Monat: September 2004

September 2004
M D M D F S S
 12345
6789101112
13141516171819
20212223242526
27282930  
  • Eckige Beine

    Die heutige Fahrt zur und von der Arbeit war alles andere als eine mögliche Abschlussfahrt für diese Saison. Wohl von den vielen Höhenmetern am letzten Wochenende, sind die Beine etwas eckig geworden.

    Noch in der ausklingenden Nacht (06:15 Uhr), setzte ich mich bereits auf den Renner in Richtung Zürich. Laut Wetterprognose sollte gegen Abend mit einer leichten Bise gerechnet werden können. Bise in diesem Falle würde für mich bedeuten, dass auf der Heimfahrt Rückenwind herrscht und damit ein weiterer Versuch für einen neuen Rekord auf dieser Strecke gewagt werden könnte.

    Doch schon nach wenigen Kilometern musste ich einsehen, dass daraus wahrscheinlich wieder nichts wird. Die Beine wollten nicht richtig drehen, fühlten sich eckig und steif an. Wahrscheinlich haben die vielen Höhenmeter vom letzten Wochenende das Roller-Feeling vorübergehen zerstört. Ich stellte denn auch mit einer ziemlich schlechten Zwischenzeit den Renner in den Velokeller meines Arbeitgebers.

    Am Abend dann die übliche Fahrt über Waldegg, Lieli und Mutschellen wieder nach Hause. Die Beine drehten schon besser, aber von einem neuen Rekord keine Spur. Die Bise und damit der Rückenwind blieb aus, dafür hatten die Strassen merklich mehr Verkehr zu schlucken als in der Sommerzeit. Überdies scheinen mittlerweile an allen kritischen Ecken meterhohe Maisfelder zu stehen, was auch nicht gerade förderlich für einen neuen Rekordversuch ist.

  • Rucksäckli-Touren

    Es ist dies vorerst ein Versuch, mit möglichst wenig Gepäck und dem Renner ein paar Tage unterwegs zu sein. Das ganze soll nicht nur eine wilde und blinde Raserei über unzählige Kilometer sein, sondern auch eine Erfahrung. Eine Erfahrung im doppelten Sinne.

    Ich möchte einerseits, mit hoffentlich nicht allzu langweiligen Aufzeichnungen, meine Erlebnisse schriftlich und soweit möglich auch fotografisch, festhalten. Es zählt also auch die Beobachtung des Umfeldes, vielleicht des kulturellen, vielleicht auch des kulinarischen. Einfach alles, was es nebst dem Velofahren auch noch gibt.

    Anderseits dürfen auch die Kilometer und die Höhenmeter nicht zu kurz kommen.

  • Stelvio-Tour 2004, 2. Teil: Die Heimfahrt

    Bereits am frühen Sonntagmorgen, keine einzige Wolke am Himmel, fuhren wir in Richtung Livigno wieder zurück in die Schweiz.

    Chronologie der heutigen Fahrt
    07:00 Uhr Tagwache. Es fiel mir gar nicht schwer aufzustehen, denn ich lag sowieso die halbe Nacht wach im Bett. Keine Ahnung, wann es hier in Italien Nachtruhe gibt. Ich glaube, die kennen so etwas nicht.

    08:30 Uhr Wir haben uns soeben auf die Renner gesetzt und sind in Richtung Livigno mit den beiden Pässen Passo di Foscagno und Passo d’Eira aufgebrochen. Die Beine fühlen sich noch etwas eckig und schwer an, doch dafür radeln wir einem wunderbaren Panorama entgegen. Die Temperatur ist schon fast zu warm, aber wir steigen nach den ersten flachen paar Kilometer schon bald in die Höhe.

    Nach etwa 20 Km erreichen wir den Passo di Foscagno. Er bietet mit seinen knapp 2300 MüM einen wunderbaren Ausblick auf die umliegenden Alpen und Gletscher. Nur Schade, dass die Fernsicht nicht besonders gut ist. Grosse Teile der Strasse sind auch hier neu geteert und ausgebaut. Irgendwie schon fast auffällig, auch gestern am Stilfserjoch, wie hier gebaut und gebessert wird.

    Mit etwas Schwung und einer kleinen Anstrengung gelangen wir nur kurze Zeit später auf den Passo d’Eira (gut 2200 MüM) hinauf, schalten einen kleinen Fotohalt ein und sausen auf der gut ausgebauten Strasse sogleich nach Livigno hinunter.

    “Leider” brauchen wir kein Benzin und können so nicht von den günstigen Preisen profitieren (76 Cent pro Liter Normalbenzin), wie hunderte von Automobilisten und Töfffahrer die sich geduldig vor den Tankstellen aufgereiht haben.

    Wir enschliessen uns, dem Stausee bei Livigno entlang und zurück in die Schweiz zu fahren. Der Stausee liegt wirklich spiegelglatt da. Keine einzige Welle. Man könnte im Spiegelbild problemlos die Tannenbäume der Berghänge zählen, so ruhig ist der See.

