Monat: Juni 2007

  • Die – Savines le Lac: Das Vorspiel für Morgen

    Als wir uns heute morgen, bei leichtem Nieselregen und etwa 14 Grad, auf die Räder für die Fortsetzung der Fahrt nach Süden setzten, meinte unser Gruppenleiter nur: “Was ihr heute erleben werdet, ist lediglich das Vorspiel von Morgen”. Er meinte damit hoffentlich nicht das Wetter, sondern viel eher unsere heutige Anzahl Höhenmeter. Nach Plan müssten bis am Abend 2200 zusammenkommen.

    Die Fahrt führte zunächst weiter der Drôme entlang hinauf. Breite Talabschnitte wechselten sich mit ganz engen Schluchten ab. Irgendwo stand sogar so eine Art Teufelstein, wie bei uns in der Schöllenen, nur viel imposanter, schien er doch fast die ganze Enge der Schlucht blockieren zu wollen. Die Strasse führte jedenfalls darum herum, Picknickplätze waren eingerichtet und die Drôme sogar zu einem kleinen Badesee (brrrrr) gestaut.

    Glücklicherweise drückte die Sonne immer stärker durch so dass wir den Aufstieg zum ersten Pass von heute, dem Col de Cabre (1180 MüM) ohne Regenschutz machen konnten. Dies bedeutet aber nicht, dass wir ganz trocken geblieben sind, denn die Regenwand folgte uns auf Schritt und Tritt. In den Spitzkehren, wenn es wieder talaufwärts ging, wurden wir jedes Mal wieder ein bisschen nass. Die Steigung und der Rückenwind ermöglichten aber eine fast erfolgreiche Flucht vor dem Regen.

    Auf der Passhöhe dann schnell eine Banane verdrücken, Regenschutz überziehen und ins nächste Tal, ein Nebenfluss oder die Buech selber, abtauchen. Anschliessend ging es dann in rasanter Fahrt, dank Rückenwind nach Gap zum Mittagessen.

    Nach dem Mittagessen besichtigten wir an der Côte la Rochette auch noch die Stelle, bei der Beloki in der Tour de France 2003 schwer stürzte und sich Lance Armstrong nur noch mit einem Wahsinnsritt über einen abfallenden Acker vor einem Sturz retten konnte. Wir folgten dann der Strecke noch etwas in die Höhe bevor wir wieder ins Tal hinunterfuhren und dort sogleich den Anstieg nach St. Apollinaire in Angriff nahmen.

    St. Apollinaire liegt auf etwa 1300 Metern über dem Lac de Serre Poncon und man hat dort eine wunderbare Aussicht auf eine wunderbare Hügelkette. Die Abfahrt hinunter nach Savines le Lac ist sehr steil und mit viel Kurven und einem Belag mit viel Split darauf. Das Bremsen während diesen 14 Kilometern Abfahrt bereitet mit der Zeit regelrechte Schmerzen in den Unterarmen.

    Auf dieser Strecke haben wir mit den zusätzlichen Hügeln ein paar unnötige Höhenmeter gemacht. Als Alternative wäre irgend eine der Nationalstrassen im Tal unten auch eine Möglichkeit gewesen. Ich glaube aber, der Umweg über die Hügel hat sich auf jeden Fall gelohnt. Schon nur die Aussicht auf die Alpenkette und den Lac de Serre Poncon ist Entschädigung genug für die zusätzlich verlorenen Schweisstropfen.

    Noch ein Wort zum Webtracker: er muss während dieser Fahrt den Platz mit dem GPS, dem Portemonnaie, dem Reparatur-Etui und dem Natel in der Satteltasche teilen. Bei rauher Strasse kann es offensichtlich passieren, dass der “PARK”-Modus eingeschaltet wird und anschliessend keine Meldungen mehr erfolgen, so wie heute um etwa 10:45. Für morgen, wenn es über den Col de la Bonnette geht, werde ich zuoberst, auf der Höhe von 2805 Meter über Meer, der höchsten Passstrasse Europas den Webtracker abschalten und wieder neu einschalten, so dass er sicherlich dort oben einen Marker setzt. Ich MUSS das so machen, werde schliesslich ja nicht häufig dort oben stehen.

    Aussicht von St. Apollinaire auf den Lac de Serre Poncon und einen Teil der Alpenkette

    Aussicht von St. Apollinaire auf den Lac de Serre Poncon und einen Teil der Alpenkette

  • Lamastre – Die: über die Rhone

    Über Nacht wurde ein Teil der Gäste nach Désaignes umquartiert. Ein kleines Nest, in einem engen Tal, oberhalb Lamastre. Wunderbarer Dorfplatz, aber kein GPRS-Empfang, so konnte ich deshalb die Beschreibung der Etappe von Montbrison nach Lamastre erst heute in das Weblog stellen.

