Monat: April 2006

  • Emotionaler Museumstag

    Der Tag beginnt mit sehr viel Nebel. So hat unsere Reiseleitung kurzum den Museumstag auf heute umorganisiert. Wir beginnen mit einem Ausflug in das “Historisch-Technische Informationszentrum” in Peenemünde. Für die ältern Lesern hier, sagt wahrscheinlich das Stichwort Raketenforschung schon einiges mehr.

    Im dichten Nebel und gegen einen kühlen Wind, bummeln wir zum örtlichen Bahnhof hier in Zinnowitz. Eine Komposition aus Niederflurwagen bringt uns während einer viertelstündigen Fahrt zum Bahnhof von Peenemünde. Schon beim Aussteigen fallen uns die langen Wohnbauten, wie man sie vielleicht aus Aufnahmen aus der DDR-Zeit, kennt, auf. Jetzt unbewohnt, unbenutzt, zerbrochene Fensterscheiben, verwilderte Vorgärten, zusammen mit dem Nebel ein eher tristes Bild. Vorbei an einem Kindermuseum, Puppenmuseum, einer ausgestellten Rakete und einem Denkmal für gefallene Soldaten, gelangen wir zum Eingang des “Historisch-Technischen Informationszentrums im Kraftwerk” wie es ganz ausgeschrieben heisst. Der Museumseingang hat merkwürdig dicke Wände, vielleicht 2 Meter Beton oder mehr. Schon bald werden wir von unserer Museumsführung übernommen, eine Dame, welche selber ihre Kindheit in nächster Nähe verbracht hat.

    Während den nächsten knapp zwei Stunden erklärt sie uns die Geschichte von Peenemünde. Den Zusammenhang des Baues der Heeresversuchsanstalt zur Raketenforschung, vom militärischen Sperrgebiet über den ganzen nordwestlichen Teil der Insel, von Wernher Freiherr von Braun (dem Konstrukteur/Erfinder des Raketenantriebes), dem zweiten Weltkrieg bis hin zur Bombardierung dieses Inselteiles durch die Briten, die Eroberung durch die Russen und schlussendlich dann die Wende und später das Abschalten des Kraftwerkes im Jahre 1990, Entmilitarisierung (1996) und seit Anfang des 21. Jahrhunderts der Öffnung für den Tourismus. Ihre Erläuterungen gehen mir, der ich aus einer Generation die zwar nach dem zweiten Weltkrieg geboren wurde, aber in einer Zeit, in der die geschichtliche Nachverarbeitung noch nicht in der Schule gelehrt wurde, nahe, mir persönlich sehr nahe.

    Einerseits die grosse Leistung die hier mit der Erfindung des Raketenantriebes gemacht wurde. Damit zusammenhängend auch all die Erstellung der Infrastrukturen, angefangen von den Wohnungen und vielen Annehmlichkeiten für die Ingenieure und Techniker, über ein eigenes Kraftwerk zur Deckung des immensen Stromverbrauchs in der Forschung der Raketentechnik, all die militärischen und “halbzivilen” Anlagen, den Versuchsanlagen, den Startanlagen, dem Bau eines eigenen Bahntrassees, bis zur dusteren Seite der Lager für die Zwangsarbeiter, Deportationen und Konzentrationslagern. Einerseits bewundernswert mit welcher Energie und Zielstrebigkeit hier in kürzester Zeit grüsste Bauten erstellt wurden und das scheinbar Unmögliche eines senkrechten Starts eines Flugobjektes eben doch möglich gemacht wird, andererseits das schiere Grauen unter Missachtung jeglicher Menschlichkeit.

    Irgendwie sind wir alle froh, als uns die Sonne mit wärmenden Strahlen im Ausgang der Museumsanlage wieder begrüsst. Persönlich ist mir noch nie ein Besuch eines Museums so nahe gegangen. Sei es weil die Museumsführung offensichtlich eine Direktbetroffene war, oder weil diese ganze Geschichte erst ein paar wenige Jahre in der Vergangenheit liegt.

    Das Mittagessen nehmen wir im nahen Hafenrestaurant “Die Flunder” ein. Gegenüber liegt der welt grösstes, jemals betriebenes Diesel U-Boot der russischen Kriegsmarine, vertäut an der Quai-Mauer. Auch dieses könnte noch besichtigt werden. Ich, für meinen Teil, habe für heute genug Kriegsgeschichte erlebt und verzichte auf einen Besuch im inneren dieses Stahlkolosses.

    Anschliessend bringt uns die niederflurige Usedomer Bäder Bahn wieder einen Teil des Weges zurück. Den Rest wandern wir durch Arvenwälder und entlang der Ostsee auf einem wunderbaren, sandigen Boden wieder zurück in unser Hotel in Zinnowitz.

