Monat: Juli 2007

  • Chiancino Terme – Viterbo: viel sehenswertes

    Heute durchrollten wir einen weiteren und für uns letzten Teil der Toscana, streiften kurz Umbrien und sind nun schon in Latium angekommen. Auch heute versprach das Roadbook ein paar Sehenswürdigkeiten.

    Wir rollten vorwiegend auf den Kreten der Hügel. Das geht zwar nicht ohne hin und wieder einen Abstieg in die Ebene hinunter, dennoch konnten wir während längeren Teilen der Fahrt gute Ausblicke auf die Toscana geniessen. Kam dazu, dass wir uns heute oftmals durch Alleen oder an Waldrändern entlang bewegen konnten. Ich glaube grüne Flächen, sei dies nun Wald, Mais- oder Sonnenblumenfelder, oder Reben, hatten heute gegenüber den braunen Flächen deutlich die überhand.

    An Sehenswürdigkeiten besuchten wir die Citta della Pieve, eine Kleinstadt, vollständig gebaut aus Ziegelsteinen. Später dann auch Orvieto mit einem mächtigen Dom, der Kathedrale des Wunders. Hier genossen wir Übrigens auch ein vorzügliches Mittagessen in der Altstadt. Am Nachmittag dann noch ein Blick auf die “sterbende Stadt”. Bagnoregio, stehend auf einem Sockel Tuffstein, fast wie der Hut auf einem Pilz. Laut Auskunft einer einheimischen Kioskfrau, soll 1400 ein Erdbeben einen riesigen Graben um die Stadt gerissen haben. Der Rest, beziehungsweise die Vertiefung des Grabens hat dann im Verlaufe der Jahrhunderte die Erosion erledigt. In der Stadt leben heute noch etwa fünf Leute.

    Merkwürdigerweise steht bei vielen Rebenstockreihen am Ende jeweils ein Rosenstrauch. Dem Vernehmen nach ist der Grund darin zu finden: Rosen sind für Schädlinge die anfälligsten Pflanzen. Wenn nun eine Rose von irgend einem Schädling befallen wurde, so weiss der Rebenbauer, gegen welche Schädlinge er seine Rebenstöcke spritzen muss. Könnte ja sein, tönt mindestens logisch.

    Diese Nacht verbringen wir in einem Hotel in Viterbo. Viterbo gehörte im Mittelalter zu einer der Papstresidenzen: Rom, Avignon, Viterbo

  • Siena – Chiancino Terme: Toscana

    Heute sind wir noch weiter in die Toscana reingefahren. Wir sind unter anderem durch die beiden Städte Montalcino und Montepulciano gefahren. Dass sich die eine Zufahrtsstrasse Brunello nannte bestätigte nur, dass wir jetzt mitten durch bekannte Weingebiete fahren.

    Leider weicht ab heute die Streckenwahl erheblich von der ursprünglichen Strecke ab. So bilden meine blauen Marker auf der GoogleMap nun nicht mehr die Etappenorte. Man war gezwungen nach weiteren Rekongnoszierungen die Strecke zu entschärfen. Auch Baustellen an den Strassen machen die Routenwahl nicht einfach. So konnten(?) wir heute einen ersten Hügel nicht überfahren und mussten unten durch das Tal. Die heutige Etappe ist deshalb kürzer als 100 Kilometer geworden. Auf Grund der Kürze der Etappe, haben wir es uns deshalb sehr gemütlich genommen. Die roten Stellen im Profil dieser Fahrt rühren alle daher, weil wir in den beiden Ortschaften uns gemütlich umgesehen haben und jeweils bis auf den höchsten Punkt gefahren / marschiert sind.

    Was mich an der Toscana immer wieder wundert ist, dass die offensichtlich älteren Ortschaften immer auf Hügeln stehen. In und um die Ortschaften ist es in der Regel ziemlich grün, seien dies vorwiegend Gebüsche, Wälder, Sonnenblumenfelder, Mais oder eben aktuell jetzt auch Reben. Hingegen im Tal ist Getreideanbau angesagt und kahle, braune Dürre. Wir sind heute über dutzende von Brücken gefahren und überquerten “Torre”, also Flüsse und Bäche, die aber eher stehenden, veralgten Tümpeln glichen als einem fliessenden Gewässer.

