Einer der Pässe welche ich auf meiner Pässefahrt 2007 (Veltlinertour) gefahren bin.
Einer der Pässe welche ich auf meiner Pässefahrt 2007 (Veltlinertour) gefahren bin.
Die Fahrt beginnt in Thusis und führt erst einmal durch die Viamala – Schlucht. Felsig, eng und kühl ist es heute darin. Zudem bläst ein kühler Wind. Wegen der Enge verliert das GPS auch mehrmals den Kontakt zu den Satelliten. Bei der Aussichtsterrasse am unteren Ende der Schlucht hat es heute aussergewöhnlich viele Touristen, die einen Blick in die tiefe, vom Rhein in den Fels gefressene Rinne, werfen möchten.
Bald ist die Schlucht passiert und es folgt eine relativ grosse ebene Fläche. Erwähnenswert hier ist sicherlich das Kirchlein von Zillis mit seinen berühmten Malereien an der Decke.
Nach Andeer kommt schon bald der Einstieg in die Rofla-Schlucht. Zu unterst ein Stausee. Die Strasse folgt ihm, leicht ansteigend bevor es dann in die richtigen Kehrschleifen, vorbei am Restaurant Roflaschlucht geht. Auch hier ist die Schlucht wieder sehr eng. Ab und zu hat man von der Strasse einen freien Blick auf den noch kleinen Rhein (Hinterrhein) der doch schon beachtlich tosend durch das felsige Bachbett in die Tiefe strömt.
Nochmals folgt ein etwas flacheres Stück, bevor dann nach den letzten Kurbelumdrehungen durch steile Spitzkehren der Blick auf einen weiteren Stausee bei Sufers freigegeben ist. Erstmals sieht man hier etwas weiter als nur gerade an die nächste Felswand. Der Blick ist frei bis weit in den Hinterrhein hinauf. Eine flachere Strecke, grösstenteils direkt dem See entlang, bevor dann die weitere Kehren bis nach Splügen überwindet werden müssen. Über holpriges Kopfsteinpflaster führt der Weg durch Splügen. Ein Dorf, das sich grösstenteils an der Nordseite des Rheins befindet und seinen ursprünglichen Charakter behalten konnte. Links vom Rhein, beziehungsweise südlich des Rheins wurde der neue Dorfteil mit seinen Ferienwohnungen und Ferienhäuser gebaut. Vom Dorfplatz geht es leicht hinunter und dann ersteinmal ziemlich steil in die ersten Kehren der Passstrasse zum Splügen hinauf.
Ist man in Thusis gestartet und bis hier hinauf “durchgefahren”, werden die Serpentinen immer nahrhafter. Allerdings bekommt man durch die erarbeitete Höhe einen immer bessern Überblick über Dorf und Tal. Schon bald öffnet sich das Tal und die Strasse führt dann ohne Spitzkehren bis in den hinteren Talboden. Dort ist dann für vielleicht 400 Höhenmeter nochmals so richtig Spitzkehren – Fahren angesagt. In der Nähe des Restaurants befindet sich der Schweizer Zoll während der Italienische Zoll wohl noch etwa ein Kilometer weiter oben zu finden ist. Auf der Passhöhe selber habe ich die charakteristische Passtafel vermisst. Ein Gedenkstein über dem Pass, eine kleine Statue direkt neben der Passstrasse und ein Randstein mit der Höhenangabe 2113 Meter müssen hier wohl genügen. Heute ist der Splügenpass einmal mehr genau an der Wetterscheide. Während auf der Schweizerseite nicht klar ist, wie lange es wohl noch trocken bleiben wird, klart das Wetter in Richtung Chiavenna (Italien) auf. Ein eisiger Wind auf der Passhöhe, verhindert heute einen längeren Aufenthalt.
Die Abfahrt nach Chiavenna kann beginnen. Die ersten paar Höhenmeter bis zum Stausee hinunter sind bald vernichtet. Dem Stausee entlang werde ich von einem kühlen Rückenwind gestossen und schon neigt sich die Strasse wieder in die Tiefe. Teils ziemlich holprig, teils auf ganz neuem Belag fahre ich der Wärme entgegen. Ein paar unbeleuchtete Tunnels müssen durchfahren werden, eine kleine Gegensteigung bei Isola und immer wieder teils sehr steil abfallende Streckenabschnitte. Meist nur kurze Distanzen aber sicherlich weit über der 10%-Marke. Die Vegetation wird grüner, Dörfchen, eher kleine Gruppen von Rusticos huschen vorbei. Leute halten sich eigentlich keine auf, dafür werde ich laufend von Motorradfahrern überholt. Autos befinden sich auf dieser Strecke ebenfalls fast keine. Und schon bald steht die Ortstafel von Chiavenna am Strassenrand. Mittagessen direkt neben dem Kreisel am Verkehrsknotenpunkt von Chiavenna. Es wird auch Zeit, mich der Ärmlinge und Beinlinge zu entledigen, denn das Thermometer zeigt hier unten auf knapp 400 Metern bereits wieder 25 Grad an.