    Die heutige Etappe begann nach neun Uhr. Sie führte über zwei kleinere Hügel hinunter ins Rhonetal und dann in einer langestreckten Steigung der Drôme entlang über Crest nach Die.

    So waren wir heute gezwungen, direkt nach der Abfahrt die ersten 400 Höhenmeter bei eher kühlerer Temperatur und noch mit ziemlich ungelenken Beinen hinter uns zu bringen. Auf dem ersten Hügel, dem Col de Montreynaud (760 MüM) wurden wir zudem von einem alles durchnässenden feinen Nieselregen empfangen. Anschliessend Abfahrt bis auf etwa 500 Meter und Aufstieg auf den zweiten Hügel, dem Col de la Mure (765 M). Der Regen liess nach und die Wärme machte sich endlich auch langsam in unseren Beinen und Armen breit. Vom Col de la Mure hat man eine sehr schöne Sicht hinunter ins Rhonetal.

    Die Abfahrt führt oft durch waldige Strecken, auf einer meist gut ausgebauten Strasse, mit ein paar steilen (12%) Stellen darin, fast direkt neben die Rhone auf einer Höhe von 100 Metern über Meer.

    Die Ebene der Rhone ist bald überquert und wir fahren der Drôme entlang hinauf nach Crest zum Mittagessen in der Altstadt. Bei dieser Querfahrt entdecke ich ein paar riesengrosse Sonnenblumenfelder, erste Rebenstöcke und Plantagen von Nektarinen oder Pfirsichen. Das Wetter wurde jetzt auch deutlich wärmer. Das Thermometer zeigte fast konstant 20 Grad an.

    Nach dem Mittagessen nehmen wir dann noch den letzten Teil, quasi im Flug. Rennvelofahrer scheinen so eine Art ganz ausgeprägten Stalldrang zu haben. Auf den letzten 20 bis 30 Kilometern wird auf den Rädern kaum noch gesprochen. Alle pedalen wie verbissen ins Hotel. So auch heute: über längere Zeit fahren wir fast dauernd über 30 Kilometer pro Stunde, dies bei leichter Steigung und Winden aus wechselnden Richtungen. Ich kann dennoch erkennen, dass das Tal der Drôme zeitweise recht eng ist, ziemlich viel Kurven hat und wir zweitweise von Rebbergen umgeben waren die sich mit ganzen Plantagen von Nussbäumen abwechselten. Kurz vor Die dann noch mehrere 100 Meter lange Lavendelfelder.

    Die Etappe als ganzes vielleicht eher ein Ruhetag, bevor es nun morgen in die Berge (Seealpen), mit richtig viel Höhenmetern geht.

  • Montbrison – Lamastre: ins Zentralmassiv

    Die Wolken vom nächtlichen Gewitter hingen immer noch herum, als wir uns nach dem üblichen Morgenessen und dem Einpacken auf den weiteren Weg machten. Es sollte heute sehr hügelig werden, mit vielen Höhenmetern, acht Pässen und zur Belohnung eine lange Abfahrt hinunter nach Lamastre.

    Die ersten paar Kilometer waren ziemlich langweilig. Mein GPS zeichnete in der Zusammenfassung eine schnurgerade Strasse von 10,2 Kilometer auf. Das ist seit meinen GPS-Aufzeichnungen die längste gerade Strecke überhaupt. Dazu kam, dass die Strassen fast durchgehend ziemlich nass waren, aber glücklicherweise doch nicht so stark, dass es dauernd spritzte. Ab und zu drückte auch die Sonne durch die Wolken. Etwa nach dem ersten Aufstieg erlaubten wir uns einen kleinen Abstecher zu einem alten Schloss, nur weil man von dort über weite Teile der Loire-Ebene blicken konnte. Denn heute würden wir diesen Fluss zum letzten Mal überqueren, bevor wir uns dem Rhonetal zuwenden werden.

    Die anschliessende Abfahrt zur Loire hinunter und durch den regenfeuchten Wald war ein Genuss. Die Tiefe Rinne, worin die Loire ihren Lauf nimmt liess bei mir Erinnerungen an den Loreleifelsen wachen werden. Die Loire überquerten wir bei Unieux. Anschliessend ging es sehr hügelig und teilweise auch sehr steil, hinauf bis auf den Col de Rouvey (1244 MüM). Mittagessen unterwegs in Dunières, wo wir uns einen Teller Nudeln vor dem letzten grossen Anstieg aufbereiten liessen. Die Fahrt zum höchsten Punkt dieses Tages führt unter ständigem leichten Nieselregen fast ausschliesslich durch Wälder.

