Monat: August 2005

August 2005
M D M D F S S
1234567
891011121314
15161718192021
22232425262728
293031  
  • Alpentour 2005

    Als letzte grosse Vorbereitung vor meiner nahen Pyrenäenrundfahrt, wollte ich in den letzten Tagen meine Kondition so richtig testen. Ich folgte während dreier Tage dem Ruf der Berge.

    11. August 2005: Fahrt nach Andermatt
    12. August 2005: Fahrt über Oberalp – Lukmanier und Gotthard
    13. August 2005: Fahrt über Susten – Grimsel und Furka im Rahmen des Alpenbrevets

  • Mein Tag am Schweizer Alpenbrevet

    Andere mögen diese Fahrt als Rennen gestalten, für mich war es eine Dreipässe-Fahrt im Vorfeld der nahen Pyrenäen-Rundfahrt.

    Zusammen mit einem Kollegen aus dem Euroride 2004, machten wir uns heute Morgen trotz strömendem Regen auf die Fahrt. Bereits in Göschenen standen unsere Füsse in einer kalten Wasserwanne (Schuhe). Eine Kollegin reichte uns hier grosszügig Bananen und Ballistos für den Aufstieg auf den Susten.

    Im Zentrum von Wassen zweigt die Strasse ins Meiental ab. Anfänglich ein paar Spitzkehren und Tunnels durch den schmalen und steilen Taleingang, doch schon nach wenigen Kilometern und einer langen Gallerie, öffnet sich das Tal. Glücklicherweise hörte der Regen im Meiental dann bald auf, aber die Aussicht blieb uns wegen des Nebels doch verwehrt. Bei 1400 Meter über Meer ist dann mit der Aussicht fürs erste wieder ganz fertig, da wir eine Nebelbank mit dem üblichen Nieselregen durchstossen. Die Strasse ist gut ausgebaut. Der mittlere Teil der Strecke zum Susten allerdings ist eher langweilig zu fahren. Keine Kurven, kilometerlange und gleichbleibende Steigung. Erst ab dem Parkplatz zur Wanderung auf die Sustlihütte, wird es wieder etwas interessanter. Die Nebelbank haben wir durchstossen, und geniessen nun einen Moment lang eine schöne Aussicht auf das ganze Meiental (bis zur nächsten Nebelbank hinunter). Noch ein paar Spitzkehren und vor uns steht unerwartet rasch das Portal des Tunnels.

    Auf dem Susten bei vielleicht noch 8 Grad, leichtem Regen, praktisch keiner Aussicht und kaltem Wind, hielten wir uns nur ganz kurz auf und fuhren dann rasant durch das Gadmental nach Innertkirchen hinunter. Die Abfahrt hat ein paar kritische Stellen durch dunkle, unbeleuchtete Tunnels, in denen man nie ganz sicher über die Qualität der Fahrbahn ist. Manche Flickstellen und die Nässe in den Tunnels machen auf die Dauer unsicher. Landschaftlich ist die Strassenführung allerdings sehr schön angelegt. Steilen und engen Felspartien folgen wieder Fahrten durch Tannenwälder und über Weidegelände. Fast unzählige und teils rechte enge Spitzkehren im oberen Teil. Ab Gadmen wird dann die Strassenführung etwas ruhiger. Flache, schnelle Stücke wechseln ab mit langgezogenen Kurven bis fast nach Innertkirchen hinunter. Am heutigen Tag hält sich auch der Verkehr in engen Grenzen. Ausser ein paar Motorrädern und einem bisschen Lokalverkehr sind wohl nur die Begleitfahrzeuge der Velofahrer unterwegs.

    Auch in Innertkirchen wurden wir von einer weiteren Kollegin grosszügig mit zusätzlichen Bananen und Schokolade versorgt. Wir wechseln ein paar Worte, ziehen die wärmenden Kleider ab, da sich am Himmel tatsächlich erste Anzeichen von Sonne und Wärme ankünden.

