Als Aargauer unterwegs

Spass auf schmalen Reifen

Swiss Border Ride 2006; 8. Promontogno nach Tösens (A)

Die gestrigen Gewitter hatten sich wieder längst verzogen, das Tal der Maira (Bergell) war wunderbar kühl. Es wehte ein leichter Wind von oben herab. Das Morgenessen im Hotel Fanconi war wunderbar. Ruchbrot, vermutlich ein Alpkäse aus der Gegend, Jus und sogar ein Birchermüesli mit Früchten aus der Gegend. Entdeckte darin jedenfalls Blaubeeren und möglicherweise auch Stachelbeeren. Der Verdacht liegt nahe, dass ich auch in diesem Hotel wiederum der einzige Gast war.

Ich hatte mich auf einen längeren Fussmarsch eingestellt und deshalb bereits von Beginn an die Mountainbike-Schuhe angezogen. Ich kam, vorerst noch fahrendenderweise gut vorwärts. Die 1000 – Höhenmeterkurve war sofort geknackt, auch die 1400 – Linie bot noch kein besonderes Problem. Doch nach Vicosoprano, machte die Strasse einen regelrechten Knicks. Aus, marschieren war angesagt. Doch wenig später, wieder deutlich flacher, ein Plateau, es hätte eine riesige Picknickwiese sein können. Dann die vielen, schmalen und vor allem steilen Spitzkehren der vielleicht letzten 300 Meter doch zu Fuss. Kurz nach 11 war es jedenfalls geschafft. Der kĂĽhle Malojawind wehte um meine heissen Waden. Ein paar Fotos von der Passhöhe und dann weiter in Richtung St. Moritz. Ich bummelte so vor mich hin und genoss die Ausblicke auf die Seen und die dahinterliegende Bergwelt.

In den letzten Kehren des Maloja herrschte ein grosses Verkehrsaufkommen. Klar: Samstag = Töfftag und Ferienverkehr zusammen. Doch später im Engadin beruhigte sich dies allerdings wieder. Keine Ahnung wo die Ausflügler sich alle verdrückt hatten.

Am See von St. Moritz, vermutlich auf dem einzigen Bank im Schatten, verarztete ich meine FĂĽsse, verpflegte mich, studierte die Karte. Denn es standen jede Menge Entscheide aus: Variante 1: Pontresina – Bernina – Stilfserjoch – Umbrail – Reschenpass – Landeck, oder Variante 2: Pontresina – Bernina – Livigno – Ofenpass – Reschenpass – Landeck, oder Variante 3: Zernez – Susch – FlĂĽela – Davos – Bodensee (die CH-Grenze innenherum) oder Variante 4: Zernez – Schuls – Landeck – Paznauntal – Silvrettahochalpenstrasse (die CH-Grenze aussenherum)?

Bald war klar: bei dieser Hitze wollte ich etwas “oben durch”. So entschloss ich mich fĂĽr die Variante 4, also CH-Grenze aussenherum.

Bald sass ich wieder auf dem Renner, immer mit leichtem Druck auf die Pedale, so dass die FĂĽsse die Kette gerade noch spĂĽrten, nach Zernez hinunter. Ein leichtes auf und ab, etwas Gegenwind, ein kleiner Regenschauer und kurz nach 14 Uhr Mittagessen in Zernez. Es ging alles sehr schnell, so dass ich nach einer knappen Stunde schon wieder auf dem Renner in Richtung Ă–sterreich sass.

Das Engadin ist echt schön. Immer wieder die Ausblicke vom Haupttal in die Seitentäler, dann auch die vielen Seen im obersten Teil. Überall werden Wiesen mit Wasser besprengt. Wasser hat es überhaupt überall. In Jedem Dorf, ein bis zwei Brunnen. Die Baumvegetation wechselt unmerklich von anfänglich fast ausschliesslich Lerchenwälder, mit der Zeit durchmischt mit Laubbäumen und dann immer mehr auch normalen Tannen. Der Inn, im obersten Teil noch ein kleines Bächlein, wird mit jedem passierten Seitental merklich grösser, bis er hier unten schon fast ein ausgewachsener Fluss ist. Merkwürdig allerdings seine Farbe. Ist die doch meist weisslich / grün. Auch die Strassenführung ist irgendwie merkwürdig: Mal hoch oben über dem Inn, dann meist nach einer steilen Abfahrt wieder auf der selben Höhe, nur um bald wieder weit über dem Inn zu sein. Ein paar heftige Gegensteigungen müssen schon kassiert werden, aber die Tendenz bleibt ja logischerweise dennoch bergab.

Ab fünf Uhr halte ich Ausschau nach einem Bett. Ein paar Möglichkeiten in wirklich kleinen Nestern lasse ich passieren und werde dann hier in Tösens, etwa 20 Kilometer vor Landeck, auf Anhieb fündig.

Scheint ein Töfffahrer-Hotel zu sein. Heisst “zum wilden Mann”, hat eine SuperkĂĽche, jedenfalls schmeckte die “Jagdherrenpfanne” schon mal sehr fein (Knöpfli, etwas GemĂĽse, 2 Schweinsfilet, Preiselbeerkonfi, serviert in einer kleinen Bratpfanne und zum Dessert Heidelbeerknödel mit VanillenglacĂ©).

Wie weit ich morgen komme, werde ich dann sehen. Von Landeck bis auf die Bielerhöhe stehen etwa 1200 Höhenmeter an. Glaube nicht, dass ich es bis Arbon schaffen werde, sondern werde mir dann vermutlich irgendwo im Rheintal ein Bett suchen.


 

Details zur heutigen Fahrt
schönster Sonnenschein Vormittag
Rennrad und Monoporter
Nachmittag schönster Sonnenschein
  134 Kilometer
58.1 KM Maximale Geschwindigkeit
1598 Höhenmeter
6:49 Fahrzeit
19.6 KM/h Durchschnitt
GPS-Aufzeichnung der Strecke GPS-Aufzeichnung der Strecke
GPS-Profil der Strecke GPS-Profil der Strecke
image Aktueller Stand der Kilometer in der Saison 2006
image Aktueller Stand der Höhenmeter in der Saison 2006
 
  FĂĽr diese Fahrt durfte ich fĂĽr die Aktion Kilometer gegen die Armut folgende Spenden entgegennehmen:

  • B. und G. aus L.; 100 Franken
  • Kirchenpflege der Römisch-katholischen Kirchgemeinde, Brugg; 160 Franken
  • I.H. aus B.; 50 Franken

. Danke.

 
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Autor: Urs

Würde mich eher als Tourenfahrer bezeichnen. Radfahren war schon in der Jugendzeit meine Leidenschaft. Doch auch dann schon eher für lange Ausflüge. Mit der Zeit gesellten sich die Fotographie dazu und teilweise beruflich bedingt auch das Interesse an IT, an Software. Damit war der Grundstein für dieses Weblog gelegt. Seit dem Jahre 2004 schreibe ich hier ziemlich regelmässig über meine Fahrten.

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