  • Halbinsel Gnitz und Achterwasser

    Am Morgen besuchten wir die Halbinsel Gnitz. Nach einem ausgiebigen Mittagessen im “Deutschen Haus” kamen wir in den Genuss einer zweistündigen Rundfahrt auf dem Achterwasser.

    Die Halbinsel Gnitz zählt zu den Ältesten Siedlungsgebieten Usedoms und war bis ins Spätmittelalter auch eine eigene Insel zwischen Peenestrom und Achterwasser, bevor dann die grosse, flussähnliche Strumminsee allmählich zu einem kläglichen Rest verlandete. In Lütow besuchten wir die dortige Kirche. Nebst dem einzigen, aus dem 14. Jahrhundert noch erhaltenen Taufstein, steht merkwürdigerweise der noch funktionsfähige Glockenturm in handlicher Grösse neben der Kirche. Unsere Wanderung führt uns teils dem Wasser entlang, dann aber auch über Wiesen. Nebst ein paar Rehen am Waldrand sehen wir auch einige Gänse und sogar einer der selten gewordenen Seeadler soll über unseren Köpfen gekreist sein. In einem Eichenhain stossen wir auf ein Megalithgrab, welches erst 1936 bei genauerer Untersuchung den Zusammenhang mit der germanischen Urbevölkerung vollbringen konnte. Auf der Halbinsel wird seit 1960 Erdöl gefördert. Nicht viel aber zur Zeit der DDR reichte es für ein paar Trabi und auch heute noch sollen es täglich 25 Tonnen sein. Die Wanderung nahm ihren Höhepunkt 32 Meter über dem Meer auf dem Weissen Berg vor einer Steilküste ein Ende.

    Mittagessen im Deutschen Haus, einem Restaurant, nicht unähnlich einem Museum, jetzt hergerichtet aus der DDR-Zeit für die Touristen. Aus einer reichhaltigen Speisekarte konnten wir auswählen und die morgendliche Wanderung wurde mit grossen Portionen belohnt.

    Eine Busfahrt zurück über Zinnowitz und weiter nach dem Seebad Ückeritz brachte uns in einen kleinen Sportyachthafen zum Ausgangspunkt einer zweistündigen Rundfahrt auf dem Achterwasser. Das Achterwasser befindet sich zwischen der Insel Usedom und dem deutschen Festland. Im wesentlichen wird es von der Peene und der Oder durchflossen. Da auch der Wasserdurchlauf zwischem dem Festland und der Insel sehr schmal ist, findet fast kein Wasseraustausch mit der Ostsee statt, so dass der Salzgehalt im Achterwasser sehr gering ist. So schwimmen denn darin auch Schwäne und Enten. Wegen der schlechten Sicht, es ist heute sehr dunstig, erahnen wir mehr, als dass wir wirklich sehen, was uns der Kapitän über das Künstenland der Insel und des Festlandes erzählen will. Dennoch sehen wir ein paar interessante Details bezüglich Hafeneinfahrten, der Art und Weise des Netzfanges im Achterwasser, über das Achterwasser selber und dass es an der tiefsten Stelle nur gerade 4.80 Meter tief sein soll. Auch dass die Insel das letzte Mal 1912 während einer Sturmflut aus der Ostsee an dieser schmalsten Stelle zwischen Zinnowitz und Ückeritz (ca 300 Meter Breite) überrollt worden war.

  • Szenenwechsel

    Die nächsten paar Tage werde ich mich hier in Zinnowitz, auf der Insel Usedom, einer Ostseeinsel, hart an der polnischen Grenze, befinden. Ohne Velo, aber dafür mit Wanderschuhen.

    Unsere Reisegesellschaft bestieg heute Mittag den Flieger in Kloten. Bei ruhigem Wetter und relativ guter Sicht auf den Boden flogen wir nach Berlin, bestiegen dort den Bus, welcher uns nach einer kleinen Stadtrundfahrt durch Berlin an die Ostsee, beziehungsweise eben auf die Insel Usedom nach Zinnowitz fuhr.

    Usedom öffnete sich ähnlich wie die Insel Rügen auch nach der Wende und pflegt seitdem viel mehr und vor allem viel touristikwirksamer und bewusster, das Badeferien – Erlebnis in der Ostsee. Für uns ist das mindestens um diese Jahreszeit nicht DAS verlockende Erlebnis, sondern wir legen viel mehr Gewicht auf das Wandern und die Besichtigung des einen oder anderen Museums. Der erste Eindruck von der Insel: es ist alles bereit, aber die grossen Touristenströme bleiben vorerst noch weg.