    Während der Auffahrt auf den Grimsel, genehmigten wir uns in Guttannen ein kurzes Mittagessen. Zeitweise schien sogar die Sonne, aber ab dem zweiten Stausee fuhren wir im dichten Nebel. Die Strasse ist durchgehend gut ausgebaut. Vielleicht auch deshalb, herrscht heute ein reger Betrieb. Unzählige Motorräder die sich gegenseitig den Grimsel hinaufzujagen scheinen, dazwischen Sportwagen mit den gleichen Absichten. Da stehen dann eigentlich nur noch die vielen Autos der bergungewohnten Touristen im Weg, um ein eigentliches Passrennen abhalten zu können. Ausser einer ersten steilen Passage kurz vor der ersten Staumauer, ein angenehmer Pass auch mit landschaftlich recht reizvoller Strassenführung, wenn nur nicht so viel Verkehr herrschen würde. Vom unteren Stausee geht es dann ein Stück flach weiter und schon bald erkennt man die zweite Staumauer. In unserem Falle, heute Nachmittag, hängt darüber eine dicke Nebelwand. Auf dem Pass angekommen, es ist nasskalt, windig, Sicht beinahe null, schnell etwas überziehen, eine weitere Banane verschlingen und weg auf die Abfahrt nach Gletsch.

    Nach wenigen Spitzkehren und nur gerade 6 Kilometer Fahrt für die etwa 400 Meter Höhendifferenz kommen wir bereits in Gletsch an. Die lang ersehnte Sonne will uns hier, zusammen mit einem angenehm warmen Lüftchen aus dem Wallis etwas aufwärmen. Dazu im Hintergrund das Zischen und Fauchen einer der Dampfloks der Dampfbahn Furka-Bergstrecke. Alles in Allem, ideale Verhältnisse für den dritten Pass, die Furka.

    Die Auffahrt auf die Furka erfolgt auf einer sehr schön ausgebauten und nicht allzusteilen Strasse. Anfänglich ein paar Spitzkehren, die einen Blick hinunter ins Wallis zulassen. Dank dem aufsteigenden Wind werden wir dann regelrecht in das Rhonetal und damit auf die Furka gestossen. Nichts destotrotz fahre ich in der für heute letzten Steilrampe, unterhalb des Hotels Belvédère in eine Krise hinein. Bananen, Schokoriegel, Sponsors “Blutorange” und normales Wasser helfen über das Gröbste hinweg. Ansonsten keine besondere Herausforderung. Glücklicherweise auch kaum Verkehr ausser den üblichen Motorrädern. Die Passhöhe überqueren wir dicht unterhalb der Nebeldecke.

    In der Abfahrt bis Andermatt weht uns allerdings einmal mehr ein eisig kalter Wind entgegen. Die Strasse auf der Urnerseite ist eher schmal, nicht so gut ausgebaut und hat im oberen Teil ziemlich viele Flickstellen. Die Strassenführung lässt aber immer wieder wunderbare Blicke auf das Urserental und die Dampfbahnstrecke zu.

    Kurz nach sechs Uhr ist für mich mein erstes und letztes(?) Alpenbrevet bereits Geschichte.

    Details zur heutigen Fahrt:
    122.02KM
    60.3 KM Maximale Geschwindigkeit
    3474 Höhenmeter
    8:13 Fahrzeit
    14.8 KM/h Durchschnitt
    7 Grad Tiefste Temperatur 1 Meter über der Strasse
    17% Steilste Steigung

  • Mittagessen im Tessin

    Ein wolkenloser Himmel begrüsste mich heute Morgen in Andermatt. Vielleicht etwas kühl, aber dennoch beste Voraussetzungen für eine Mehrpässe-Fahrt.

    Schon lange hatte ich die Idee, über Oberalp und Lukmanier ins Tessin zu gelangen.

    Die Oberalp von Andermatt her bietet keine besondere Schwierigkeit. Gute Strasse, Steigung irgendwo um 6 – 8 %, früh am Morgen noch kaum Verkehr. Der grösste Teil der Höhendifferenz wird auf den ersten sechs Kilometern überwunden. Ungefähr ab dem Nätschen kann in höheren Gängen anfänglich über Weidland, später durch die Gallerie parallel zur Furka-Oberalp-Bahn, geradelt werden.

    Dann die Abfahrt durch die Surselva hinunter bis Disentis, ebenfalls meistens gut ausgebaute Strasse. Dank des fortschreitenden Tages wird es laufend auch immer wärmer. In Disentis dann der letzte Knick in der Strasse und die Mitteilung am Dach einer grossen Sagerei, dass die Passhöhe nun noch 20.5 Kilometer weit entfernt ist. Kurz darauf beginnt die “Rampe”.

