Monat: September 2008

September 2008
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  • zweiter Teil: herbstliche Passfahrt

    Heute Morgen machte ich mich etwas später auf die Strasse. Einerseits hingen Nebelschwaden vor den Berghängen herum und der Himmel war bedeckt. Andererseits hatte ich nicht mehr den Zwang zu einer bestimmten Zeit auf einem ÖV zu sein. Ich hatte vor, wiederum zwei Pässe zu befahren. Über den Albula hinunter nach Tiefencastel und dann über den Julier wieder zurück ins Engadin. Höhenmeter fast ohne Ende also.

    Nach einem ausgiebigen Morgenessen, die Sonne hatte sich stellenweise bereits auf den Talboden vorgekämpft, fuhr ich von Pontresina in Richtung Unterengadin. Diesmal allerdings nur bis La Punt und nahm dort die Abzweigung für den Albulapass. Bereits in einer der ersten Spitzkehren musste ich die wärmenden Kleider im Rucksack verstauen. Diese Rampe vom Engadin auf den Albulapass, ist ganz regelmässig gebaut und beträgt fast dauern 10% und mehr. Oftmals ist sogar in den Spitzkehren kaum an eine Erholung zu denken.

    Das Wetter wurde laufend besser. Die Nebelschwaden blieben im Engadin zurück und schienen sich sogar mindestens teilweise aufzulösen. Etwa ab der Hälfte konnte ich sogar in der Sonne bergauf fahren. Es wurde deshalb auch immer wärmer. Erst auf der Ebene der Passhöhe musste ich mir ein paar Gedanken über den weiteren Verlauf der heutigen Fahrt machen. Vom Albulatal herauf schien sich eine richtig dicke Nebelwand heraufzuschieben. Wie sich später dann herausstellte, handelte es sich allerdings nur um eine relativ dünne Decke, unter der sogar die Sonne wieder schien. Meiner weiteren Fahrt stand also doch nichts im Weg.

    Die Abfahrt vom Albula hinunter nach Tiefencastel war zeitweise für mich und den Renner eine reine Tortur. Landschaftlich hingegen etwas vom schöneren. Etwa auf Höhe der Waldgrenze, ein kleiner See. Wäre es etwas wärmer gewesen, könnte ich mir hier auch einen Picknickhalt vorstellen. Weiter unten dann die Bahnanlagen der Rhätischen Bahn. Viadukte, Bahntrassees, Kehrtunnels. Schade war kein Zug unterwegs, das hätte sicherlich noch eine gute Foto gegeben. Nach wenigen kleinen Gegensteigungen komme ich in Tiefencastel an, Dreiviertel des grossen Kreisels umrunden, die Kette ganz links legen und den Anstieg auf den Julier beginnen.

    Während etwa 35 Kilometern Länge, sind ab Tiefencastel etwa 1400 Höhenmeter zu bewältigen. Das Angenehme ist allerdings, dass die Passstrasse nur wenige Male und nur für wenige Meter die 10%-Grenze knackt. Dazwischen immer wieder ebene, gerade Stücke, wie zum Beispiel auf der Ebene von Savognin, oder entlang dem Stausee. Selbst im letzten Teilstück nach Bivio zum Pass hinauf, gibt es immer wieder Gelegenheit für eine kurze Erholung. Allerdings werden diese Strassenstücke auch immer kürzer.

    Erstaunliches habe ich mit dem Kollegen Wind erlebt. Bis nach Rona hinauf, hatte ich eigentlich keinen Wind. Allerdings musste ich feststellen, dass die Sonne mehr und mehr von Wolken verdeckt wurde. Die Wolkendecke schien sich etwa auf der Höhe der vermuteten Passhöhe zu bewegen. Doch mit einem Mal, mitten in der langen Geraden nach Rona, wechselte die Szenerie. Ein Gegenwind kam unvermittelt auf. Es wurde immer kälter. Bei den paar Spitzkehren bis zur Staumauer, musste ich mich echt zusammenreissen, um die Höhe auf dem Rad und nicht wandernd neben dem Rad erreichen zu können. Auf dem Stausee kräuselte sich die Oberfläche zu weissen Schaumkronen. Nach Bivio dann ein letzter, fürchterlicher Abschiedsgruss des Gegenwindes. Dann absolute Ruhe. Die ersten paar Spitzkehren nach Bivio fallen mir so echt leicht. Auch die Sonne schien wieder, und über der Passhöhe war der blaue Himmel sichtbar. Mit der Zeit stellte ich fest, dass ich mittlerweile von einem leichten Rückenwind profitieren konnte. Zwar wenig, aber immerhin kein Gegenwind.