    Dem Vernehmen nach, soll das Tunnel bei Livigno bei den Radfahrern immer wieder zu Verwirrung führen. Tatsächlich ist es so, dass es nur minimal beleuchtet ist. Es ist ratsam, selber noch etwas Licht mitzunehmen. Von der Seite von Livigno in Richtung Ofenpass-Strasse ist es leicht abschüssig, allerdings mit einem starken Gegenwind. Wegen der Dunkelheit konnte ich die Geschwindigkeit auf dem Tacho nicht ablesen, aber ich denke, so ein schwacher 50er müsste schon drin gelegen haben. Der Tunnel ist vielleicht 4 Km lang. Für die bergwärtsfahrenden Velos hat es sogar eine Markierung auf der Strasse. Der Tunnel dürfte aber zu schmal sein, um hier ein wirklich gefahrloses Nebeneinander von Auto und Velo zu gewährleisten. Auch in diesem Fall ist eine Beleuchtung auf jeden Fall ratsam.

    Kurz vor 12:00 Uhr kommen wir in Zernez an, suchen uns ein gemütliches Restaurant, und futtern die obligaten Teigwaren. Zusammen mit genügend Mineralwasser und einem Kaffee schliessen wir auch dieses Mittagsmal ab.

    Weil das Wetter weiterhin sehr schön, warm und wolkenlos ist, fahren wir dem Inn entlang bis nach Scuol hinunter. Vorbei unter anderem am Heimatdorf des Schellenursli (Guarda), oder am Schloss Tarasp.

    Am späteren Nachmittag sitzen wir dann mit vielen anderen Bikern und Wanderern in völlig überfüllten RhB- und SBB-Zügen in Richtung Unterland. Wir lassen nochmals die schöne Bergwelt mit weissen Gletschern, blauem und wolkenlosem Himmel, tiefgrünen Tannen und ersten nicht mehr ganz grünen Laubbäumen an den Festern vorbeiziehen.

  • Stelvio-Tour 2004, 1. Teil: Die Eroberung

    Am Radtag Stilfserjoch, einem Event für die ganz wilden Radfahrer, wurde die Strecke ab Trafoi bis auf das Stilfserjoch während 6 Stunden für den privaten Verkehr gesperrt. Diese Gelegenheit wollten wir uns nicht entgehen lassen. Doch, das Stilfserjoch alleine, war uns zu wenig. So machten wir für uns daraus eine zweitägige “Rucksäcklitour”.

    Kurz nach 10 Uhr machten wir uns ab dem Rhb-Bahnhof Lavin, im Unterengadin auf die Socken, beziehungswiese auf den Rennern in Richtung Ofenpass davon. Wir, das sind Thomas (der Initiant dieser Rucksäcklitour und Leiter unserer Gruppe von Calpe nach Bern), Bettina und ihr Ehemann Francois, Martin und ich, sowie Otto, der Vater von Thomas.

    Es ist ein wunderschöner Morgen. In Lavin zeigt das Thermometer ca 22 Grad an. Dies auf einer Höhe von genau 1432 MüM. Ein leichtes Lüftchen weht von irgendwoher. Also genau die richtigen Voraussetzungen für eine wunderbare Fahrt.

    Entlang des Inn und durch grüne Lärchenwälder rollen wir uns gemütlich bis Zernez ein und überwinden dabei schon die ersten paar Höhenmeter.

    Ab Zernez werden unsere noch frischen Beine schon das erste Mal gefordert. Wir beginnen mit dem Anstieg auf den Ofenpass. Anfänglich brennt uns noch eine ziemlich heisse Sonne auf den Nacken, doch spätestens nach Il Fuorn, und damit auch nach der kleinen Abfahrt mitten in der Passstrasse beginnt die Angst vor einem Regenguss überhand zu nehmen. Alle Seitentäler scheinen von Regenwolken verstopf zu sein. Selbst das Haupttal scheint sich mit trübem Nebel zu füllen.

    Doch um 12:00 Uhr haben wir es dann doch noch trockenen Fusses über die Passhöhe geschafft. Nach einer kurzen Zwischenverpflegung und etwas wärmenden Kleidern, machen wir uns sofort an die Abfahrt durch das Münstertal. Auf den etwa 30 Kilometern nach Glurns hinunter können wir dem drohenden Regen nochmals entweichen.

    Nach etwa 13:30 Uhr, und einem gefällten Bauch, machen wir uns nun bei wieder heisser Sonne auf den 32Km langen Weg auf das Stilfserjoch. Vom Kartenstudium her wissen wir, dass die Strasse bis Trafoi, also etwa die nächsten 18 Km noch einigermassen vernünftig ansteigen wird. Spätestens ab Trafoi werde mindestens ich, mich wohl kaum mehr von grüssten Ritzeln trennen können.