Am Nachmittag fahre ich dann zuerst in Richtung Comersee. Die Strasse ist stark befahren, ist ja anscheinend auch eine Hauptverbindung nach Mailand. Entlang des Comersees darf der Velofahrer die Tunnels nicht passieren. Das ist auch gut so, denn der Weg aussen herum, zwischen der Felswand und dem obersten Ende des Comersee ist sehr schön angelegt, schon fast idyllisch. Ich geniesse hier nicht nur die Ruhe vor dem Verkehr, sondern auch die Aussicht über den See an die weiteren italienischen Alpen. Schon bald ist die Abzweigung, weg von dieser Strasse ins Veltlin erreicht. Lange bin ich mir nicht sicher, ob das “Valtellina”, wie es hier bezeichnet ist, auch tatsächlich das Veltlin ist, aber so Bezeichnungen wie zum Beispiel “Sasella” oder auch die vielen Rebstöcke in der Ebene und dem unteren Ende an den Hügeln, lassen die Zweifel langsam schwinden. Die Strasse führt anfänglich durch einzelne hübsche Dörfchen, dann nach Valeriana über die Talebene der Adda und dann immer weiter nach Osten über Sondrio und weiter nach Tirano.
Vermutlich wäre es besser gewesen, ich hätte die Talseite nicht so schnell gewechselt, denn hier ist der Verkehr zu Hause. Meist zwar schöne, breite Strassen, zum Preis der Langeweile. Meist führt der Weg um die Dörfer herum, ist oftmals während langen Kilometern schnurgerade, kaum ein Baum, geschweige denn eine Wasserstelle. Höchstens Tankstellen mit Shops. Das Thermometer ist in der Zwischenzeit auf weit über 30 Grad angestiegen.
Schon während eines längeren Teiles der Fahrt mache ich mir Gedanken zum morgigen Tag. Einerseits reizen mich die Höhenmeter vom Apricapass und Mortirolo, andererseits möchte ich morgen ohne Hetzerei über die Bernina kommen und wenn möglich auch noch den Julier anschliessen. Kurz vor Tresenda, dort wo die Abzweigung für die Auffahrt auf den Apricapass erwartet werden muss, ziehe ich mich deshalb an einen ruhigen, vielleicht auch kühlen, Waldrand zum Kartenstudium und zur längst fälligen Verpflegungspause zurück.
Nach längeren Überlegungen, Kartenstudium, Routenplanungen komme ich dann zum Schluss, in Tirano, am Fusse der Bernina zu übernachten und in der morglichen Kühle und mit noch frischen Beinen den Berninapass in Angriff zu nehmen.
Nach nur noch wenigen Kilometern treffe ich deshalb in Tirano ein, und finde im Hotel Bernina, ganz in der Nähe des Bahnhofes auch ein Zimmer. Ein vorzügliches Nachtessen mit Produkten aus der Umgebung, unter anderem auch dem Veltliner und dem Grappa, beschliesse ich diesen ersten Tag meiner Veltlinertour.
Der Morgen steht im Zeichen der Bernina. Es ist noch sehr kühl, als ich das Hotel kurz nach acht Uhr verlasse. Beinlinge und Armlinge habe ich vorerst mal eingepackt, denn nur wenige Meter vom Hotel entfernt beginnt bereits die Steigung. Und wie! Spätestens ab der Schweizer Grenze dürfte das dauernd 10 und mehr %-Steigung gewesen sein. Das Tal ist noch bis weit hinauf im Schatten. Oft weht ein kühler Wind, nicht weiter störend für mein Tempo, aber halt sehr kühl.