    Dann die Abfahrt, etwas vom Feinsten: Während fast 30 Kilometer, gut 700 Höhenmeter vernichten, fast ohne Gegensteigung und teilweise einem wunderbaren Ausblick in die weiten, grünen Talschaften. Leider führte eine längere Strecke auch durch einen ehemaligen Waldbrand hindurch. Der Boden und das bodennahe Gestrüpp scheint sich vom Feuer wieder erholt zu haben. Hingegen standen immer noch viele schwarze Bäume wie Skelette am Hügel. Selbst auf der Strasse waren deutlichen Spuren der Hitze noch sichtbar.

    Gegen Abend erreichten wir dann Lamastre gerade noch rechtzeitig vor einem Regenguss.

    Von den acht Pässen, habe ich nur gerade eine Tafel fotographieren können. Eine weitere ist bei der Abfahrt nach Lamastre hinunter, in einer der kleinen Gegensteigungen, “vorbeigeflitzt”. Doch die restlichen sechs Pässe dürften nicht beschriftet gewesen sein.

  • Sonntagsfahrt: Moulins – Montbrison

    Um es vorweg zu nehmen: heute ist Sonntag, und dazu hat sich auch das Wetter sonntäglich gegeben. Vom morgen früh bis fast zum Ende der Fahrt konnten wir unter der Sonne fahren. Manchmal etwas verdeckt durch leichte Bewölkung, aber das war auch richtig, denn die Temperaturen stiegen bis über 30 Grad.

    Nach dem Morgenessen und dem Verpacken und Beladen der Fahrzeuge konnten wir unsere nächste Etappe nach Nizza in Angriff nehmen. Nach Streckenplan standen heute erstmals etwas mehr Höhenmeter auf dem Programm, dafür sollte die Etappe nicht mehr ganz so lange werden wie gestern.

    Nach der Abfahrt von Moulins fuhren wir noch ein Stück der Allier entlang hinauf nach La Palisse. Dort besichtigen wir kurz das grosse und alte (und brüchige) Schloss. So eine Besichtigung läuft bei Velofahrern meist so ab, dass man mit samt dem Rad an allen Verbotstafeln vorbei in den Schlossgarten fährt, die Pixelkiste hervorkramt und dann versucht, dass Schloss in seiner riesigen Breite und Höhe doch noch irgendwie festhalten zu können. Weil das nicht so richtig gelingen will, macht man dann noch ein Gruppenfoto vor dem Schloss.

    Die weitere Fahrt wurde nun immer hügeliger. Kurz nach dem für den heutigen Morgen höchsten Punkt (ca 590 Meter über Meer), in Le Mayet de Montagne überforderten wir den dortigen Beizer mit der Bestellung von 20 Spaghetti-Tellern. Wir mussten uns auf drei verschiedene Restaurants verteilen, damit alle eine Bestellung absetzen konnten. Ich blieb dennoch beim Spaghetti-Teller. Wir, die verbliebenen acht Gäste, erhielten dann zwei riesige Platten voll Spaghetti, Tomatensauce mit viel Fleisch drin und einem riesigen Kübel geriebenen Käse, was dann doch wahrscheinlich für alle 20 gereicht hätte.

    Für die weitere Fahrt am Nachmittag ging es nochmals kurz in die Höhe (auf 790 Meter über Meer). Die Mittagshitze begann zu drücken, doch glücklicherweise verlief der grüsste Teil der Auffahrt durch den Wald. Für die Abfahrt nach St. Germain hinunter benutzten wir ein sehr malerisches kleines Tal. Die Strasse ist auf der Strassenkarte als “sehenswert” markiert und dies trifft voll zu. Offensichtlich ist dies eine Touristenstrasse, denn uns kamen einige Radfahrer mit viel Gepäck von unten herauf entgegen.

    Die Landschaft hat sich heute deutlich geändert. Die Getreidefelder sind definitiv verschwunden, man betreibt hier vor allem Milchwirtschaft und offensichtlich auch Holzwirtschaft. Denn wir sind an einigen grossen Sägewerken vorbeigefahren. Auch Pferde und Schafe sind hier weit verbreitet. Sogar die Bauweise der Häuser hat sich verändert. Man spürt irgendwie einen südlichen Touch in der Bauweise.