    Jetzt, wo wir uns etwas mehr in der Toscana befinden, und uns auch die Zeit genommen haben das Landschaftliche etwas anzuschauen, kann ich auch langsam nachvollziehen, dass hier mancher nördlich der Alpen wohnende Mitbürger einen zweiten Wohnsitz hat. Jetzt, wo nicht mehr alles nur braun ist, wie an den ersten beiden Tagen in Küstennähe, findet man auf den Hügeln sehr schöne und auch ruhige Flecken. Zudem hat man mit wenig Höhendifferenz bereits einen riesig grossen Weitblick. Einzelne Hügel scheinen aber bereits von Besitzern “besetzt” zu sein. Grosse Anwesen, die Zufahrtsstrasse mit einer Zypressen-Allee geschmückt, stehen da, manchmal sogar hinter einem grossen und schweren Eisentor.

    Auffällig vor allem in der Ortschaft Montalcino, wie man sich dort um den Weininteressierten kümmert. Auf der Zufahrtsstrasse “Brunello” steht schon gut lesbar das Schild “Wein und Beratung” (in fehlerlosem Deutsch). Eines der wenigen Hotels nennt sich ebenfalls “el Brunello”. Viele Geschäfte sind mit “Enoteca” und weiteren Begriffen beschriftet, die den Weinhandel andeuten wollen.

    Das Wetter heute super: ausser ein paar Kumuluswolken, die aber nicht weiter störten oder Schatten spenden wollten: Sonne pur bei bis zu 34 Grad und absoluter Windstille.

  • Pisa – Siena: in die Toscana

    Der Etappenbeschrieb von heute versprach einige Highlights. So zum Beispiel der Besuch des schiefen Turmes in Pisa, weiter Volterra, die alte Etruskerstadt und San Gimignano, das MUSS eines Besuches in der Toscana.

    Wegen der vielen Sehenswürdigkeiten an der heutigen Strecke versuchten wir etwas früher zu starten. Der Himmel war ziemlich stark bewölkt und es wehte ein heftiger Wind vom Meer her. In den Bergen schien es zu regnen. Die Temperatur aber auch heute bei 24 Grad.

    Unser erster Besuch galt dem schiefen Turm von Pisa. Kurzer Fototermin mit dem Turm, und mit unserer Gruppe vor dem Turm. Bald schon suchten wir wieder den Ausgang, raus aus dem Getümmel von unzähligen Verkaufsständen und noch viel mehr Japanern die sich alle gegenseitig vor dem Turm fotographieren wollten. Die Fahrt ging weiter nach Volterra.

    Der Himmel nicht wesentlich heller, sogar einzelne Tropfen fielen und vor allem der Wind wurde immer heftiger und er hatte gekehrt. Böenartige Windstösse, in der Regel von vorne rechts. Also auch in der Gruppenfahrt fast keine Chance für Windschatten. Jeder kämpfte für sich die etwa 80 Kilometer mit einem Schlussanstieg von 500 Metern nach Volterra hinauf.

    Volterra eine alte Stadt auf einem Hügel, mit scheinbar gut erhaltenen Stadtmauern und auch gut erhaltenen, riesengrossen Häusern. Auch hier blühte der Kommerz und Touristen in rauhen Mengen schlenderten durch die engen Gassen. In einem, trotz allem ruhigen und kleinen Restaurant, mitten im Getümmel, genehmigten wir uns das verdiente Mittagessen.

    Nach dem Mittagessen dann weiter nach San Gimignano, die Stadt mit den Geschlechtertürmen. Auch hier wieder ein riesen Gedränge von Touristen, ein Riesenkommerz mit den üblichen Artikeln die man an solchen Orten findet, diesmal halt ergänzt um Modelle und Fotos der Geschlechtertürme.

    Bei der ganzen Fahrt hier in und durch die Toscana ist mir aufgefallen wie trocken und braun das Gebiet ist. Einige braune Flecken stellten sich dann aber als Getreidefelder heraus. Rebenstöcke, Sonnenblumenfelder und eher kleine Wälder und Gebüsche begrünen die braune Fläche etwas. Und ausgerechnet heute schickte sich das Wetter an, Regen fallen zu lassen. Aber vielleicht war es ja gut, all diese Höhenmeter und die “serie di dossi” eben unter Wolken statt unter einer brennenden Sonne fahren zu können.