    Das Wetter ist natürlich auch ein Thema: laut wetter.com sollten wir in den nächsten Tagen Temperaturen von bis gegen 18 Grad haben. Beim heutigen abendlichen Spaziergang allerdings pfiff uns ein kalter Wind, die Ostseebrise(?) bei 6 Grad um die Ohren. Windstärke 3 BF (Beaufort?).

  • Rasenmähen oder Velofahren?

    Wahrscheinlich hätte ich heute eher den Rasen mähen sollen. Aber das Wetter, mit seinen frühsommerlichen Temperaturen, der fast vollständig blaue Himmel und die Aussicht auf eine Woche Veloentzug, drängten mich förmlich, heute nochmals eine Fahrt zu unternehmen.

    Kurz nach dem Mittag, das Thermometer zeigte schon fast 20 Grad, steckte ich meine Füsse zum ersten Mal in diesem Jahr in die Sommerschuhe der Velofahrer. Das sind eben die, mit denen man wirklich kaum mehr gehen kann, und fuhr los.

    Richtung Mutschellen etwas in die Höhe, hinunter ins Reusstal, dann ein paar Kilometer der Reuss entlang nach Süden, hinüber nach Muri und dann über einen weiteren Hügel hinüber ins Seetal, genauer nach Fahrwangen in der Nähe des Hallwilersees.

    In der Nähe von Gewässern oder in Taleinschnitten blühen bereits vereinzelt die ersten Obstbäume. Ein bisschen in der Höhe, allerdings, sind die Wiesen zwar schön frisch grün, es reicht aber noch nicht einmal für den blühenden Löwenzahn. Im übrigen schien die halbe Schweiz heute im Garten zu stehen. Überall wurde gejätet und gemäht.

    Von Fahrwangen dann dem alten, jetzt abgerissenen Trassee der Wohlen – Meisterschwanden – Bahn folgend bis nach Villmergen und ab dann mehr oder weniger auf dem direkten Weg nach Hause.

    Zu Hause unter der Dusche dann festgestellt, dass es an den nackten Armen tatsächlich schon für einen ersten leichten Sonnenbrand gereicht hat. Nichts schlimmes, aber einfach das charakteristische Pieksen mit der entsprechenden Farbe.

    A propos Veloentzug: Die nächste Woche gibts keinen Kilometer unter die Räder und keinen Velosattel, rein gar nichts. Dafür kann ich dann hoffentlich über ein paar schöne Wanderungen, weit nördlich von hier berichten.


    Details zur heutigen Fahrt

    mit dem Renner
    Nachmittag einzelne Wolken
    69.6 Kilometer
    62.5 KM Maximale Geschwindigkeit
    750 Höhenmeter
    2:55 Fahrzeit
    23.8 KM/h Durchschnitt
    Kartenausschnitt der Strecke Kartenausschnitt der Strecke
    image Aktueller Stand der Kilometer in der Saison 2006
    image Aktueller Stand der Höhenmeter in der Saison 2006
  • Fahrzeit verbessert

    Wie es sich für eine gewissenhafte Planung gehört, bin ich heute nochmals mit dem Renner und dem Anhänger zur Arbeit und über die Hügel wieder nach Hause gefahren.

    Die, für meine Verhältnisse schon recht gute Zeit vom letzten Dienstag, habe ich dabei heute noch um fünf Minuten unterboten. In der Halbzeit, also nach der Fahrt ins Geschäft, stand die Stoppuhr bei 1:19, auf die Minute gleich wie am Dienstag. Ich bin also deutlich besser über die drei Hügel Waldegg, Lieli und Mutschellen heimgefahren, also vor ein paar Tagen. Erwähnenswert ist noch, dass heute Abend, bei der Fahrt über die “Berge” der Anhänger um mindestens 4,5 Kilo schwerer war als am Dienstag. Denn das ist das Gewicht des Notebooks plus Aktenkoffer.

    So wie ich mich kenne, ist damit auch der Ehrgeiz für weitere Rekordversuche gelegt.

    Zur Abwechslung musste ich auch heute Abend wieder einmal einen Plattfuss flicken. Bei der Auffahrt auf die Waldegg waren es diesmal Glasscherben, die dem Schlauch den Geist ausgehen liessen.


     

    Details zur heutigen Fahrt
    klare Nacht Morgen in der Frühe

    Rennrad und Monoporter
    Nachmittag einzelne Wolken
      73.6 Kilometer
    60.6 KM Maximale Geschwindigkeit
    604 Höhenmeter
    2:51 Fahrzeit
    25.7 KM/h Durchschnitt
    Kartenausschnitt der Strecke Kartenausschnitt der Strecke
    image Aktueller Stand der Kilometer in der Saison 2006
    image Aktueller Stand der Höhenmeter in der Saison 2006