    In den letzten Tagen sind wir in vielen Dörfern und Städten vorbeigefahren. Manche waren wunderschön herausgeputzt mit viel Blumen an der Strasse. So zum Beispiel auch heute Montbrison. Die Hauptstrasse ins Zentrum ist eine riesige Allee, auf den Kreiseln steht jeweils ein riesiger Blumenschmuck. Auch entlang der Strasse sind Blumentöpfe aufgestellt und es sieht sehr bunt aus und heute Abend hat es sogar sehr intensiv und süss nach irgend einer Blume geschmeckt. Manche der schönen Ortschaften scheinen hier das Kennzeichen “Ville fleurie” zu erhalten.

    Vielleicht noch ein Wort zu meinem Renner: Ich benütze auf dieser Fahrt einen gemieteten Renner. Es ist einer der Marke MERIDA, drei Kartenblätter vorne und neun hinten, eigentlich normal. Was das Besondere daran ist: er hat einen neuartigen Lenker. Vielleicht etwas breiter, als ich mir das von Zuhause gewohnt bin, aber der Querlenker ist ein ovales Rohr. Für mich, der ich mir runde Rohre gewohnt bin, ein ganz neues und komfortableres Gefühl für die Lenkerhaltung. Das hat leider den Nachteil, dass ich das GPS nicht montieren konnte. Es fährt aber dennoch, diesmal halt in der Satteltasche mit. Ansonsten aber: pedalen muss ich auch hier immer noch selber.

    Mein Renner für diese Fahrt

  • Ab Gien der Loire entlang

    Kurz nach der Abfahrt in Gien machten wir bei der Brücke über die Loire noch einen kleinen Fotohalt um auch die riesige Kirche / Kathedrale noch in unsere Fotoapparate verpixeln zu können. Danach starteten wir für eine Fahrt, bei welcher wir fast 100 Kilometer immer mehr oder weniger in der Nähe der Loire, oder dem vorhandenen Kanalsystem Richtung Süden fuhren. Einen weiteren Fotohalt legten wir noch bei einem der zahlreichen Aequadukte ein, welche ab und zu über die Loire führen. Im letzten Teil der Fahrt verliessen wir dann das Loiretal und sind der Allier vorerst bis nach Moulins gefolgt.

    Auf der Fahrt entlang der Loire entdeckte ich auch ein paar Schlösser, die von ihren jeweiligen Hügeln herab die Landschaft regelrecht zu überwachen scheinen. Entlang der Loire ist ein Kanalsystem gebaut, welches heute offensichtlich für die populären Hausbootferien verwendet wird. Mehrmals konnte ich jedenfalls Hausboote, Picknickplätze und weitere Anlegestellen, sowie Reparaturwerkstätten für Boote erkennen.

    Auch bezüglich der Landwirtschaft hat sich seit gestern einiges geändert. Die Getreidefelder machen mehr und mehr den Spargelfeldern (in der Nähe der Loire) oder der Milchwirtschaft Platz. Kühe, Schafe und Pferde weiden zu Hauf auf den Feldern.

    Das Wetter war auch heute eher eine durchzogene Angelegenheit: Am Morgen starteten wir wieder mit übergezogenem Regenschutz. Im Gegensatz zu gestern brauchten wir ihn allerdings richtig. Während knapp 10 Kilometern durchfuhren wir einen ziemlich heftigen Schauer. Innert Minuten lief das Wasser aus den Schuhen. Da allerdings ein relativ heftiger, seitlicher Wind blies, trockneten bis zum Mittagessen wenigstens die Kleider wieder. Am Nachmittag schien über weite Strecken sogar die Sonne, so dass auch die Schuhe heute Abend bei der Ankunft im Hotel schon fast wieder trocken waren.

    Nach dem Mittagessen in Nevers, etwa bei Kilometer 110, trennten wir uns von der Loireebene und fuhren weiter unserem heutigen Zielort, Moulins, entgegen. Gegenüber dem Morgen wurde nun die Fahrt deutlich hügeliger, zu dem mit steigender Tendenz. Den grösseren Teil der Höhenmeter bewältigten wir auf den letzten 50 Kilometern der heutigen Fahrt. Dieser letzte Teil der Fahrt führte Übrigens durch ziemlich viel Waldgebiete und teils über kilometerlange, schnurgerade Strassen, und dazu immer ein ständiges Auf und Ab.

    Zum Schluss noch eine Bemerkung zu meinem Umstieg von der Geniesser-Gruppe in die Rollergruppe: Die Rollergruppe entspricht viel eher meinem Trainingsstand. Auch wenn wir heute extrem schnell unterwegs waren, so hatte ich nie das Gefühl “im roten Bereich” fahren zu müssen. Ich bleibe hier, wenigstens bis zu den ersten Bergetappen.