Als Aargauer unterwegs

Spass auf schmalen Reifen

Aufgefallen

Auf meinem neuen Arbeitsweg erhalte ich unter anderem auch die Gelegenheit, neue, oder vielfach eben nur, andere, Züge zu benützen. Brugg, als das eine Ende meiner täglichen Pendlerei, hat das Glück an viel befahrenen und entsprechend gut bedienten Bahnstrecken zu liegen. Von Zürich herkommend trennt sich hier die Strecke in Richtung Bözberg, Fricktal und Basel von der anderen Strecke Richtung Aarau, Olten und Bern. Auch Richtung Birrfeld, Othmarsingen mit weiteren Verzweigungen nach Lenzburg oder nach Luzern ist eine weitere Abzweigungsmöglichkeit, tut aber heute in diesem Zusammenhang weiter nichts zur Sache.

So ist man in Brugg in der bevorzugten Lage, im Halbstundentakt einen Schnellzug entweder auf der Strecke Bern – Olten – Aarau – Brugg – Baden – ZĂĽrich oder aus dem Fricktal (Frick – Brugg – Baden – ZĂĽrich) besteigen oder verlassen zu können. Kommen dazu noch ein paar S12-ZĂĽge, die wir als Brugger wegen der längeren Fahrzeit nach ZĂĽrich kaum benĂĽtzen. Die SchnellzĂĽge, auch die S-Bahn, durchwegs gutes und recht modernes Rollmaterial.

Mit meinem neuen Arbeitsweg an das andere Stadtende von ZĂĽrich, eben am Hauptbahnhof vorbei, muss ich jetzt auf diese gute Bedienung verzichten. DafĂĽr erhalte ich stĂĽndlich einen Schnellzug bis fast vor die TĂĽre des Arbeitgebers in ZĂĽrich-Oerlikon.

Dabei ist mir das unterschiedliche Rollmaterial aufgefallen. Morgens um 6:20 fährt ein Neigezug ein. Einer jener schmalen, weissen Züge, bei denen meist zwei Kompositionen unterwegs sind. Man kann über seine Fahreigenschaften geteilter Meinung sein, mir gefällt er. Fährt ruhig und angenehm. Ab und zu kommt ein Ersatzzug: doppelstöckig, ähnlich ruhige Fahreigenschaften und deshalb auch nichts weiter zu bemängeln.

Doch am Abend, zum Beispiel am Gründonnerstag, glaubte ich mich ins Museum versetzt: Ältestes Wagenmaterial, keine Klimaanlage, Gerumpel und Getöse ohne Ende, durchgesessene Sitze, enge Platzverhältnisse, verblichene Beschriftung. Da es ein warmer Tag war, wurden auch die Fenster noch ein bisschen geöffnet, was den letzten Hauch von angenehmen Fahrgefühl definitiv aus dem Fenster sog. Ich glaubte mich in meine Jugendzeit zurückversetzt, irgend eine Schulreise mitte der 60er Jahre. Zugegeben, es ist nicht immer ganz so schlimm, muss es aber auch nicht sein.

Ăśber Ostern geriet mir dann die Zeitung mit der erklärenden Titelzeile in die Finger: “Vom Abstellgleis zum Flughafen”. Bekannt gemacht worden ist diese Strecke vor Jahren von den SBB unter dem Namen Flugzug, da sie Basel stĂĽndlich mit dem Flughafen ZĂĽrich verbindet. Es ist tatsächlich so, dass ausgerechnet auf dieser, “meiner” neuen Strecke, 12 antike ZĂĽge durch den Aargau hin und her rollen. Die besseren ZĂĽge, die moderneren, werden nämlich auf der Strecke Basel – Domodossola als Ersatz fĂĽr den kränkelnden Cisalpino eingesetzt.

Die Aargauer haben sich jetzt bei den SBB zwar beschwert, doch noch mehr leiden müssen (glaub ich wenigstens) die Basler. Denn sehr viele Passagiere steigen jeweils in Zürich-Alstetten dazu. Kaum einer verlässt den Zug bis Brugg. Auffällig ist auch, wie viele Notebooks in diesem Zug jeweils auf den Knien der Passagiere ruhen. Und die müssen alle ohne Stromversorgung bis Basel durchkommen.

Die Lehre von der Geschichte: Auch mit vollem Akku im Notebook, wird die Harddisk-Crash-Sicherung zu verhindern wissen, dass bei dieser Rüttelei kaum etwas sinnvolles gearbeitet werden. 🙂

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Autor: Urs

Würde mich eher als Tourenfahrer bezeichnen. Radfahren war schon in der Jugendzeit meine Leidenschaft. Doch auch dann schon eher für lange Ausflüge. Mit der Zeit gesellten sich die Fotographie dazu und teilweise beruflich bedingt auch das Interesse an IT, an Software. Damit war der Grundstein für dieses Weblog gelegt. Seit dem Jahre 2004 schreibe ich hier ziemlich regelmässig über meine Fahrten.

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