    Gegen Abend dann, wir waren immer noch trocken geblieben, erbarmte sich der Wind mit uns, er kehrte abermals die Richtung und blies uns nun über die letzten Hügel vor Siena. Die Wolken waren mittlerweile gewichen und die Sonne brannte auf dem Rücken.

    Noch etwas wundert mit seit wir die Grenze zwischen Frankreich und Italien überfahren haben: Fast in jeder Kurve steht ein Schild, das auf das Aquaplaning aufmerksam macht. Und meist darunter oder darüber auch gleich noch das Schild, dass bei Schneefall Schleudergefahr bestehe und dass Schneeketten obligatorisch sind. Also: wir waren bisher noch nie höher als 612 Meter über Meer. Gibt es eine EU-Norm für dieses Vorgehen?

  • S. Margherita – Pisa: ein wenig durch das Hinterland

    Eigentlich hätte es heute laut Streckenbeschreibung durch den gebirgigen Küstenstreifen der Cinque Terre gehen sollen. Eine steile und zerklüftete Felsküste und malerische Dörfchen hätten wir sehen sollen. Allerdings wäre der Preis dafür eine nicht ganz einfache Strecke zum Fahren mit vielen giftigen Rampen gewesen.

    Der Streckenplan wurde deshalb etwas entschärft, weniger hohe Rampen und nicht ganz so weit in die Cinque Terre hinein.

    Nach zwei kleinen “Bodenwellen” nach der Abfahrt begann dann schon bald der Aufstieg auf den Passo di Bracco. Auf einer Länge von etwas über 20 Kilometer geht es von null Meter über Meer auf eine Höhe von 612 Meter über Meer. Keine gefährlichen Rampen, dazwischen immer wieder ebene Stücke, genügend Zeit also um immer wieder einen Blick auf die Küste hinunter zu werfen, oder die Vegetation ein bisschen anzuschauen. Felsige Partien wechselten ab mit üppiger Vegetation, Pinienbäume und irgendwelche Farne standen da am Weg, ab und zu ein Kaktus, vielleicht auch eine Aloe. Das Wetter meinte es vorerst gut mit uns: bedeckt kaum Sonne und ein bisschen Wind bei 24 Grad, also ziemlich ideal. Auf dem Pass wartete das Fahrzeug mit der Verpflegung.

    Dann die Abfahrt nach La Spezia hinunter, nicht ohne dass uns dabei ein kleiner, aber giftiger Gegenanstieg bei mittlerweile schönster und wärmster Sonne im Weg stand. Kurz vor La Spezia nochmals ein zweiter, aber weitaus weniger anstrengender Hügel.

    La Spezia passierten wir um die Mittagszeit und kämpften uns unter glühender Sonne noch bis zum Kilometer 100 an diesem Tag wo wir endlich bei einem angenehmen Restaurant fündig wurden.

    Das schöne in Italien ist unter anderm die Unkompliziertheit der Bedienung: Man wird sich schnell einig: Ein Teller Spaghetti Pomodoro, ein Salatteller und Mineralwasser kosten 12€, Kaffee und Cola muss separat dazu bezahlt werden. So etwas ist in Frankreich nie möglich gewesen. Dies fing schon bei den Teigwaren an, denn dort hatte man nie für auch nur 10 Leute genügend Teigwaren.

    Nach dem Mittagessen rechneten wir mit noch etwa 60 Kilometer absolut flache Fahrt. Wir fuhren der Küste entlang, an unzähligen Badestränden, Ferienhäuschen und Hotels vorbei. Wobei dieser Streckenabschnitt bei weitem nicht so überbaut ist wie die Riviera schlechthin. Oleander und oleander-ähnliche Büsche in allen Grössen und Farben scheinen weiterhin das Hauptgewächs zu sein. Irgendwo dazwischen Carrara, dort wo der bekannte Carrara-Marmor verarbeitet wird. Jedenfalls standen in einem Fabrikgelände riesige Marmorbrocken herum. Nach den Badestränden, so um Viareggio herum wechselten wir wieder auf die SS1, durchfuhren Wälder, irgendwelche Schilfgebiete und plötzlich standen wir vor dem heutigen Hotel. Dabei waren seit dem Mittagessen doch erst 50 Kilometer verstrichen.