    Der Aufstieg zum Lukmanier-Pass verläuft stufenförmig. Während 20 Km wechseln sich relativ flache Teile mit teils anspruchsvollen Steigungen ab. Am Anfang, auf der Seite von Disentis, gibt sich das Tal einen sehr engen, fast unfreundlichen Ausdruck, weitet sich dann aber nach der Passage von Galerien ziemlich aus. Eine herrliche Berglandschaft mit vereinzelten Maiensässen und mehreren kleinen Dörfern entlang der Passstrasse dürfen passiert werden. An diesem Morgen, ausser ein paar talwärts surrenden Velofahreren und knatternden Motorrädern kaum ein Leben auf der Strasse. Eidechsen sonnen sich am Strassenrand, verschwinden aber beim Herannahen blitzartig zwischen den Steinen. Weiter oben an den Hängen, pfeifen immer wieder Murmeltiere.

    Die Abfahrt ins Tessin führt im obersten Teil durch einen sehr schönen lichten Tannenwald der an manchen Stellen zum Picknick einzuladen scheint. Auch auf dieser Seite eine sehr gut ausgebaute Strasse, die selbst mit dem Velo grosse Tempi zulässt. Einzelne Stellen, wie auch auf der Bündnerseite, sind noch ausgelegt mit Betonplatten und den damit unweigerlich auftretenden Schlägen über Fugen und Stossstellen. Manche Platten weisen wahrscheinlich Schäden des Frostes auf und sind dann mit Teer übergossen und geflickt. Wegen der mittäglichen Hitze, beginnt sich die Abfahrt etwa ab Olivone in die Länge zu ziehen. Es wird immer wärmer und trockener. Ein leichter Gegenwind sorgt ebenfalls für eine trockene Kehle. Ich bin ich jedenfalls froh, nach etwa 40 Kilometer Abfahrt endlich in Biasca im Bahnhof mein Mittagessen einnehmen zu können.

    Frisch gestärkt, mit gefüllten Bidons und gekauftem Mineralwasser (für alle Fälle), mache ich mich auf den Weg nach Airolo. Anfänglich noch mit leichtem Rückenwind, war die Hitze an diesem Nachmittag einigermassen erträglich. Spätestens in den Spitzkehren von Faido und später kurz vor Airolo, stieg mein Wasserkonsum explosionsartig an.

    In Airolo angekommen überlegte ich lange: öffentlicher Verkehr nach Andermatt (via Göschenen) oder Tremola und Gotthardpass?

    Die Tremola reizte mehr, zumal es sich nur um 12 Kilometer handeln sollte. Davon mindestens 10 als Kopfsteinpflaster. Die ersten paar Kilometer bis über Airolo hinauf verlangten einiges an Kraft. Ich musste mich zuerst an die ewige Schüttlerei auf dem Kopfsteinpflaster gewöhnen und war auch immer wieder auf der Suche nach “ruhigeren” Stellen. Die Strassenführung selber gibt immer wieder schöne Ausblicke auf Airolo und das Tessin. Etwas verwirrlich ist das Durcheinander von Autobahn, Umfahrungsstrassen, Kantonsstrassen und die Abzweigung zum Nufenen. So etwa ab der Kaserne über Airolo begann ich zu leiden und zu frieren. Der Rückenwind hatte gekehrt und pfiff nun eisig kalt vom Gotthard herunter. Die Strasse vorübergehend ohne Kopfsteinpflaster, sondern nur als Betonplatten und geteerte Fahrbahn, bis zum definitiven Eintritt in das Tal der Tremola.

    Da stand sie vor mir. Steinig, schmal, zittrig wegen des Kopfsteinpflasters und eisig kalt wegen des Gegenwindes vom Gotthard herunter. Die Tremola.
    Wegen aufkommenden Hungers und Kälte futterte ich weitere Bananen, später Schokolade, zog mir Ärmelstulpen und Knielinge über und machte mich gemächlich an die Eroberung der Kehren. Jede kleine Strecke talaufwärts (mit Rückenwind) eine Erholung. Dann, endlich die Passhöhe. Die letzten Sonnenstrahlen verschwinden gerade hinter den Bergen.

    Noch mehr Kleider anziehen und eiligst nach Andermatt ins Hotel.