    Die Passhöhe konnte bei Sonnenschein und schon fast angenehmen Temperaturen überfahren. Jedenfalls machte ich im Windschatten des Kiosks eine kleine Pause.

    Die Abfahrt nach Silvaplana hinunter ging fast rüttelfrei und in höchstem Tempo vor sich. Ab Silvaplana bis nach Pontresina wurde ich von einem zwar kühlen, aber immerhin kräftigen Rückenwind geschoben.

    Albula Passhöhe (2) Julierpass (1)

  • erster Teil: herbstliche Passfahrt

    Wie in früheren Jahren auch schon, gefällt es mir, im Herbst nochmals ein paar Pässe zu fahren. Einerseits die etwas ruhigere Stimmung ohne den grossen Sommerferien-Verkehr, andererseits vielleicht auch mal eine schöne Foto mit verschneiten Bergen oder farbigen Bäumen. Allerdings muss man dabei oft in Kauf nehmen, nicht mehr in kurzärmligen T-Shirt über alle Pässe fahren zu können.

    So wie heute Morgen in Pontresina: die ganze Gegend liegt unter einem dicken Raureif, ein deutliches Zeichen dafür, dass wir uns hier ganz nahe, wenn nicht sogar unter der Null-Grad-Grenze befanden.

    Kurz nach dem Morgenessen machte ich mich in Richtung Unterengadin, nach Zernez, auf den Weg. Ich war jeweils froh, wenn die Strasse auf die linke Seite des Inn wechselte, dort nämlich wo die Sonne bereits den Raureif aufgelöst hatte, und wenigstens vorerst ein bisschen Wärme verstrahlte. Doch mit dem Anstieg auf den Ofenpass kam auch die Wärme. Das steilste Stück, gerade am Anfang, bevor es dann etwas weniger steil, ab und zu sogar flacher oder “ungeschickterweise” sogar hinunter geht. Die Strasse ist gut ausgebaut, wird aber dennoch an mehreren Stellen verbessert. Der Ofenpass von der Seite des Engadins her, kann sicherlich nicht als besonders streng bezeichnet werden. Fast die ganze Strasse führt durch Wälder. Erst ganz oben und fast am Schluss, ist die Passstrasse an die Felswand gelegt. Oben angekommen, hat man eine wunderbare Aussicht auf die nächsten Berge. Heute weisen die meisten schon eine weisse Schicht auf.

    Vom Ofenpass dann das Münstertal hinunter bis nach Santa Maria, wo ich die Abzweigung auf den Umbrail genommen habe. Der Einstieg ist fürchterlich. Da fährt man um die Hausecke, und vor einem die Strasse, ähnlich einer Wand, geht sie den Berg hinauf. Da habe ich mich als erstes mal all der wärmenden Kleider entledigt, bevor ich ernsthaft an die Bezwingung des Passes ging. Gefühlsmässig scheint die Passstrasse ziemlich regelmässig zu steigen. In den Spitzkehren, und davon hat es viele, hat man manchmal die Möglichkeit, etwas auszuruhen. Ein paar Kilometer der Passtrasse sind nicht geteert. Die Strasse ist aber so festgefahren, dass das fast keine Rolle spielt. Bei 2000 Meter über Meer mache ich heute eine kleine Mittagspause, mit Mahlzeit aus dem Rucksack.

    Das happige Stück scheint erst nach dieser Kiesstrasse zu kommen. Es ist steil, die Mittagswärme beginnt doch zu drücken, das Panorama wird immer phantastischer und doch ist man noch nicht oben. Aber bei 2503 Meter über Meer ist es dann geschafft. Der Blick zum Stilfserjoch, mit seinen verschneiten Bergen, ist heute überwältigend.

