Als Aargauer unterwegs

Spass auf schmalen Reifen

3. Tag: Susa – Cesana

Ein überraschend reichhaltiges Buffet (wenigstens für italienische Verhältnisse) begrüsste zum Morgenessen. Weniger freundlich gab sich das Wetter. Überall drückten sich Nebel- und Wolkenfetzen herum. Ich hielt es jedenfalls nicht für nötig, mich mit Sonnencrème einzuschmieren.

Die Abzweigung und den Beginn der Auffahrt auf den Colle delle Finestre, zeigte mir mein GPS. Schon bald nach dieser Abzweigung fing die Steigung an. Gerade von Anfang an mindestens 10% und so sollte es auch bleiben bis am Schluss. Selbst in den unzählig vielen Spitzkehren, kaum eine Verschnaufpause. Hie und da vielleicht mal ein paar Meter weniger steil. Viel führt durch den Wald. In den Spitzkehren kann man ab und zu ins Tal oder an die anderen Berghänge hinüberschauen. Leider fing der Nebel schon bald eine graue Front am Talausgang zu bilden, so dass von dieser viel gepriesenen Pracht nicht mehr viel übrig blieb. Lange wird man im Wald vom Plätschern eines Baches begleitet. Die Strasse ist zwar schmal, aber tatsächlich fast makellos. Kaum ein Flicken. An der Strasse selber, aber auch im Wald sind immer wieder Stützmauern sichtbar.

Etwa auf 1600 Metern Höhe wechselt die Strasse vom Teerbelag plötzlich, wie vorhergesehen, auf Schotterpiste. Wobei, heute wenigstens Schotterpiste, masslos übertrieben ist. Klar, am Anfang lagen ein paar dicke Brocken (für de Touristen und die die es gern mögen?) im Weg, und das Regenwasser hatte die Strasse ausgespühlt. Doch nach ein oder zwei Kilometern wurde offensichtlich mit viel Sand und Kies versucht, die gröbsten Unebenheiten glatt zu stellen. Jeder Feldweg bei uns sieht etwa so aus.

Im Tal selber ist nicht viel los. Unten durch ein paar Wasserfassungen, dann ein Schopf, vielleicht auch eine alte Alp, viel später ein Bauernhaus mit drei oder vier kläffenden Kötern, kurz vor der Passhöhe zwei abgestellte Wohnwagen. Zu meinem Erstaunen wurde die Strasse immer besser. Da gibt es neue Stützmauern, die Piste ist mit Sand gefällt, kaum mehr ein unangenehm grosser Brocken. Nach der letzten Spitzkehre, dann der befreiende Blick zur Passhöhe hinauf.

Heute hatte ich zwar etwas Pech mit der Aussicht, dafür vielleicht Glück mit der Wärme. Zusammen mit mir kam auch der Nebel auf der Passhöhe an. Es reichte gerade noch für ein paar Fotos, bevor er alles mit seinem grauen Schleier in Beschlag nahm. Ich fuhr auf der High-Speed-Strecke, eben die andere Seite des Passes etwas hinunter und wollte dort Mittagshalt machen. Doch als die ersten Regentropfen zu Boden fielen, packte ich meine Sachen wieder ein und fuhr weiter hinunter ins Tal.

Für das GPS war diese Seite Niemandsland. Aus dem Kartenstudium aber wusste ich, dass es eine Strasse geben musste, die oberhalb Depot, vielleicht auch oberhalb Finestre ins Tal gelangt. Das war mir deshalb wichtig, weil ich mir so etwa 300 Höhenmeter einsparen konnte. Ich hielt mich also nach Möglichkeit bei Verzweigungen immer an die obere Möglichkeit, sofern die geteert war. Ich landete oberhalb Usseaux im Tal, geschafft!

Ab dann ging es “nur” noch etwa sechshundert Höhenmeter bis nach Sestriere hinauf. Aber die waren trotz der geplanten Maximalsteigung von 6.8%, sehr hart.

Von Sestriere weiss man, dass die Passhöhe eigentlich mitten im Dorf ist. Doch die haben dort keine Passtafel oder so etwas montiert. So benutzte ich sicherheitshalber mal die Ortstafel zu diesem Zweck. Später dann, fast an der höchsten Stelle in Sestriere steht ein Denkmal wegen der damaligen Olympiade.

Die anschliessende Abfahrt nach Cesana hinunter verlief problemlos und langweilig. Ich war gezwungen hinter einem Schwertransporter die kurvige Strecke hinunterzufahren. Andere Velofahrer haben den mit kräftigen Pedaltritten überholt, doch mir blieb diese Möglichkeit mit dem Anhänger am Haken leider verwehrt. Hätte ja auf den Durchschnitt von heute auch wohl kaum mehr etwas gebracht.

Gestern, an einer Ampel, hielt mich ein braungebrannter, älterer Italiener an. Studierte das Plakat am Anhänger und fragte nach meinem Alter. Wir kamen auf den Colle delle Finestre zu sprechen. Sein Blick auf meine Ăśbersetzung am Renner, verriet den Kenner. Er als ehemaliger begeisterter Velofahrer liebte die Berge. Fuhr deshalb auch mehrmals ĂĽber den Finestre. Ich meinte, das gäbe fĂĽr mich morgen einen strengen Tag. Er meinte “non e duro, ma bella, bella.” Heute, am Tage danach, nehme ich ihm das doppelte “bella” ab, aber mein “duro” lasse ich trotzdem stehen.

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Heute auf dem Rad
Vormittag
Fahrrad

Roubaix mit Anhaenger

58.1KM

2337 HM
06:35 H

Nachmittag
bewoelkt_mit_einzelnen_Sonnenabschnitten

Grad

stark_bewoelkt

Grad

Autor: Urs

Würde mich eher als Tourenfahrer bezeichnen. Radfahren war schon in der Jugendzeit meine Leidenschaft. Doch auch dann schon eher für lange Ausflüge. Mit der Zeit gesellten sich die Fotographie dazu und teilweise beruflich bedingt auch das Interesse an IT, an Software. Damit war der Grundstein für dieses Weblog gelegt. Seit dem Jahre 2004 schreibe ich hier ziemlich regelmässig über meine Fahrten.

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