    Kurz vor 15:00 Uhr komme ich in Trafoi an. Unsere Gruppe hat sich längst aufgelöst. Ausser Martin ist keiner mehr in Sichtweite, beziehungsweise, nicht ganz unerwarteterweise übernehme ich das Schlusslicht der Gruppe. Die Kurve Nummer 42 ist unübersehbar markiert. Ich halte an, verpflege mich, trinke, ein paar Lockerungsübungen, ein paar Worte mit Martin wechseln und weiter geht es.

    Kurve 39 Irgendwie habe ich das Gefühl, bereits jede Menge Höhenmeter hinter mir zu haben, bin aber froh, schon die letzte “40er-Kurve” passiert zu haben. Irgendwann zwischen den Kurven 35 und 31 überwältigt mich eine gewaltige Krise. Die Strasse hat hier ein paar ganz giftige Steigungen.

    Kurve 31 Offizieller Verpflegungspunkt der Strecke. Den Spuren nach zu schliessen, muss hier während des ganzen Tages, wahnsinnig viel los gewesen sein. Berge von Abfall, bereits fein säuberlich verpackt, liegen zum Abtransport bereit. Aber das wichtigste: frisches Quellwasser ist noch jede Menge vorhanden.

    bis Kurve 14 scheint fast eigenartigerweise kein Problem zu sein. Manchmal führt Martin, manchmal führe ich. Glücklicherweise haben sich ein paar Wolken vor die Sonne geschoben, so wird es in diesen Felswänden eigentlich ganz erträglich. Ab der Franzenshöhe, gut 2100 Höhenmeter sind überwunden, wird es aber doch langsam kühl.

    Kurve 14 zweiter offizieller Verpflegungspunkt. Es ist schon ziemlich kühl geworden, und es bläst ein noch kühlerer Wind. Deshalb machen wir auch nur einen kurzen Rast. Meinen Isostar-Riegel schiebe ich ziemlich schnell die Kehle hinunter und weiter gehts. Martin legt einen fulminanten Start hin, bei dem ich nicht mehr mithalten kann.

    Ca ab Kurve 8 quäle ich mich nun langsam und alleine die letzten paar Höhenmeter hinauf.

    Kurve 3 und 2 folgen sich ganz rasch hintereinander

    ab Kurve 1 fallen ein paar Regentropfen. Die letzten 500 Meter (es steht so auf der Strasse aufgesprayt) kommen mir wie eine kleine Ewigkeit vor. In der Zwischenzeit regnet es auch ganz richtig.

    17:22 Uhr geschafft, oben. Bettina wartet schon beim letzten noch warmen Grill auf mich und geleitet mich ins Restaurant, wo die anderen Gruppenmitglieder sich schon längst wieder erholt und aufgewärmt haben.

    Später noch eine Gruppenfoto mit Passtafel und eine zügige Abfahrt noch Bormio. Glücklicherweise hört der Regen bald auf, und es wird sogar wieder wärmer und trocken. Gegen 20.00 Uhr treffen wir uns zu einem gemütlichen Nachtessen in unserem Hotel Cervo. Sinnigerweise gibt es zu den obligaten Teigwaren diesmal Hirschschnitzel. Den Schluss des Tages verbringen wir noch an einem Platzkonzert im Zentrum von Bormio.

  • Fahrt auf dem Sonnenstrahl …

    … tönt zwar romantisch, ist es aber nicht, wenn die Sonne genau in Fahrtrichtung, nur knapp über den Hügeln am frühen Morgen aufgeht.

    Heute morgen, bereits kurz nach sechs Uhr war ich unterwegs. Die Luft noch kühl (11 Grad) und mit meiner neuen Beleuchtung am Renner (sieht eigentlich scheusslich aus, aber wird wohl besser sein so), machte ich mich auf den Weg Richtung Zürich. So in der Gegend von Spreitenbach dreht sich das Limmattal schön in Richtung Osten und damit ganz genau in die aufgehende Sonne. Zu dieser Zeit klettert sie gerade hinter dem Gubrist in den Himmel. Zwar ein wunderbarer Anblick, wenn sich die rötlich-goldigen Sonnenstrahlen in das Limmattal ergiessen, aber in den Augen kaum auszuhalten. Man sieht schlicht und einfach nichts mehr.

    Am Abend dann ein ähnliches Schauspiel, aber einfach in Richtung Westen. Die Abfahrt vom Mutschellen nach Dättwil führt wieder geradewegs in das Sonnenlicht. Zeitweise scheint man förmlich auf den glänzenden Sonnenstrahlen auf der Strasse dahinzugleiten.

    Nichts desto trotz, gelang es mir heute nochmals, meinen ehemaligen Rekord auf dieser Strecke zu bestätigen. Ich finde, für das kommende Wochenende einge gute Vorbereitung und Bestätigung meiner Kondition.

    Übrigens habe ich jetzt mein Jahresziel von 5000 Km überfahren. Während Jahren war dieses mein Ziel und während Jahren habe ich es verpasst. Doch diesmal, dank Euroride, bin ich schon fast versucht, das Jahresziel für nächstes Jahr noch höher anzusetzen.