    Damit ich wieder zu einer vernünftigen Zeit ins Hotel in Pontresina komme, muss ich den Zug um 16:50 in Tirano erreichen. Es bleiben mir noch knapp drei Stunden für die verbleibenden etwa 70 Kilometer. Eigentlich keine Sache würde man meinen. Bis Bormio hinunter, gut 1300 Höhenmeter sind vernichtet, sieht alles noch gut aus. Doch dann zeigt wieder einmal der geliebte Gegenwind sein Können. Zu allem Übel wird auch noch an den Strassen gebaut und in einem Fall eine grosszügige Umleitung über den nächsten Hügel ausgeschildert. Etwa dreissig Kilometer vor Tirano bin ich richtig froh, dass ein anderer Velofahrer, vermutlich auf seiner Feierabendrunde, vorfährt. Ich hänge mich bei ihm sofort in den Windschatten und so “zieht” er mich sicherlich über 10 Kilometer näher an mein heutiges Ziel. Den Bahnhof in Tirano erreiche ich etwa 20 Minuten vor der Abfahrt des Zuges.

    No risk no fun. Der Tag war wieder mal gelungen.

    Ofenpass Umbrail

  • Passwang und Nunningerberg

    Die Sonne liess auch heute ziemlich lange auf sich warten. Dennoch wollte ich endlich mal den Passwang, den Übergang vom Solothurnischen ins Baselbiet fahren. Es ist nach dem Unteren Hauenstein und dem Ober Hauenstein ein weiterer Jurapass der in Reichweite von zu Hause aus machbar ist. Ein bisschen reizte mich auch die Beschreibung des Passes, die ich im Internet mal gefunden hatte. Zitat: “Die Strasse über diesen Berg wurde 1730 unter dem Bauherrn Suri erbauet; sie steigt an vielen Orten über 20 Fuss Prozent, und ist unstreitig die schlechteste Communikationsstrasse der Schweiz, obwohl sie eine der volksreichsten Amteien mit der Hauptstadt des Kantons verbindet. Es scheint, man habe beim Baue dieser halsbrecherischen Strasse die höchsten Joche und unschicklichsten Stellen geflissentlich ausgewählt, um sie da durchzuführen.”

    Kann so was schlimmes überhaupt noch befahren werden?

    Auch für meinen heutigen Ausflug hatte ich mein GPS so eingestellt, dass es mich jeweils über den kürzesten Weg zu den einzelnen Punkten dirigieren sollte. So kam es dann, dass ich als erstes über die Staffelegg fuhr, nach Küttigen hinunter und dann auf Nebenstrassen nach Erlinsbach. Weiter nach Olten und in Oensingen dann rechts weg durch die Klus auf den Anstieg der Passstrasse zum Passwang hinauf.

    In Balsthal trennt sich die Strasse: rechts zum Oberhauenstein hinauf und links durch einen weiteren schmalen, aber kurzen Taleinschnitt in Richtung Passwang. Die Strasse führt anschliessend durch ein etwas breiteres Tal, unter schroffen Felsabbrüchen hindurch, vorerst noch ohne grössere Steigungen. Etwa ab Ramiswil, etwa nach zwei Dritteln der Distanz zwischen Balsthal und dem Passwang, geht es dann endlich los. Während etwa 5 Kilometern müssen nun gut 300 Höhenmeter erklettert werden Im Schnitt also immer noch eine “vernünftige” Passstrasse, wobei einzelne Strecken dabei durchaus weit über der 10% – Marke gelegen haben. Landschaftlich bietet die südliche Seite deutlich schönere und weitere Ausblicke als die nördliche Seite. Die nördliche Seite ist nach meinem Dafürhalten auch deutlich steiler und weist selbst für den Velofahrer sehr enge Kurven aus. Aber da durfte ich ja hinunterfahren. Das Scheiteltunnel ist übrigens unbeleuchtet, aber ziemlich kurz. Am Anfang (von Süden her) steigt es noch leicht an, führt dann über eine Kuppe, so dass man den nördlichen Ausgang erst sieht, wenn man richtig im Tunnel drin ist.