Nach etwa einer Stunde ist der schlimmste Teil überstanden. Ich bin in Miralago angekommen. Ein paar flache Kilometer an der Sonne, bis nach Poschiavo hinüber tun den Beinen und auch dem Kopf gut. Ich bin spätestens jetzt überzeugt, dass der Entscheid auf Aprica und Mortirolo zu verzichten, genau richtig waren. In der nachmittäglichen Hitze und mit schon einigen Höhenmetern in den Beinen, hätte ich da wahrscheinlich noch viel mehr gelitten.
Nach Poschiavo geht es dann mit der Steigung weiter. Meist etwas weniger als im ersten Teilstück von heute Morgen, mit kurzen, fast flachen Stücken dazwischen. Immer wieder die Möglichkeit da und dort eine Foto zu schiessen. Immer wieder waldige, schattenspendende Teilstrecken, entlang von noch kühlen Felswänden, hie und da eine Spitzkehre. Ab und zu einen freien Blick auf die umliegenden Berge. Welch imposantes Panorama. Ich nähere mich der Waldgrenze. Auf dem letzten flachen Stück, auf einer Alp, etwa 400 Meter unter der Passhöhe, schalte ich eine kleine Pause ein. Verpflegung, Wasser, Beine etwas ausschütteln.
Dann die letzten paar Kilometer und vor allem die letzten Höhenmeter. Das Panorma wird immer imposanter, die Abzweigung nach Livigno ist vorbei, gerne möchte ich nochmals eine Foto vom Berninamassiv schiessen. Doch die Beine haben einen so guten Rhythmus, dass ich dieses Vorhaben wenn immer möglich auf die Passhöhe verschiebe. Kurz nach 12:00 Uhr ist es geschafft. Die Passtafel steht da, darum herum viele Motorradfahrer, und ein paar andere Velofahrer die sich da gegenseitig fotographieren.
Wie schon auf der ganze Strecke heute morgen: schönstes Wetter, die Temperatur steigt trotz des Höhengewinnes leicht an, geblieben ist der vorerst noch kalte Wind. Ziehe deshalb schon nach kurzer Zeit meinen Regenschutz über und verlasse die Passhöhe in Richtung Pontresina und Samedan. Unterwegs dann doch noch schnell eine Foto hinüber zum Morteratschgletscher.
In Samedan schlägt die Kirchenuhr gerade ein Uhr, als ich meinen Renner an die Wand des Hotels Terminus stelle. Mittagszeit, Verpflegung, Kraft für nächste Höhenmeter.
Für die Fahrt über St. Moritz nach Silvaplana benütze ich die alte Verbindungsstrasse über Celerina und St. Moritz Dorf. In Silvaplana geht es durch das schmale Dorf und dann steht die Rampe von Passstrasse vor mir. Schier endlos lang und fast senkrecht kommt sie mir vor, wenigstens bis zur zweiten Spitzkehre, dann wird es endlich etwas flacher. Nochmals ein paar Spitzkehren, die Aussicht auf das Oberengadin wird immer besser. Auf dem See bei Silvaplana herrscht heute buntes Treiben. Motorboote ziehen farbige Fallschirme hinter sich her, denn im Tal unten windet es ziemlich kräftig. Hier oben aber wird es zunehmend windstiller und damit auch immer wärmer.
Die paar wenigen Kilometer bis zur Passhöhe kommen mir plötzlich unendlich lange vor, doch nach drei Uhr ist auch das geschafft. Es bleibt nicht mehr viel Zeit für eine Passfoto und schon bald muss ich diesen Pass wieder verlassen, hinunter, mindestens nach Tiefencastel, besser wäre natürlich Thusis, damit meine Rundfahrt eben einen sauberen Abschluss erhält.
Aus früheren Fahrten mit dem Auto über den Julier, kenne ich die Strasse einigermassen. Über weite Strecken wurde die Strasse saniert und lässt selbst mit dem Renner hohe Tempi zu. Zwischendurch allerdings rattert und holpert es noch gewaltig. Da ich einigermassen pressieren muss, die letzten etwa 40 Kilometer bis nach Thusis hinter mich zu bringen, gibt es von diesem Streckenabschnitt auch keine Fotos mehr. Zu allem Übel muss ich auf den beiden längeren Geraden vor Rona und nach Savognin auch noch gegen einen kräftigen Gegenwind ankämpfen.
Meinen Renner stelle ich aber doch um 17:15 in Thusis an die Wand des Bahnhofes. Der Zug fährt um 17:33 so bleibt noch genügend Zeit für einen Besuch im Kiosk und das Lösen der Tageskarte für den Renner.