    Ist ja schlussendlich auch recht, so gibt es heute etwas früher Feierabend.

    Eigentlich wollte ich schon lange mal berichten wie es mir selber geht: Nach mittlerweile elf Etappen, etwa 1400 Kilometern und etwa 15’000 Höhenmetern geht es mir recht gut. Noch keinerlei Ermüdungserscheinungen, die Beine sind gut drauf, vielleicht etwas verspannt an der Schulter, aber sonst alles, inklusive Verdauung und Gesäss, im grünen Bereich. Wegen der vielen Spaghetti und dem in der Regel sehr guten und umfangreichen Essen, befürchte ich sogar, etwas an Gewicht zuzunehmen. Die Herausforderungen haben seit Frankreich massiv geändert: Stellten in Frankreich eher die Höhenmeter den Hauptteil der Herausforderung dar, so sind es hier in Italien eher die rauhen und teilweise schlechten Strassenverhältnisse sowie seit gestern auch die Hitze. Erlebnis- und Erholungseffekt sind aber immer noch weitaus grosser als irgendwelcher Leistungs- oder Leidendsdruck. Ich habe meinen Entscheid, von der Geniessergruppe in die Rollergruppe zu wechseln jedenfalls noch nie bereut.

  • Albenga – S. Margherita: an die Riviera di Levante

    Bei der morgendlichen Orientierung zur heutigen Fahrt, meinte unser Leiter nur: keine nennenswerten Steigungen und die Durchfahrt durch Genua wird die Hölle sein, doch er habe da einen Plan. Um es vorweg zu nehmen: trotz keiner “nennenswerten Steigungen” kamen doch fast 1000 Höhenmeter zusammen und Genua haben wir alle überlebt.

    Am Morgen fuhren wir weiter der Riviera Ponente entlang in Richtung Genua. ähnliches Bild wie gestern, wenn auch vermehrt felsige Küstenabschnitte zum Vorschein kamen, so durchquerten auch ein paar ganz schöne Palmenalleen und Blumenszenerien. Irgendwo um Savona herum machten wir an einem Hafen, worin eine riesige Föhre vor Anker lag einen kurzen Fotohalt, bevor wir dann einen kleinen Hügel hinauf zum Mittagessen kurbelten.

    Spätestens nach dem Mittagessen, kam die etwas bange Frage auf, wie wir denn wohl durch Genau hindurch kommen könnten. Spätestens ab Kilometer 86 ging es los. Rotlichter, Huperei, Gedränge ohne Ende. Höchste Konzentration für uns, immer Bremsbereitschaft, eine echt nervenzermürbende Fahrt. Unser Leiter führte uns aber mit sicherer Fahrweise und guten Gespür am Flughafen vorbei und auf eine Art “Hochparterre-Umfahrungsstrasse”. Darauf fuhren wir anscheinend über dem Bahnhof, an riesigen Quai-Anlagen und eben auf Höhe er Palmwipfel vorbei. Es hatte zwar ziemlich viel Verkehr, kaum Lastwagen, und man konnte doch noch hie und da einen Blick in die Altstadt oder an den Hügel woran Genua gebaut ist erhaschen. Die Abfahrt von dieser “Hochparterre-Strasse” war etwas abenteuerlich, landeten wir doch plötzlich in der Einfahrt zu einem riesigen Parkhaus für Autos. Schnell auf die Ausfahrt rüber wechseln und der Schreck war überstanden. Dann wieder die Suche nach der Küstenstrasse und nach etwa 15 Kilometern war auch Genua überstanden, wir waren an der Riviera di Levante angelangt.

    Als ersten Eindruck gefällt mir diese um einiges besser als die Riviera di Ponente. Es gibt deutlich weniger Verkehr, sie macht auch einen aufgeräumteren Eindruck. Nicht mehr so viele Hotels, kleinere Häuser, irgendwie “lockerer, vielleicht freundlicher” gebaut.

    Zum Schluss der heutigen Tour machten wir noch einen Abstecher nach Portofino, wo wir in einem gemütlichen kleinen Restaurant die heutige Fahrt abschlossen.