    Nach einer kurzen und wie gesagt steilen Abfahrt, riet mir mein GPS in Oberbeinwil rechts abzuzweigen. Die Strasse, zwischen einem Bauernhof und einem Restaurant sah so aus, als ob sie hinter der nächsten Kurve keinen Teerbelag mehr haben würde. Ich verliess mich aber dennoch auf mein GPS (ist so eingestellt, dass es ungeteerte Strassen vermeiden sollte), und folgte dem Ratschlag. Die Strasse wies tatsächlich durchgehend einen festen Belag auf, wenn auch etwas holprig. Strassenmarkierung war keine da, dafür Viehroste. Die Strasse teilweise sehr steil, meist auch sehr eng. So gelangte ich durch ein schmales Tal und meist bewaldete Abhänge, hinauf auf den Nunningerberg. Anschliessend eine holprige Abfahrt hinunter nach Nunningen.

    Konnte ich bis jetzt meist von der Bise, dem Ostwind profitieren, so änderte dies jetzt abrupt. Über das teils offene Feld, oder über die Anhöhen fegte auch am Nachmittag noch die Bise. Ungeschickterweise empfand ich sie meist als Gegenwind. Mein Weg führte weiterhin meist auf Nebenstrassen nach Dornach, Münchenstein und Muttenz. In Muttenz musste ich eine kurze Rast einschalten, denn der dauernde Gegenwind, und die vielen, teils eben recht steilen Höhenmeter hatten bis jetzt ganz schön an den Kräften gezehrt.

    Ab Muttenz fahre ich dann auf der Kantonstrasse, mehr oder weniger dem Rhein entlang bis nach Stein, biege dann rechts weg ins Fricktal und zum Schluss noch den Bözberg. Glücklicherweise hatte die Bise tatsächlich ausgeblasen und so fahre ich fast bei völliger Windstille durch das Fricktal hinauf.

    Auch heute hatte ich die Unterlagen für ein paar Geocaches dabei. Das interessanteste dabei war wohl dasjenige beim Kreisel mit den Vögeln in Egerkingen. Der Verstecker dürfte wohl von diesen Vögeln inspiriert worden sein, als er seinem Geocache den Namen “Alfred Hitchcock” gab.

    Alles in allem eine schöne und abwechslungsreiche Fahrt mehr. Vor allem der mittlere Teil über Passwang und Nunningerberg haben mir landschaftlich besonders gefallen, auch wenn die Beine dabei etwas leiden mussten.

    Einen kleinen Film habe ich heute auch wieder gedreht. Eine ganze Kolonne von eher älteren Mercedes sind mir vorgefahren.



    Und da noch ein Filmchen zur Überfahrt über den Nunningerberg:



  • Herbst

    Es herbschtelet

  • doch noch eine Fahrt

    Diese Woche war im Geschäft besonders hektisch. Wenn die ersten Termine bereits vor acht Uhr angesetzt werden, verzichte ich jeweils auf eine Fahrt mit dem Renner. Erstens müsste ich mich dann noch früher auf den Weg machen um sicher pünktlich zu erscheinen und zweitens könnte ich ja immer wieder einmal einen Plattfuss einfangen. Dann wären alle Bemühungen, Sport und Geschäft nebeneinander zu erleben zu Nichte gemacht.

    So kam ich heute zum ersten Mal in dieser Woche auf den Renner. Die Hinfahrt verläuft jetzt grösstenteils in der Dunkelheit. Das GPS meldete jedenfalls erst kurz vor Zürich, dass jetzt der astronomische Tag beginnt. Zudem hatte ich gegen einen teils heftigen, aber glücklicherweise nicht allzu kalten Gegenwind zu fahren.

    Für die Heimfahrt nahm ich dann nochmals die Variante mit den Hügeln. Also über die Waldegg, das Lieli und den Mutschellen. Der Wind blies stellenweise immer noch recht heftig. Wie schon bei anderen Gelegenheiten beschrieben, kann man den Rückenwind auf dieser Strecke nicht so richtig geniessen. Wahrscheinlich wird die Bise durch die Hügel zu stark abgedrängt oder umgeleitet, so dass dann schlussendlich doch “nur” ein starker seitlicher Wind übrigbleibt.

    Auf dem Mutschellen selber, entstand mit der Sonne, teilweise verdeckt durch eine einzelne Wolkenbank, eine ganz eigenartige Stimmung. Täler und Hügel waren bis weit ins Mittelland hinaus erkennbar und verschmolzen in der Ferne mit dem goldenen Licht der Abendsonne. Um so etwas aufzunehmen ist mein Fotoapparat hoffnungslos überfordert. Aber vielleicht kann man ja trotzdem erkennen, wie es hätte sein können.