auf der Edelweissspitze war, nehme ich die dann halt erst heute unter die Räder. Anschliessend geht es dann wieder zurück nach Heiligenblut. Soweit der Plan.
Anschliessend beginnt dann schon wieder der Heimweg. Der erste Tag, von Heiligenblut über den Iselsbergpass nach Lienz und weiter ins Defereggental, an die Verzweigung zum Staller Sattel und des Klammljochpasses.
Beim genaueren Hinschauen entpuppt sich der Klammljochpass immer mehr zu einem Mountainbikepass. An der Ostseite soll Schotter auf der Strasse liegen, während die Westseite eine “Staubpiste” sei. Allerdings recht steil. Bei quaeldich.de stammt die Beschreibung vom Oktober 2008. Er wurde damals mit dem Rennrad von Westen her befahren. Die Landschaftlich schönere Seite könnte die Ostseite sein. Könnte mir vorstellen, dass ich da von der Ostseite ohne Feriengepäck hinauffahre. Anschliessend wieder zurück ins Defereggental. Bei einer zeitigen Ankunft im Defereggental könnte jedenfalls so etwas realisierbar sein.
Danach geht es dann weiter über den Staller Sattel, Bruneck, Sterzing (am Fusse des Brennerpasses). Diesmal fahre ich aber über das Penser Joch nach Bozen hinunter. Anschliessend dann Meran, das Vinschgau, der Ofenpass, Flüelapass, Davos, Landquart und dem Walensee, später dem Zürichsee, entlang nach Hause. Für diese Heimreise ab Heiligenblut, plane ich sechs Tage Fahrzeit.
Nach der Planung mit dem Tourenplaner von quaeldich.de stehen die Zähler bei knapp 1200 KM und knapp 20’000 Höhenmeter.
Es traf sich gut. Schon eine Weile lang träumte ich heute Abend auf dem Heimweg an meinen Sommerferien auf dem Rennrad herum. Einerseits sollte es eine Rundreise zum Grossglockner und wieder zurück werden, also nicht zuviele Kilometer auf der gleichen Strasse hin und zurück, andererseits aber möchte ich auch nicht unbedingt den Grossglockner mit all meinem Feriengepäck überqueren. Am liebsten wäre mir da eine Rundfahrt ohne Feriengepäck über den Grossglockner. Aber wie soll ich das wohl am Besten hinbekommen?
Auch andere am Biketowork (18)
Der höchste Punkt am Mutschellen war überquert. Ich fuhr auf der langen Geraden in Richtung Dättwil hinunter. Da überholte er mich. Höchste Zeit, mit der Tagträumerei Schluss zu machen. Ein kleiner Spurt brachte mich an sein Hinterrad.
Bald merkte ich an seinem Fahrtstil, dass er wohl nicht zum ersten Mal hier hinunterfuhr. Bestimmte Abzweigungen fährt man in dieser Art nur mit der notwendigen Voraus- und Umsicht. Wir kamen zügig voran. Er kurbelte sich durch den Wind und ich schön hintendrein, in der Hoffnung, dass meine Kamera schon ein paar gute Bilder schiessen würde.
Kurz vor Fislisbach trennten sich unsere Wege. Er schien überrascht zu sein, dass ich ihm doch gefolgt war. Ich bedankte mich für die zügige Führungsarbeit, und weg war er.
Es ist schon fast einen Monat her, seit dem ich das letzte Mal meinen Arbeitsweg an das nördliche Ende der Stadt legen konnte. Der Weg geht etwas genauer in östlicher Richtung. Einerseits zwar noch direkter in die Sonne und noch genauer in die kühlende Bise. Andererseits aber durch viel mehr Landwirtschaft. Gut ist zu erkennen, dass die ersten Getreidesorten schon fast ausgereift dastehen. Auf den Salatfeldern wurde schon im frühen Morgen geerntet. Auch der noch junge Mais hat bereits schon fast halbe Mannshöhe erreicht.
Auch andere am Biketowork (17)
Auch die Auswahl an vermuteten Biketoworkern scheint mir heute grösser gewesen zu sein, als bei meinen Fahrten durch das Limmattal. Dem Anschein nach aber Radfahrerinnen und Radfahrer der ehen kurzen Strecken. Egal. Hauptsache, man ist mit dem Rad unterwegs.
Es war überfällig. Jährlich, jeweils im Juni, meist nur an einem einzigen Morgen, liegt dicker Nebel auf den Hügeln entlang des Arbeitsweges. Auch schon traf es sich so, dass er sich bis auf die Strassen hinunterfallen liess. Irgendwie merkwürdig. Erwartet man doch, dass der Nebel kalt und nass sein würde, so ist er jetzt zwar feucht, aber nicht unbedingt auch kalt. Die Nebelbildung dürfte wahrscheinlich einen Zusammenhang mit dem Regen von gestern und den doch recht hohen Temperaturen haben. Auffällig war gestern Abend während der Heimfahrt auch, dass im Inneren des Gehäuses meiner GoPro Kondenswasser entstanden ist. Das kommt ja ganz selten vor.
Auch andere am Biketowork (16)
Mit dem Bildchen eines vermuteten Biketoworkers musste ich mich heute lange Zeit gedulden. Nicht dass keine unterwegs gewesen wären, aber aus Prinzip rase ich keinem Biker über Gehsteige, an roten Ampeln und in halsbrecherischer Art und Weise über Strassenkreisel hinten nach, nur wegen eines Bildchens. Der zweite wollte offenbar auf keinen Fall aus meinem Windschatten nach vorne die Führung übernehmen. Im dritten Mal hat es dann aber doch noch geklappt.