Als Aargauer unterwegs

Spass auf schmalen Reifen

Habsburger Gedenkjahr 2008, Teil I

Vorwiegend im Aargau finden in Form eines Gedenkjahres an die Habsburger dieses Jahr viele Veranstaltungen, Vorträge, Ausstellungen und Konzerte statt. Die offizielle Homepage dazu heisst natürlichHabsburg und zielt damit mitten ins Geschehen, nicht nur in die Geschichte, hinein.

In diesem Rahmen besuchte ich heute Abend auch eine Veranstaltung, die die beiden Jahreszahlen 1108 und 1308, eben 900 Jahre und 700 Jahre, zum Thema hatte.

Im Jahre 1108 wurde die Habsburg erstmals urkundlich erwähnt und im Jahre 1308 wurde König Albrecht der I, in Windisch, vermutlich am heutigen Standort der Kirche von Königsfelden, ermordet.

Ich verzichte hier auf die Wiedergabe all der komplizierten Verwandschafts- und Nachfolgeverhältnisse der Habsburger in jener Zeit. Am heutigen Vortrag war dies auch nur am Rande ein Thema, teilweise aber doch notwendig, um die Geschichte und die Überlieferung der damaligen Zeit überhaupt verstehen zu können. Der heutige Vortrag hatte denn auch als Hauptthema die beiden erwähnten Jahreszahlen 1108 und 1308.

Bei der Urkunde von 1108 handelt es sich um eine Schenkungsurkunde “behördlichen” Charakters, mit eingepresstem Siegel, geschrieben auf den damaligen möglichen Materialen, und bezeugt durch eine ganze Serie vom Abt und Kaiser, Königen, Herzögen, wie auch dem damaligen Grafen von Habsburg, die eine Schenkung bezeugten. In dieser Urkunde wurde die Habsburg auf dem WĂĽlpelsberg zum ersten Mal erwähnt. Die Burg begann ab dann der Habsburger-Dynastie als eigentliches Identifikationssymbol zu dienen. Die Urkunde und der Schenkungsakt sind historisch unbestritten.

Anders verhält es sich mit der Ermordung von König Albrecht I in Windisch, am ersten Mai 1308. Das Datum, der Ort und das Motiv decken sich in akzeptablem Rahmen in den Nacherzählungen von verschiedenen Quellen. Der Tathergang ist nur insofern deckungsgleich, als dass scheinbar der Neffe des habsburgischen Königs, Johannes von Schwaben, wegen Erbstreitigkeiten zugestochen hat. Je nach Quelle, hat er das alleine gemacht, oder bis hin zu einem eigentlichen Gemetzel mit mindestens drei Beteiligten (Messer in den Hals, Schwert durchs Herz, mit der Axt den Kopf gespalten). Auch die Grabstätte ist nicht überall die Gleiche. Bei den einen Erzählern ist es Wettingen, bei anderen ist es Königsfelden (war aber zu dieser Zeit noch gar nicht gebaut) und bei dem dritten war es nur vorübergehend Königsfelden bevor der Leichnam dann ins Ausland verlegt wurde.

Dass geschichtliche Überlieferungen teilweise so weit auseinanderliegen können, hat einerseits mit der damaligen politischen Situation zu tun, dann aber auch mit der Stellung des Schriftstellers zur beschriebenen Tat oder Person. Die einen schmückten ihre Erzählungen literarisch noch ziemlich aus und wollten damit möglicherweise vor anderen Königshäusern imponieren. Andere bewegten sich eher auf der sachlichen Ebene.

Der heutige Vortrag hat sich aber auch mit den Folgen dieses Mordes am 1. Mai 1308 auseinandergesetzt. Hätte es möglich sein können, dass sich die Schweizer Geschichte anders entwickelt hätte, wäre König Albrecht I nicht ermordet worden? Dazu muss man Wissen, dass die Habsburger zu jener Zeit eigentlich in einer militärisch eher geschwächten Position waren. War doch ihr Reich gespalten und mussten sie grosse Ländereien weit im Osten verteidigen und aufbauen. Zudem hatten sie Nachfolgeprobleme wegen ausbleibender männlicher Stammhalter. Sie waren zudem in der Innerschweiz immer wieder in Kämpfe mit den damaligen Waldstätten verwickelt und suchten möglicherweise auch einen Weg über den Gotthard nach Rom. Aus dieser Schwäche heraus waren sie gezwungen, den Waldstätten immer wieder Zugeständnisse zu machen.

Vieles hing nun davon ab, wie die damalige Rechtsprechung den Mord vom 1. Mai 1308 verurteilen wĂĽrde. War es ein “Unfall”, eine Handlung im “Affekt” oder sonst vielleicht etwas ähnlich “harmloses”, dann musste Johannes von Schwaben verurteilt werden. Wurde aber auf Mord verurteilt, so traf das die ganze Dynastie und alle Beteiligten dieser Mordtat mussten gefunden und verurteilt werden. Etwa zwei Jahre nach der Tat, wurde auf Mord verurteilt. Damit flohen alle Betroffenen, vorwiegend Habsburger, ins Ausland. Setzten sich als Schafhirten ab, bettelten um Gnade bei der Kirche, flĂĽchteten in Frauenkloster. Nur einer wurde gefunden und “auf das Rad” geflochten. Klar aber ist, dass dieser Mord die habsburgische militärische Kraft empfindlich schwächte. Es folgten fast zweihundert Jahre ohne Kaiser oder Könige (die etwas zu sagen hatten) aus diesem Hause.

So gesehen könnte ja die Wiege der Eidgenossenschaft zwischen Brugg und Windisch, auf der Höhe über der Reuss, in der heutigen Kirche von Königsfelden stehen. Doch wer bringt das den Urschweizern bei? (Zitat unseres Referenten von heute Abend)

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Autor: Urs

Würde mich eher als Tourenfahrer bezeichnen. Radfahren war schon in der Jugendzeit meine Leidenschaft. Doch auch dann schon eher für lange Ausflüge. Mit der Zeit gesellten sich die Fotographie dazu und teilweise beruflich bedingt auch das Interesse an IT, an Software. Damit war der Grundstein für dieses Weblog gelegt. Seit dem Jahre 2004 schreibe ich hier ziemlich regelmässig über meine Fahrten.

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