    Details zur heutigen Fahrt:
    159.05 KM
    62.2 KM Maximale Geschwindigkeit
    3268Höhenmeter
    8:50 Fahrzeit
    17.9 KM/h Durchschnitt
    17% Steilste Steigung
    Kartenausschnitt, blauer Teil: 12. August, blauer Teil

  • Wassen

    Eine erste Zwischenstation auf meiner Alpentour ist erreicht.

  • Brugg – Andermatt

    Heute Morgen nach einem ausgiebigen Morgenessen schnallte ich mir mein gefülltes Rucksäckli an den Rücken und fuhr mit dem Renner in Richtung Innerschweiz. Ich wählte meine Lieblingsroute über Bremgarten und dann stets auf den Hügeln östlich der Reuss, bis Zug, dem Zugersee und Lauerzersee entlang nach Brunnen. Mittagessen in Flüelen am Vierwaldstättersee.

    Mit einem guten 27er-Schnitt, leichtem Rückenwind und leichte Bewölkung am Himmel begann ich in Amsteg den Aufstieg durch die Schöllenen.

    Schon bald machte sich jetzt das Gewicht des Rucksacks unangenehm bemerkbar. Trotz der aufkommenden Kühle in diesem engen Tal, kam ich immer mehr ins Schwitzen.

    Die Schöllenen, befahren vom Radfahrer auf der alten Strasse, gleicht manchmal einer riesigen Geisterlandschaft, dann wieder einer riesigen Modellbahn. Auf engstem Raum teilen sich hier die Schweizerische Bundesbahn, die Autobahn und die Kantonsstrasse den Platz ein. Während sich die Bahnlinie, die Höhe mit ihren Kehrtunnels erkämpft, die Autobahn mit einer scheinbar gleichbleibenden Steigung in die Höhe kurvt, hat der Velofahrer auf der Kantonsstrasse ab und zu das Vergnügen, sich auf einer waagrechten, vielleicht sogar leicht abfallenden Strecke zu erholen, nur um gleich anschliessend die verlorenen Höhenmeter wieder nacharbeiten zu können. Auf der Kantonsstrasse tummeln sich heute Nachmittag nebst Heerscharen von talwärts fahrenden Velofahrern, ein bisschen Lokalverkehr, sowie vereinzelte Motorradfahrer fast niemand auf der Strasse. Die Strasse führt denn auch durch Dörfer, die man höchstens von Modellbahnanlagen kennt und in denen niemand zu wohnen scheint. Wassen, als kleiner Verkehrsknotenpunkt und Eingangstor in das Meiental und den Sustenpass, spielt da die Ausnahme. Selbst Göschenen, früher unter anderem wichtiger Eisenbahnort, scheint heute eingeschlafen zu sein.

    Erst nach Göschenen, wenn die Umfahrungsstrasse wieder in die Kantonsstrasse einmündet, geht der Verkehr richtig los. Plötzlich ein dichtes Gedränge von bergwärtskriechenden Wohnmobilen, dazwischen nervös mit dem Gasgriff spielenden Motorradfahrern und kurvenschneidenen einheimischen Fahrzeugen. Als Velofahrer hat man jetzt ein richtig schwieriges Leben. Die langgezogenen, Schall-widerhallenden und steilen Galerien, machen es fast unmöglich, die verschiedenen Verkehrsteilnehmer von berg- und talwärtsfahrenden Fahrzeugen und deren Geschwindigkeit richtig einschätzen zu können. Die Strassenführung selber gibt ab und zu schöne Ausblicke auf die weiter unten liegenden Kehren. Ich bin froh, endlich die Teufelsbrücke neben dem Suworow-Denkmal erreicht zu haben und damit auch wieder den schützenden Veloweg neben dem Bahngeleise der Furka-Oberalpbahn erreicht zu haben. Mehr Details zu dieser geschichtsträchtigen Strasse auf den entsprechenden Seiten von Wikipedia. 

    Nach vier Uhr war es geschafft, das Tal öffnete sich und ich fuhr in Andermatt ein.

    Details zur heutigen Fahrt:
    129.27 KM
    62.4 KM Maximale Geschwindigkeit
    1651 Höhenmeter
    5:50 Fahrzeit
    22.1 KM/h Durchschnitt
    16% Steilste Steigung