Als Aargauer unterwegs

Spass auf schmalen Reifen

Mittagessen im Tessin

Ein wolkenloser Himmel begrüsste mich heute Morgen in Andermatt. Vielleicht etwas kühl, aber dennoch beste Voraussetzungen für eine Mehrpässe-Fahrt.

Schon lange hatte ich die Idee, ĂĽber Oberalp und Lukmanier ins Tessin zu gelangen.

Die Oberalp von Andermatt her bietet keine besondere Schwierigkeit. Gute Strasse, Steigung irgendwo um 6 – 8 %, frĂĽh am Morgen noch kaum Verkehr. Der grösste Teil der Höhendifferenz wird auf den ersten sechs Kilometern ĂĽberwunden. Ungefähr ab dem Nätschen kann in höheren Gängen anfänglich ĂĽber Weidland, später durch die Gallerie parallel zur Furka-Oberalp-Bahn, geradelt werden.

Dann die Abfahrt durch die Surselva hinunter bis Disentis, ebenfalls meistens gut ausgebaute Strasse. Dank des fortschreitenden Tages wird es laufend auch immer wärmer. In Disentis dann der letzte Knick in der Strasse und die Mitteilung am Dach einer grossen Sagerei, dass die Passhöhe nun noch 20.5 Kilometer weit entfernt ist. Kurz darauf beginnt die “Rampe”.

Der Aufstieg zum Lukmanier-Pass verläuft stufenförmig. Während 20 Km wechseln sich relativ flache Teile mit teils anspruchsvollen Steigungen ab. Am Anfang, auf der Seite von Disentis, gibt sich das Tal einen sehr engen, fast unfreundlichen Ausdruck, weitet sich dann aber nach der Passage von Galerien ziemlich aus. Eine herrliche Berglandschaft mit vereinzelten Maiensässen und mehreren kleinen Dörfern entlang der Passstrasse dürfen passiert werden. An diesem Morgen, ausser ein paar talwärts surrenden Velofahreren und knatternden Motorrädern kaum ein Leben auf der Strasse. Eidechsen sonnen sich am Strassenrand, verschwinden aber beim Herannahen blitzartig zwischen den Steinen. Weiter oben an den Hängen, pfeifen immer wieder Murmeltiere.

Die Abfahrt ins Tessin führt im obersten Teil durch einen sehr schönen lichten Tannenwald der an manchen Stellen zum Picknick einzuladen scheint. Auch auf dieser Seite eine sehr gut ausgebaute Strasse, die selbst mit dem Velo grosse Tempi zulässt. Einzelne Stellen, wie auch auf der Bündnerseite, sind noch ausgelegt mit Betonplatten und den damit unweigerlich auftretenden Schlägen über Fugen und Stossstellen. Manche Platten weisen wahrscheinlich Schäden des Frostes auf und sind dann mit Teer übergossen und geflickt. Wegen der mittäglichen Hitze, beginnt sich die Abfahrt etwa ab Olivone in die Länge zu ziehen. Es wird immer wärmer und trockener. Ein leichter Gegenwind sorgt ebenfalls für eine trockene Kehle. Ich bin ich jedenfalls froh, nach etwa 40 Kilometer Abfahrt endlich in Biasca im Bahnhof mein Mittagessen einnehmen zu können.

Frisch gestärkt, mit gefüllten Bidons und gekauftem Mineralwasser (für alle Fälle), mache ich mich auf den Weg nach Airolo. Anfänglich noch mit leichtem Rückenwind, war die Hitze an diesem Nachmittag einigermassen erträglich. Spätestens in den Spitzkehren von Faido und später kurz vor Airolo, stieg mein Wasserkonsum explosionsartig an.

In Airolo angekommen überlegte ich lange: öffentlicher Verkehr nach Andermatt (via Göschenen) oder Tremola und Gotthardpass?

Die Tremola reizte mehr, zumal es sich nur um 12 Kilometer handeln sollte. Davon mindestens 10 als Kopfsteinpflaster. Die ersten paar Kilometer bis ĂĽber Airolo hinauf verlangten einiges an Kraft. Ich musste mich zuerst an die ewige SchĂĽttlerei auf dem Kopfsteinpflaster gewöhnen und war auch immer wieder auf der Suche nach “ruhigeren” Stellen. Die StrassenfĂĽhrung selber gibt immer wieder schöne Ausblicke auf Airolo und das Tessin. Etwas verwirrlich ist das Durcheinander von Autobahn, Umfahrungsstrassen, Kantonsstrassen und die Abzweigung zum Nufenen. So etwa ab der Kaserne ĂĽber Airolo begann ich zu leiden und zu frieren. Der RĂĽckenwind hatte gekehrt und pfiff nun eisig kalt vom Gotthard herunter. Die Strasse vorĂĽbergehend ohne Kopfsteinpflaster, sondern nur als Betonplatten und geteerte Fahrbahn, bis zum definitiven Eintritt in das Tal der Tremola.

Da stand sie vor mir. Steinig, schmal, zittrig wegen des Kopfsteinpflasters und eisig kalt wegen des Gegenwindes vom Gotthard herunter. Die Tremola.
Wegen aufkommenden Hungers und Kälte futterte ich weitere Bananen, später Schokolade, zog mir Ärmelstulpen und Knielinge über und machte mich gemächlich an die Eroberung der Kehren. Jede kleine Strecke talaufwärts (mit Rückenwind) eine Erholung. Dann, endlich die Passhöhe. Die letzten Sonnenstrahlen verschwinden gerade hinter den Bergen.

Noch mehr Kleider anziehen und eiligst nach Andermatt ins Hotel.

Details zur heutigen Fahrt:
159.05 KM
62.2 KM Maximale Geschwindigkeit
3268Höhenmeter
8:50 Fahrzeit
17.9 KM/h Durchschnitt
17% Steilste Steigung
Kartenausschnitt, blauer Teil: 12. August, blauer Teil

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Autor: Urs

Würde mich eher als Tourenfahrer bezeichnen. Radfahren war schon in der Jugendzeit meine Leidenschaft. Doch auch dann schon eher für lange Ausflüge. Mit der Zeit gesellten sich die Fotographie dazu und teilweise beruflich bedingt auch das Interesse an IT, an Software. Damit war der Grundstein für dieses Weblog gelegt. Seit dem Jahre 2004 schreibe ich hier ziemlich regelmässig über meine Fahrten.

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